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Buch – Intermeccanica

In The Story of the Prancing Bull erzählt ein neu aufgelegtes Buch von Veloce Publishing aus England die Geschichte von Intermeccanica. Die italienische Marke hatte nicht lange Bestand und sollte dennoch wegen ihrer aufregenden Automobile noch im Gedächtnis der Automaniacs bleiben. Verdient haben es diese auf jeden Fall …

Das Buch kommt im quadratischen Format daher, welches der englische Verlag bei vielen Bücher anwendet. Der Vorteil ist hier, dass großformatig platzierte Bilder eine enorme Breite erreichen und so entsprechend wirken können. Durch die hohe Textlastigkeit des Titels kommt diese in diesem Buch aber kaum zu tragen. Neben dem Autor Andrew McCredie ist vor allem Paula Reisner für die Aufarbeitung der Historie verantwortlich. Sie war die Frau von inzwischen verstorbenen Firmengründer Frank Reisner und kann so auf viele Anekdoten aus erster Hand zurückblicken. Auch die Kinder tragen ihren Teil zur Story bei und machen aus dem Buch auch ein wenig eine Art Familienchronik. Das Inhaltsverzeichnis zeigt dann eine Übersicht über die insgesamt 19 Kapitel und den weiteren Bestandteilen des Buches. So startet der Titel zunächst mit den Danksagungen des Autors, Vorworten von Karl Ludvigsen und Gianni Rogliatti, ehe ein Prolog eine ersten Blick auf Frank Reisner wirft, dem Mann hinter Intermeccanica.

 

In den ersten Kapiteln blickt das Buch dann zunächst auf den Werdegang des Frank Reisner zurück, der 1932 in der ungarischen Stadt Gyula geboren wurde. Nachdem zweiten Weltkrieg floh die Familie Reisner zunächst nach Frankreich um nur wenig später nach Kanada überzusiedeln. Schnell wurde dem jungen Mann die Faszination für Fahrzeuge deutlich und er verschlang förmlich die üblichen Automobil-Zeitschriften und sammelte auch so ein beachtliches Grundwissen an. Durch das Lesen einer Zeitschrift entstand auch der Kontakt zu Paula Frei, die ebenfalls aus Ungarn geflohen war. Ihr Vater war ein ehemaliger Manager von JAWA, einem Hersteller von Motorrädern. Das Interesse von Frank galt so zunächst auch dem Vater, aber schon ein Jahr später nach ihrer ersten Begegnung heirateten Frank und Paula. Seine anstrebende Ingenieurskunst stellte Frank dann beim Bau eines Devin unter Beweis, dessen Basis ein Chassis von Volkswagen bildete. Schließlich brach das Paar zu einem verlängerten Urlaub nach Europa auf und sollte erste viel später zurückkehren als geplant. Der Plan einen Porsche zu kaufen, war der Ursprung dieser Reise, welche Frank und Paula aber auch nutzen wollten um die Produktionsstätten der europäischen Automobil-Industrie zu studieren. Für die Fahrten durch Europa kam für die Reisners nur ein Automobil in Frage und so kauften sie einen Fiat 500, der ihnen lange treue Dienste erweisen sollte. Schnell erkannte Frank Reisner die Nachfrage nach europäischem Tuningmaterial und gründete hierzu schließlich 1959 die Firma Intermeccanica.

 

Der Teileverkauf brachte dem Paar das notwendige Geld und weitere Schritte folgen zu lassen. Inzwischen haben sich beide in Turin niedergelassen, wo ihnen der Lebensstil gefiel und auch die Nähe von FIAT zu diesem Entschluss beitragen hat. Eine Rückkehr nach Kanada wurde hier schon immer unwahrscheinlicher. Stattdessen entwickelte Frank für einen amerikanischen Kunden einen Formel Junior Rennwagen und damit zugleich sein erstes eigenständiges Fahrzeug. Durch viele Besuche von zahlreichen Rennveranstaltungen in Europa waren die Kontakte zu Szene entsprechend gut ausgeprägt. Als erster Formel Junior-Rennwagen mit Heckmotor erweckte der Intermeccanica schnell entsprechendes Aufsehen, hierzu trug auch die Verwendung einen Motors von Peugeot bei. Nach erflogreichen Testfahrten in Italien wurde das Einzelstück schließlich per Luftfracht in die USA exportiert und sorgte auch dort für viel Aufsehen. Bis 1963 war der Wagen im Renneinsatz und trug dabei für den einen guten Namen von Intermeccanica in den USA und Kanada bei. Ein Verkauf weitere Formel Junior-Modelle strebte Reisner zwar an, aber der Rennwagen sollte ein Einzelstück bleiben.
Mit dem Puch 500 entdeckte Frank Reisner schließlich den besseren Fiat und nutzte diese Modell als Basis für seine nächste Kreation, dem IMP. Das Kürzel stand für Intermeccanica-Puch und sollte zugleich die Basis als auch den Schöpfer verdeutlichen. Der IMP 700 GT konnte sowohl durch seine Form als auch durch seine Erfolge auf der Rennstrecke auf sich aufmerksam machen. Dies gefiel aber dem Haus- und Hof-Tuner von Fiat, Abarth, nicht wirklich und so erwirkte dieser einen weiteren Verkauf der notwendiges Basis-Modelle von Fiat bzw. Puch an Intermeccanica. Nach nur 21 gebauten IMP 700 GT musste die Produktion somit eingestellt werden.

 

Für den nächsten Auftrag konnte Frank Reisner einen Auftraggeber in den USA akquirieren und profitierte hier abermals von seinen guten Kontakten in der Szene. Im Auftrag von International Motor Cars of Oakland (IMC) wurde Interermeccanica beauftragt einen amerikanischen Ferrari zu entwickeln. Aus diesen Ideen entstand schließlich der Apollo 3500 GT, der optische eine echte Augenweide war und heute sicher nich viel Herbie–Fans bekannt sein dürfte. Im ersten Film „Ein toller Käfer“ war der Apollo als Gegner des sympathischen Käfer zu sehen. Wichtiger für Intermeccanica war aber die erste Verbindung einer italienischen Karosserie mit einem amerkanischen V8-Motor, welches für die Firma auch bei nächsten Projekt eine wichtige Kombination werden sollte. Nach kurzer Zeit war IMC wegen Insolvenz zahlungsunfähig und mit einem neuen Partner wurde aus dem Apollo der Vesta Ventura, aber echter Erfolg wollte sich leider nicht einstellen. Es entstanden auch einige Cabriolets und ein Prototyp für ein 2+2-Coupé, der für Intermeccanica noch eine wichtige Rolle spielen sollte. 
Auf der New York Motor Show im Jahr 1965 stellte Intermeccanica diesen Prototyp vor und erweckte somit das Interesse von einem neuen Geldgeber. Mit der Entwicklung zum Griffith genannten Modell war die Basis für das erfolgreichste Fahrzeug in der Geschichte von Intermeccanica geboren. Das betörende Design konnte durch und durch gefallen und nach nur sechs Einheiten stand allerdings erneut eine Insolvenz im Weg und aus dem Griffith wurde der Omega. Ein echter Erfolg wurde das Fahrzeug dann aber als Torino und wenig später als Italia, die letze Namensänderung wurde notwendig, da der Technik-Lieferant Ford den Namen für ein kommendes Modell schützen ließ. Der Intermeccanica Italia ist bis heute ein sehr stimmiger Roadster, der erneut die solide und starke amerikanische Technik mit einem italienischen Design verbindet. 

 

Die Geschichte von Intermeccanica ist hier aber keinesfalls am Ende angelangt. Schon im Kapitel 9 blickt dann Buch auf einige Einzelstücke, welche Intermeccanisa im Laufe der Jahre umsetzte. Darunter ein Ford Mustang als Kombi, der Veltro Titania oder der Phoenix für die amerikanische Firma Fitch. Als Evolution des Italia entstand auch der IMX, der den Anforderungen des italienischen Markts angepasst wurde. Auch eine viertürige Corvette mit dem Namen Centaur wurde für einen amerikanischen Kunden realisiert.
Der Murena war ein extremer Shooting Brake, der in kleiner Stückzahl produziert werden sollte und durch sein extrem breites Styling für Aufmerksamkeit sorgen konnte. Ein weiteres wichtiges Modell wurde dann der Indra, der ursprünglich einer Partnerschaft mit Bitter und Opel entstammte und den europäischen Markt erobern sollte. Zugleich löste er den Italia in der Produktion ab. Hierzu gibt es einige spannende Stories zu entdecken, die auch die Abgebrühtheit der Branche verdeutlichen. 
Plötzlich stand Reisner ohne Modell zur Produktion dar und so sollte in Italien noch der Squire SS als Replika des Jaguar SS 100 entstehen, der abermals in den USA verkauft werden sollte. 
Danach suchte die Familie Reisner ihr Glück in den USA, denn die Produktion in Italien wurde auch durch die große Entfernung zum immer wieder beliebten Markt und den USA einfach zu groß. Hier etablierte Reisner als erstes die Fertigung von Replikas des Porsche 356 Speedster, die durch ihre hohe Qualität überzeugen konnten. Bis heute bietet Intermeccanica diese Nachbauten an. Auch aktuelle E-Projekte lassen sich noch wieder finden und so verläuft die Geschichte bis in Gegenwart.

Fazit: Eine unfassbar reiche Geschichte mit unterschiedlichsten Fahrzeuge bietet das Buch über Intermeccanica. Dabei stehen die verschiedenen Modelle der Marke selbstverständlich im Fokus, aber auch das persönliche Schicksal der Familie Reisner wird immer wieder verfolgt. Die hohe Authenzität der Erzählung erlangt das Buch durch das Mitwirken von Paula Reisner, die aus wirklich erster Hand berichten kann. Dazu gesellen sich auch eine hohe Anzahl an zeitgenössischen Fotos, die neben den Fahrzeugen auch immer wieder die Menschen, die Produktion oder technische Zeichnungen zeigen. Auch aktuelle Projekt wie der Electra Meccanica Tolino oder auch der New Italia werden kurz vorgestellt. Als Anhang gibt es zudem noch eine Statistik aller Fahrzeuge die Intermeccanica von 1959 bis 1975 herstellte. 
Technisch ist das Buch gut umsetzt und kann überzeugen. Zum Preis von aktuell umgerechnet 50 Euro erhält der Leser so einen tiefen Einblick in die Geschichte von Intermeccanica, die auf dem Buchmarkt sein dürfte.

Bibliografie:
Titel: Intermeccanica – The Story of the Prancing Bull – Second Edtition
Autoren: Andrew McCredie, Paula Reisner
Umfang: 192 Seiten, 200 Bilder
Format: 250 x 250 mm
Sprache: Englisch
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 7/2018
Preis: £45.00
ISBN-Nr.: 978-1-787112-53-7
Bestellbar beim Verlag unter: http://www.veloce.co.uk

Text: Marco Rassfeld
Bild: Darin Schnabel ©2015 Courtesy of RM Auctions, Marco Rassfeld