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Magazin – Octane Ausgabe 30

Die deutsche Ausgabe der Octane kann mittlerweile auf schon 30 Ausgaben zurückblicken und liefert dem Leser mit der aktuellen Ausgabe ein Italien Spezial. Schließlich haben auch die Italiener einiges zu feiern. Sei es das 70jährige Bestehen der Sportwagen-Marke Ferrari, 60 Jahre Fiat 500 oder 90 Jahre Mille Miglia. Doch dies sind noch längst nicht alle Themen und Highlights, die sich entdecken lassen.

Der Titelheld ist im Grunde genommen ein Parade-Beispiel eines echten Vorzeige-Ferrari. Der 250 GT California Spyder ist ein klassischer Roadster der auf Basis, des auch im Rennsport sehr erfolgreichen 250 GT entstand. Vornehmlich um die Kunden in den USA, und eben genauer und Kalifornien, für die Marke aus Maranello zu begeistern. Die Octane zeigt eines der seltenen und extrem teuren Automobile in einem umfangreichen Bericht mit erstklassigen Aufnahmen des Ferrari bei Nacht. Früher war der Spyder in der High Society ein gern gesehener fahrbarer Untersatz und viele Exemplare stammen somit aus den Händen der damaligen Superstars. Bei einer Auktion von Artcurial brachte der Spyder von Alain Delon stattliche 14,2 Millionen Euro ein. Dabei war das Modell in einem eher schlechten Zustand, schließlich stammt es aus der Baillon Collection. Wie viele Coupés verzichtet das in der Octane vorgestellte Modell auf Stoßstangen und wirkt so noch reiner und gleichzeitig auch edler. Das Chassis #2277GT ist heute in Besitz des Londoner Classic Car-Händlers Paul Michaels. Dieser setzt seinen Spyder seit mittlerweile 11 Jahren bei vielen Veranstaltungen ein und genießt die Ausfahrten mit den seltenen Ferrari. Sicher fristen viele seiner Artgenossen ein nicht so schönes Schicksal und werden aus Angst vermutlich kaum bewegt. Vielmehr werden Sie hermetisch abgeriegelt und die Besitzer hoffe auf eine stetige Wertsteigerung. Ein Schicksal welches viele hochpreisige klassische Automobile heutzutage leider teilen müssen. Doch der Spyder aus London steht voll im Saft und ist im vollen Besitz seiner Kräfte. Durch regelmäßige Wartungen vor längeren Fahrten kannte der Besitzer bis heute auch noch keine ernsthaften technischen Probleme, welches für die durchaus solide Technik des 250 GT spricht. Zuverlässigkeit war schließlich auch bei seinem Urahn gefordert, der mit direkten Fokus auf den Renneinsatz entwickelt wurde. Einige wenige nutzten auch den Spyder zu damaligen Zeiten auf der Rennstrecke. So auch der Amerikaner Bob Grossmann der mit dem Spyder in den Rennen der SCCA antrat und seine Klasse beherrschte. Zeitweise konnte er sogar die Rennwagen der größeren Klasse ärgern. Am Mythos des California Spyder ist auch der Film Ferris macht blau mit Matthew Broderick in der Hauptrolle mitschuldig. Als Schulschwänzer Ferris Bueller verbringt er den Tag lieber im Ferrari als in der Schule und selbst der beim Film eingesetzte Nachbau des California wurde bei einer Auktion für 235.000 Dollar versteigert. Viel Geld für eine Kopie, welches aber den Wert der echten Exemplare nochmals steigerte.

Italien war immer schon ein Land in dem faszinierende Sportwagen gebaut wurden. Hier gab es auch schon viele Marken denen nur ein kurzes Leben zu teil wurde und die schnell wieder von der Bildfläche verschwanden. Immerhin von 1959 bis 2012 war die Marke De Tomaso am Markt vertreten und stellte bis zum Schluss noch faszinierende Automobile her. Die immer noch vorhandene Halle, in der die letzten Exemplare der Marke entstanden steht immer noch und die Octane begleitete zwei ehemalige Mitarbeiter auf dem Weg in die Halle. Diese befindet sich heute in einem sehr schlechten Zustand und im Inneren lassen sich noch einige traurige Überreste von De Tomaso entdecken. 1959 gründete der gebürtige Argentinier Alejandro de Tomaso sein eigenes Unternehmen uns schuf zunächst vor allem Rennwagen und Prototypen. Das erste Serienmodell war der Vallelunga der als zweiter Mittelmotorsportwagen in die Geschichte einging. Ab 1966 begann eine enge Partnerschaft mit Ford, die De Tomaso fortan mit Motoren belieferte und der Mangusta war mit knapp 400 Exemplare ein erster Erfolg. Doch der Nachfolger ist bis heute das bekannteste Modell und mit Abstand auch erfolgreichste, der Pantera. Durch die Hilfe von Ford konnte der Pantera sogar in den USA angeboten werden und so entstanden von 1970 bis 1973 mehr als 6.000 Pantera ehe sich der Partner Ford wieder ein wenig zurückziehen musste. Der Pantera blieb aber noch lange im Programm, auch wenn die Stückzahlen rapide sanken. 1993 war dann ein Schicksalsjahr für De Tomaso, denn der Gründer erlitt einen Schlaganfall von dem er sich bis zu seinem Tod im Jahr 2003 kaum erholte. Nach dem Pantera entstand noch der Guarà und die Produktion des Biguà war geplant, kam aber nicht mehr zustande. Mit Sergio Seghedoni und Walter Chidoni erzählen zwei ehemalige enge Vertraute von Alejandro de Tomaso einige interessante Anekdoten aus der Geschichte der kleinen Marke, die sich vor allem von der nicht mehr vorhandenen Unterstützung des amerikanischen Riesen Ford nicht erholen konnte. Dazu sorgten auch die Versuche durch die Übernahme unterschiedlichster weiterer Firmen aus der Automobilbranche für ständig leere Kassen. Auch eine Neuinterpretation des Pantera konnte De Tomaso nicht retten und schon 2004 wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Ein trauriger Abgang einer interessanten Automarke.

Italiener sind für ihre viele Designstudios international bekannt und fraglos auch anerkannt. Immer wieder präsentierten die Studios ihre neusten Kreationen auf den entsprechenden Messen und so kamen im Laufe der Jahre eine heute kaum noch zu überschauende Menge an interessanten, automobilen Einzelstücken zusammen. So fanden sich auch auf dem Turiner Salon im Jahr 1953 einige neue Modelle von denen ein ganz besonders in Kürze unter den Hammer kommt. Der Abarth 1100 Sport Ghia wird im Rahmen der Auktion in Monterey von RM Sotheby’s versteigert und man darf gespannt auf die Gebote blicken. Ohne ein wenig Kleingeld hingegen ist Mitbieten sicher sinnlos, denn es wird ein Preis im siebenstelligen Bereich erwartet. Der Abarth erscheint beim ersten Betrachten schon in einem ungewöhnlichen Design mit einer deutlich herausgearbeiteten Nase an der Front. Das Fahrgestell stammte damals von Abarth und nicht von Fiat. Aus einer Reihe von fünf Chassis war der 1100 Sport eines das mit einer speziellen Karosserie von Ghia umgesetzt wurde. Weitere technischen Komponenten stammte aus dem beliebten Teile-Regal von Fiat und dem brandneuen 1100-103. Das besondere Design des Ausstellungstücks stammte aus einer nicht bekannten Hand, denn zur jener Zeit waren viele namhafte Designer für Ghia aktiv, vermutet wird aber, das Giovanni Michelotti verantwortlich war. In jedem Fall konnte der schneeweiße Wagen begeistern, die Schweizer Automobil Revue stellte ihn als „eine der Hauptattraktionen“ vor. Ganz besonders fasziniert war der Amerikaner Bill Vaughn, welcher den Wagen direkt vom Stand kaufte und in der USA überführen ließ. Im folgenden Jahr präsentierte er den Abarth dann auf dem New Yorker Autosalon, allerdings unter dem Namen Vaughn SS Wildcat und geplant war der Einbau eines unvermeidlichen V8-Motor. Ob dieser aber je unter der Haube des 1100 Sport installiert wurde kann nicht mehr belegt werden. Die geplante Serienproduktion konnte nicht angefahren werden und das Einzelstück verschwand von der Bildfläche. Erst knapp 30 Jahre später tauchte der Abarth 1100 Sport in einer Scheune in Ashton wieder auf und wechselte in der Folge mehrfach den Besitzer. Erst 2010 wurde eine umfangreiche Restauration von Greg Kinzel initiiert, der nunmehr der Besitzer war. In fünf langen Jahre gelang Kinzel ein Neuaufbau mit einer extrem hohen Authentizität und so war der Klassensieg in Pebble Beach im Jahr 2015 der gerechte Lohn. Die Möglichkeit ein so einmaliges Fahrzeug in einem herausragenden Zustand zu erstehen, ist extrem selten und auch deshalb werden die Preise sicher schnell steigen. Zum sehr gut recherchierten Text nutzt das Magazin die erstklassigen Bilder von RM Sotheby’s, die das Modell aus zahlreichen Blickwinkel zeigen. Der Bericht in der Octane stammt im übrigen aus der Feder von Bruno von Rotz, der diesen auch auf der Webseite zwischengas.com präsentiert.

Ein weiteres bekanntes Deisgnstudio ist Pininfarina, die im Gegensatz zu vielen anderen auch heute noch existieren. Viele der damaligen Zeitgenossen mussten ohne Aufträge und Zukunft ihre Tore schließen, dies konnte Pininfarina im Jahr 2015 verhindern, in dem ein Großteil der Anteile an die indische Firma Mahindra verkauft wurden. Gegründet wurde das Unternehmen schon 1930 und kann so auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken. Diese Historie nutzte Pininfarina bei der Präsentation des neues Concept Cars im Jahr 2016. Der auf dem Genfer Autosalon präsentierte H2 Speed erinnerte mit einigen Elementen an den Sigma aus dem Jahr 1969. Dieser sollte damals den Weg in eine sichere Formel 1-Zukunft aufzeigen, da zu damaligen Zeit viele Rennfahrer ihre Passion mit dem Leben bezahlen mussten. So erhielt der Designer Paolo Martin von seinem damaligen Boss Franco Martinengo freie Hand das stetige Sterben der beliebten Rennfahrer zu beenden. Mit vielen ungewöhnlichen Ideen und quasi einem weißen Blatt Papier machte sich Martin an die Arbeit und schuf eben den Sigma. Dieser verfügt über heute noch etablierte Details wie einen Sicherheitstank oder das System zum Schutz des Halses der Rennfahrer. Der H2 Speed von 2016 ist nun aber kein Blick in die Zukunft des Motorsport, sondern soll die Zukunft des Sportwagens zeigen. Aber die vielen Freiheiten die der Designer Fabio Fillipini beim Entwurf genießen konnte, erinnerten an die Situation beim Sigma, so dass man sich entschloss einige Designelement zu übernehmen. Besonders auffällig ist hierbei die Farbgebung im schlichten Weiß mit kontrastvollen Neonelementen in Gelb und Rot. Auf dem Messestand von Pininfarina fanden sich dann auch beide Entwürfe wieder um die Verbundenheit zu verdeutlichen. Der H2 Speed weist mit Wasserstoffantrieb und einem modernen Chassis von GreenGT direkt in die Zukunft und kann mit einem modernen und perfekte integrierten Design punkten. Das dabei die Aerodynamik eine wichtige Rolle spielt, scheint nur logisch und ist deutlich sichtbar. Beide Studien stellen ein tolles Paar dar, welches zugleich die Tradition von Pininfarina sehr gut darstellt.

Weitere Themen in der Octane 30 sind: Ein Blick auf den legendären Colombo V12-Motor von Ferrari, ein Bericht zu 70 Jahre Scuderia am Hockenheimring sowie die Vorstellung eines bisher unbekannter Alfa Romeo 8C. Ein Maserati 3500 GT zeigt sein Langlebigkeit inklusive dem Umschwung der Marke und über die Verwandlung eines Alfa Romeo B20 GT in einen Outlaw wird ebenfalls berichtet. Die Zeitreise mit dem ehemaligen Oldtimerhändler Nigel Dawes ist wieder mal sehr lesenswert und ein Bericht zu Teilnahme an der Mille Miglia darf ebenfalls nicht fehlen. Dazu viele Artikel rund um das Thema Klassiker und Sportwagen und als moderner Klassiker wird noch der aktuelle Fiat 500 vorgestellt.

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Angus McKenzie ©2017 Courtesy of RM Sotheby’s, Marco Rassfeld