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Magazin – sport auto 9/2017

Im Vorwort der neusten Ausgabe der sport auto geht Marcus Schurig ausnahmsweise mal nicht auf ein Thema mit sportlichem Einschlag ein, sondern berichtet über die Hexenjagd auf das Automobil generell. Nach dem verheerenden Diesel-Skandal in dem scheinbar zahlreiche deutsche Hersteller involviert waren, stellen viele Teile der Presse das Auto im Ganzen in Frage. Schließlich muss unsere Luft sich bessern und die täglich CO2-Belastung schnell sinken. Das ist sicher unstrittig, aber das Auto erzeugt gerade mal 12% des giftigen Gases … Ein interessanter Diskussionsansatz der auch noch weiter ausgeführt wird.

Der Bentley Continental ist ein massiver Sportwagen und mit der letzten Ausbaustufe der aktuellen Baureihe mit dem Zusatz Supersports zeigt Bentley nochmal das mögliche Potential. Der Continental war aufgrund seines immer stattlichen Gewichtes nie in der Lage in einer hohen Liga der Fahrdynamik-Künstler mitzuspielen. Und auch der Supersports bringt knapp 2,3 Tonnen auf die Waage, eine echte Belastung. Nun ist der Bentley Continental Supersports aber auch mit einem Motor gesegnet, der die Kraft von 710 PS mobilisiert und so den Kilos auch ordentlich was entgegenzusetzen hat. Somit ist er auch zugleich der stärkste Bentley der jemals gebaut wurde und die optischen Optimierung inklusive eines verstörenden Heckspoilers tragen dazu noch dick auf. Dabei ist der Continental Supersports im Grund doch ein schlafender Riese, der über fast unglaubliche Kraftreserven verfügt. Und die Kraft lässt den allradangetriebenen Bentley mit Wucht nach vorne preschen und die 100 km/h-Marke ist schon nach 3,5 Sekunden durchbrochen. Das Thema Querdynamik ist auch mit dem Supersports eher schwierig, doch konnte die sport auto feststellen das der Bentley mit fließenden Bewegungen durchaus flott bewegt werden kann. Hektisch und sprunghaft hingegen sind nicht die Anleihen mit denen der Continental Supersports etwas anfangen kann. Mit ein wenig Übung kann man also sicher auch viele Gegner alt aussehen lassen. Beim Thema Topspeed hingegen zeigt sich dann wieder das massige Gewicht. Zwar kann die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 336 km/h dank der scheinbar unendlichen Kraft von über 1.000 Nm Drehmoment recht mühelos erreich werden. Aber vorab sollte der Reifendruck auf Empfehlung erhöht werden, was ein weiteres Indiz dafür ist wie schwer es sich der Bentley im wahrsten Sinne des Wortes tut. Beim Bremsen wird dann die Masse zum Problem, vor allem auch dadurch das die Hinterachse entlastet wird und das Heck ausbrechen kann. Eingriffe ins Lenkrad sollten mit viel Vorsicht gewählt werden. Der Bentley kann im Abschluss aber dann doch durchaus gefallen und der Nachfolger scheint noch eine Wundertüte zu sein mit viel Anspruch.

Der Toyota Yaris ist im Normalzustand kein Automobil welches in der sport auto vorgestellt werden würde. Aber die in Kürze erhältliche Variante GRMN scheint dann doch einen Blick wert. Schließlich wurde der Kleinwagen auf der legendären Nordschleife entwickelt und mit dem dort herrschenden hohen Anspruch stetig verbessert. GRMN steht für Gazoo Racing Masters of Nürburgring und schon fünf Modelle wurden mittlerweile von Toyota unter diesem Label in limitierter Auflage produziert und der Yaris ist der sechste Streich. Ein Hang zu Kleinwagen kann man bei den GRMN schnell erkennen, schließlich waren die ersten beiden Vertreter ursprünglich mal Toyota IQ’s. Bislang waren die Modelle aber ausschließlich dem japanischen Markt vorbehalten und hierzulande sind die schnellen Toyota nur den Wenigsten bekannt. Dies ändert sich nun mit dem Yaris GRMN, der in eine Stückzahl von 400 Exemplaren auch in Europa angeboten wird und für Deutschland sind genau 40 Exemplare vorgesehen. Die Entwickler rund um Projektleiter Stijn Peeters griffen beim Verbessern des Basis tief in die Teilekiste und installierten einen 1,8-Liter-Motor mit Kompressor-Aufladung, der dem in der Lotus Elise verwendetet recht ähnlich ist. Im Yaris GRMN stehen so 212 PS und 250 Nm zur Verfügung, die den kleinen Japaner nach vorne peitschen sollen. Damit liegt er in unmittelbarer Augenhöhe seiner direkten Konkurrenten. Dazu ein Gewicht von nur 1,1 Tonnen und schon ist der schnelle Kleinwagen fertig. Aber auch beim Fahrwerk und der Kraftübertragung legte Gazoo Racing sinnvollerweise Hand an und verpassten dem Yaris ein Torsen-Sperrdifferenzial, welches die Kraft zwischen den beiden angetriebenen Vorderräder geschickt verteilt. Beim Auftritt in der Rallye-Weltmeisterschaft nutzt Toyota ebenfalls den Yaris als Basis und so scheint die Zeit reif für ein ganz spezielles Sondermodell. Schnell sein sollten die Interessenten aber in jedem Fall, die schon angesprochene Limitierung ist festgelegt.

Dazu lassen sich noch folgende Themen im Test & Technik-Teil wiederfinden: Ein erster Test des neuen Lamborghini Aventador S, die Vorstellung des BMW Concept Z4, ein weiterer Test zeigt das Audi RS 5 Coupé und im Supertest sorgt der Manthey-Porsche 911 GT3 RS MR für eine neue Bestzeit auf dem Nürburgring. Zum Vergleichstest treten die Audi RS 3 Limousine und das Mercedes-AMG CLA 45 Coupé an, ein kurzer Fahrbericht zeigt den fachgelifteten Peugeot 308 GTi und ein weiterer Fahrbericht den getunten BMW M2 CSR von Lightweight. Auch der Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid stellt sich dem Fahrbericht, eine Reportage blickt zurück auf den sport auto-Tuner GP, ein weiterer Fahrbericht widmet sich dem McLaren 570S Spider und bei den gebrauchten Sportwagen steht der Mercedes-A 45 AMG im Fokus. Im Mittelteil lässt sich zudem noch ein Poster des aktuellen Supertest-Kandidaten finden, auf deren Rückseite die gesammelten Rundenzeiten der Supertests zu finden sind.

Die Formel 1 baut auf mehr Sicherheit und macht den Kopfschutz Halo ab der Saison 2018 zur Pflicht für die Teams in der Königsklasse des Motorsport. Diese Einführung wird in der Szene durchaus kritisch betrachtet und ist deshalb auch fraglos einen umfangreichen Bericht wert. Hintergrund zur überhastet erscheinenden Einführung ist die Klage der Familie des verstorbenen Jules Bianchi gegen die FIA und dem ehemaligen Marussia-Rennteam. Bianchi war im Oktober 2014 bei regennasser Fahrbahn von der Strecke abgekommen und mit einen Bergungsfahrzeug kollidiert. An den Folge des schlimmen Unfalls starb Bianchi schließlich am 17. Juni 2015 in Nizza, nachdem er neun Monate im Koma lag. Der letzte vorherige Todesfall in der Formel 1 war der Tod von Ayrton Senna im Rennen und Roland Ratzenberger im Training beim Großen Preis von San Marino im Jahr 1994. Lange fühlte man sich also sicher und viele sinnvolle Einrichtungen erhöhten im Laufe der Zeit stetig den Schutz für die Fahrer. Das ein Restrisiko immer bleiben wird, war fast niemandem mehr bewusst. In der heutigen Zeit scheint aber die Streitlust nach einem tragischen Tod enorm hoch zu sein und die FIA möchte sich und die Teams in Zukunft vor weiteren Klagen schützen. Schließlich stellte man in diversen Untersuchungen auch fest, das der Cockpitschutz in Form des Halo einige schlimme Unfälle in der Vergangenheit hätte verhindern können. Hierbei geht es in erster Linie um Reifen oder anderen Gegenständen die sich von den Rennwagen gelöst haben und den Kopf der Fahrer trafen. Die sport auto analysiert selbst 70 Unfälle und stellt die Ergebnisse im Bericht vor. Bei einigen Konstellationen könnte der in keinem Fall ansehnliche Halo aber auch durch die Folgen eines möglichen Verkanten verschlimmern! Ein Bericht der viele Details aufdeckt und nicht nur ein positives Licht auf den neuen Sicherheitsstandard in der Formel 1 wirft.

Das Fahrerfeld in der Rallye-Weltmeisterschaft war in der Vergangenheit nur selten ohne Finnen ausgekommen. Doch nach dem letzten Weltmeistertitel im Jahr 2002 durch Marcus Grönholm rückten die Finnen oft ins zweite Glied. Sicher war daran auch die Dominanz von Sébastien Loeb und Sebastian Ogier Mitschuld, die sich auf Citroën und Volkswagen die letzten 13 Meisterschaften sichern konnten. Aber nach Ari Vatanen, Hannu Mikkola, Timo Salonen, Juha Kankkunen und Tommi Mäkinen war der letzte herausragend Fahrer eben Marcus Grönholm. Mit Mikko Hirvonen und Jari-Matti Latvala stellte man dann oftmals nur den zweiten Platz in der Fahrer-Wetmeisterschaft. Doch der finnische Nachwuchs scheint nun wieder mit voller Macht in den Rallye-Sport zurück zu kehren. Der Neueinsteiger Toyota vertraut auf gleich drei finnische Fahrerkombinationen und konnte hiermit in der laufenden Saison schon zwei Gesamtsiege durch den Routinier Jari-Matti Latvala und Youngster Esapekka Lappi feiern. Auch Ford setzt auf die Finnen und mit Ott Tänak an Steuer konnten schon zwei Rallyes gewonnen werden. Die Reportage zu dem Thema der finnischen Nachwuchs-Rallyefahrer blickt noch tiefer in die Szene und zeigt die kommenden Stars, welche für die Zukunft auf einiges hoffen lassen, Neben den genannten Fahrer finden sich auch noch weiter teils sehr junge Fahrer wieder, die bei ihren ersten Einsätzen schon für viel Aufsehen sorgen konnten. So ist die Aussicht der finnischen Fan in den nächsten Jahren fest mit einen Rallye-Weltmeister aus Finnland zu feiern eventuell nicht unbegründet.

Zudem findet der Leser noch folgendes Lesenswertes in der September-Ausgabe der sport auto: Ein Bericht zum ehemaligen DTM-Meister Timo Scheider auf der Erfolgswelle im Rallycross, ein Kommentar zum Rückzug von Porsche aus der LMP-1 und eine wie immer umfassende Reportage und Analyse zum Rennen der Sportwagen-Weltmeisterschaft auf dem Nürburgring. Auch über die Ergebnisse beim ehrwürdigen 24 Stunden Rennen von Spa im Rahmen des Blancpain Endurance Cup / IGTC wird ausführlich berichtet, ein Bericht zur amerikanischen IMSA-Serie, die eventuell eine Vorlage zur WM werden könnte und schließlich noch der Blick auf den Titelkampf in der ADAC GT Masters.

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Toyota, Marco Rassfeld