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Magazin – Porsche Klassik 01.2017

Das zweimal im Jahr erscheine Magazin Porsche Klassik aus dem Verlag Delius Klasing bringt mit jeder Ausgabe ausgewählte Geschichten aus der Historie von Porsche ans Licht. Die erste Ausgabe des Jahrgangs 2017 ist die mittlerweile schon die Elfte insgesamt und bietet für Fans der Marke aus Zuffenhausen wieder einige besondere Highlights.

So berichtet ein Artikel über den Schweizer Künstler Nicolas Hunziker, der in seinem Atelier in Los Angeles unter anderen großformatige Rennsportbilder mit Porsche-Motiven aus den 60er und 70er Jahren erschafft. Dabei ist seine Inspiration sein persönlicher Porsche 911 T, der für ihn zudem als Daily Driver fungiert. Das Modell aus dem 1968 erstand Hunziker vor zehn Jahren für 8.000 Dollar aus South Dakota und die Rückfahrt von knapp 2.000 Kilometer musste er gemeinsam mit seiner Frau Heather ohne Stoppen des Motors bewältigen. Am Morgen nach dem Kauf war der Anlasser plötzlich defekt und nur durch das Herabrollen einer Parkhausrampe startete der Porsche. Eine Geschichte die Hunziker bis heute mit dem 911 T verbindet der über einen Motor aus dem 911 S verfügt. Dieser zeigt sich im glänzenden Zustand während das Waschen des Wagens nach dem Kauf noch nicht einmal durchgeführt wurde. Dafür haben sich auf der Türinnenverkleidung Vic Elford, Jürgen Barth, Gijs van Lennep, Brain Redman, Tony Adamowicz und Hawden Ganley per Autogramm verewigt. Der Wagen verkaufte Hunziker auch nicht als ihm ein Interessante das Achtfache des Anschaffungspreises bot. Gerade die Ursprünglichkeit des Fahrens stellt für Hunziker ein wichtiges Element seines 911 dar und auch aus diesem Grund bleibt der Klassiker Hunziker erhalten. Seine Arbeiten und das Angebot sind dazu auch einen Blick wert und viele Rennsportgrößen gehören zu seinen Kunden.

Der Porsche 911 R ist in der Ursprungsversrion die im Jahr 1967 erstmalig vorgestellt wurde eine echte Rarität, lediglich 19 Exemplare wurden produziert. Das Magazin stellt eines dieser Exemplare vor und dabei lassen sich einige Details der Geschichte nachvollziehen, denn die Dokumentation des Exemplars wurde intensiv recherchiert und belegt. Diese weist den 911 R aus sechszehntes Modell aus und wurde im April 1968 an den französischen Rennfahrer und Unternehmer Claude Ballot-Léna geliefert. Erstaunlicherweise weist die Kardex-Karte eine Motorleistung von 170 PS statt 210 PS aus. Der 911 R wurde im Werk auf den Motor des 911 S umgerüstet und erhielt auch eine Auskleidung des Innenraums inklusive Fussmatten und eines normalen Sitzes. Ein so einmaliger Umbau. Nach nur drei Monaten wurde der 911 R/S-Zwitter wieder verkauft und sein neuer Besitzer Xavier Camprubi ließ Nummer 16 im Werk wieder umrüsten. Dieses nachzuvollziehen war keinesfalls einfach aber der belgische Händler Kobus Cantraine musste die Nachforschungen anstellen, da auch immer wieder Plagiate von dem 911 R angeboten werden. Durch einen Unfall bei der Rallye de l’Herault mussten offensichtlich die hinteren Seitenteile getauscht werden und dies verkomplizierte die Nachforschungen erneut. Aber die vielen kleinen Stellen bei denen Porsche im 911 R Löcher anbrachte um Gewicht zu sparen sind korrekt und zeugen von der Originalität. Sogar Gérard Larrousse war mit dem 911 R unterwegs um sich auf seinen Siege bei der Tour de France und Tour de Corse im Jahr 1969 vorzubereiten. So ist nachgewiesen das der 911 R von Larrousse bei der Ronde Cévenole bewegt wurde. Der 2016 restaurierte 911 R wurde im gleichen Jahr von Larrousse signiert und Kobus gab ihn anschließend den Look vom Renneinsatz mit Larrousse. Ein herrlicher Porsche, der über eine fast unfassbare Geschichte verfügt die ihn damit nochmals interessanter erscheinen lässt.

Das der Angriff auf die Sportwagen-Weltmeisterschaft von Porsche mit der Präsentation des legendären Porsche 917 immer ernster wurde, war allen Beteiligten klar. Doch der enorm kraftvolle V12-Motor war mit seinem doch hohen Gewicht nicht auf allen Strecken ein herausragendes Fahrzeug. So stelle Porsche den 908/03 als leichte Alternative vor, welche bei der Targa Florio auf Sizilien und auf dem Nürburgring eingesetzt werden sollte. Mit gerade einmal 545 kg Gewicht war der 908/03 ein echtes Leichtgewicht und so reichte die Leistung von 370 PS absolut aus um Rennen zu gewinnen. Der Fotograf Markus Boisinger hatte die Möglichkeit eins der 13 gebauten Exemplare aus dem Porsche-Fundus abzulichten und liefert tolle Fotos zum Text. Das abgebildete Chassis trägt die Nummer 009 und ist bis heute der schnellste Rennwagen auf einer Runde bei der Targa Florio. 1970 mit Leo Kinnunen am Steuer konnte der 908/03 die Rekordrunde in 33:36 min beenden. Doch neben den neuen Fotos zeigen sich auch einige Archiv-Aufnahmen und dazu liefert der umfangreiche Text alles Wissenswerte zum abgelichteten 908/03. So bleibt die ungewöhnliche und von den Fahrer zunächst ungewollte Sitzposition nicht unerwähnt, Zudem werden auch wie alle Renneinsätze der Werks- bzw. Semi-Werksteams vom Modell nacherzählt. Porsche trat offiziell nicht als Hersteller an, sondern ließ die Wagen durch John Wyer Automotive Engineering (JWA) und Porsche Salzburg einsetzen, im Jahr 1971 löste Martini Racing dann Porsche Salzburg ab. Durch die Tatsache das Porsche natürlich am Gewinn der Rennwagen gelegen war, sandte man immer Unterstützung zu den Rennen. Ohne Frage ist der 908/03 ein unglaublich faszinierender Rennwagen von Porsche, welchen die Porsche Klassik ansprechend würdigt!

Der Turbo stellt seit dem G-Modell das Spitzenmodell der Baureihe 911 dar und vereinigt hohe Leistung mit durchaus hohem Komfort. Ein Vergleich zeigt gleich drei weiße Exemplare aus den Baureihen 964, 993 und 991. Der 964 Turbo 3.6 ist der zweite Turbo der Baureihe, nachdem er den Turbo 3.3 abgelöst hat. Seine Leistung von 360 PS waren bei seiner Vorstellung auf dem Autosalon in Paris im Jahr 1992 noch eine echte Ansage. Der Turbo forderte aber seit jeher auch einen Könner hintern Lenkrad und das Handling war mit dem reinen Heckantrieb an seinen Grenzen angekommen. Autor Thomas Fuhts erinnert sich noch an seine erste Begegnung an den Porsche 911 Turbo zurück und steuert damit eine interessante Anekdote bei. Das gezeigte Exemplar ist in Grand Prix-Weiß lackiert und hat eine von Porsche Exclusive umgesetzte Innenausstattung aus Can-Can-Rot, eine faszinierende Kombination. Das der Turbo 3.6 nicht öfters als 1.500 mal produziert wurde ist heute für den Besitzer natürlich kein Nachteil, für einen potentiellen Käufer schon eher. Seit dem letzten luftgekühlte 911 Turbo setzt Porsche beim seinem Spitzenmodell auf einen Allradantrieb und konnte damit die immer höhere Kraft sicher auf die Straße bringen. Vorgestellt wurde der Turbo im Jahr 1995 auf dem Genfer Autosalon und Käufer konnte die serienmäßige Leistung von 408 PS per Werksleistungssteigerung auf 450 PS erhöhen. Im Vergleich zeigt sich ein solches Exemplar in Firnweis und abermals mit Innenausstattung von Porsche Exclusive. Der neue Turbo der Serie 991 liefert heute 540 PS und stellt wie immer das maximal machbare seiner Zeit dar.

Dazu finden Porsche-Freunde noch folgende Themen im Heft: Ein Artikel zum 70. Geburtstag von Walter Röhrl, ein Ausflug im 944 Turbo Cabriolet durch Thüringen und ein Blick ins das Museum autobau von Fredy Lienhard. Dazu ein Report zum DudeRacing-Event bei dem viele Porsche Fahrer zusammen eine Mischung aus Treffen und Rennen erleben, die Porsche-DNA zeigt den Porsche 959 und auch den Porsche 911 S von Ferry Porsche. Erich Stenger war maßgeblich für die Porsche Grafiken verantwortlich und seine Wegbegleiter blicken zurück, ein Wörterbuch erklärt Porsche-spezifische Begriffe, was passiert wenn ein klassische 911 benutzt wird zeigt ein Report über Kris Clewell und der abschließende Blick in Museum zeigt den Porsche 928 in besonderer 2+2-Konfiguration.

 Text: Marco Rassfeld
Fotos: Delius Klasing, Marco Rassfeld