Das teuerste Auto der Welt – ein Titel den die wenigen hergestellten Modelle des Ferrari 250 GTO schon mehrfach getragen haben. Erst vor kurzem wurde ein neuer Rekord mit über 41 Millionen Euro aufgestellt. Bei Haynes Publishing gibt es auch zu diesem Modell die Owners‘ Workshop Manual. Hier blickt das Buch dem teuersten Auto der Welt auch unters Blech.
Das Buch kommt wie in der Serie bekannt recht kompakt daher und zeigt seine technische Ausrichtung durch eine Durchsichtszeichnung auf dem Titel. Auf der Rückseite wird dem Leser dann gar schon ein erster Blick auf zweit Inhaltsseiten gewährt, die klein abgebildet werden. Der Hinweis „1962 onwards (all models)“ sorgt dazu für ein wenig Erheiterung, denn bei nur 36 hergestellten Exemplaren ist dieser Hinweis eigentlich nicht notwendig, aber entspricht konsequent der Buchserie. Nachdem Aufschlagen gelangt man schnell zum Inhaltsverzeichnis und kann auch gleich eine zeitgenössische Aufnahme eines 250 GTO im Renneinsatz entdecken. Heute fast unvorstellbar, waren die Ferrari zu damaligen Zeit eher zweckmäßig im Renneinsatz und wurden dort ohne Rücksicht auf Verluste getrieben.
Nach einer Einführung, die erstmals auch auf den heutigen Wert der Fahrzeuge eingeht und den Danksagungen beginnt dann der eigentlich Inhalt des Buches mit The Ferrari 250 GTO Story. Hier erfährt der Leser zunächst einmal die Hintergründe zur Rennszene in den frühen 60er Jahren. So zeigt sich neben dem direkten Vorgänger des 250 GTO, der 250 GT SWB auch die Konkurrenz in Form des Aston Martin DB4 GT Zagato oder dem Jaguar E-Type. Ein tieferen Blick gibt es dann aber noch zu den Vorgängern von Ferrari und hier lässt sich auch noch der 250 GT Tour de France entdecken. Das alles wird mit durchaus vielen Bilder unterstützt, welche die Fahrzeuge zeigen um einen besseren Eindruck zu gewinnen. Dass folgt ein tieferer Einstieg in die Entwicklung des 250 GTO. Hier werden die Ingenieure vorgestellt, die ersten Testfahrten mit Prototypen und auch das deutlich aerodynamischere Design gegenüber SWB und die Effizienz nochmals zu steigern. Ein tabellarischer Vergleich zeigt dann zudem die Unterschiede von Tour de France und SWB zum GTO.
Dann folgt ein Blick auf die Produktion, die in diesem Fall noch eher eine Manufaktur-Arbeit entsprach. Eigentlich war jedes Fahrzeug ein Einzelstück, da sich das Modell ständig weiterentwickeln sollte um jedwedes Optimierungspotenzial zu nutzen. Die traditionelle Farbe von italienischen Rennwagen war vor den Zeiten der Werbung immer Rot. Bei Ferrari ist diese Farbe auch heute noch sehr beliebt und beim 250 GTO wurden auch einige Fahrzeuge in Rot ausgeliefert. Da der Wagen aber offiziell nie von Ferrari im Rennen eingesetzt wurden, konnten die Teams auch den 250 GTO in ihrer Wunschfarbe bestellen. Zur Story gehört dann auch noch ein Blick auf die Rennen, die der 250 GTO von 1962 bis 1964 bestritten hat und dabei hinterlässt der Titel durch viele historische Renn-Aufnahmen einen sehr guten Eindruck. Sicher können auch Kenner hier noch das ein oder andere noch nicht bekannte Bild entdecken. Auch der 250 GT SWB Breadvan zeigt sich in einem gesonderten Artikel und beschreibt die Geschichte dieses besonderen Exemplare, welches aber nicht von Ferrari stammt, sondern vom abgewanderten Ingenieur Bizzarrini geschaffen wurde.
Die Anatomy of the Ferrari 250 GTO steht dann im Mittelpunkt des zweiten Kapitels und lässt ungewohnte Blicke auf den letzten Renn- und Straßenwagen von Ferrari zu. Der 250 GTO verfügte zur damaligen Zeit tatsächlich noch über eine Straßenzulassung, die dem immer konsequenteren Nachfolger 250 LM offiziell verwehrt blieb. Für das Buch konnte der Autor zwei Modelle in der Werkstatt begutachten und auch fotografisch viele Details festhalten. Mit einem Blick auf die Karosserie fängt die Dokumentation dann an und verdeutlicht dabei auch die stetige Weiterentwicklung, wie z.B. bei Heckspoiler. Dieser war bei den ersten Fahrzeugen noch aufgesetzt und wurde später dann zum Teil der Karosserie. Dann folgen noch die Bereiche Interieur, Chassis, Aufhängung und Lenkung, Bremsen sowie Räder und Reifen. Hier sind die Speichenfelgen von Borrani eine klassische Ausstattung der 250 GTO und das Buch blickt auch exklusiv in die Produktion dieser Felgen. Dazu gibt es wie selbstverständlich auch noch Informationen zum Motor und der Kraftübertragung, ehe auch die auch optisch deutliche Weiterentwicklung zur Saison 1964 noch vorgestellt wird.
Die Einsätze der 250 GTO unter den harten, damaligen Wettbewerbsbedingungen erfolgten ohne Rücksicht auf Verluste und an diese erinnern sich im Buch einige der alten Renningenieure, die für den Erfolg mitverantwortlich waren. Dazu erhält man auch einen Eindruck davon, was es heißt ein solch kostbares Fahrzeug heutzutage bei historischen Veranstaltungen zu bewegen. Hier durfte der Autor sich mit dem Team von Nick Mason auseinandersetzen und nahm auch einem Test in Goodwood teil.
Das Buch lässt sich noch die Besitzer der 250 GTO zur Wort kommen, wo im besonderen wieder Chassis 3757 GT von Nick Mason im Mittelpunkt steht. Die Geschichte dieses Fahrzeug wird akribisch aufgearbeitet und auch die Anpassung an die aktuellen Vorschriften werden berücksichtigt.
Dann bietet das Buch noch einen Blick aus Fahrersicht über 250 GTO, eine individuelle Chassis-Historie, ein Überblick der Privat-Teams die den 250 GTO einsetzten und zum Abschluss auch noch die technischen Daten des Fahrzeugs an.
Fazit: Die Serie der Owners‘ Workshop Manuals des englischen Haynes Verlages kann auch mit dem Buch über die Ikone Ferrari 250 GTO überzeugen. Kaum eine Frage bleibt hier offen und dazu liefert der Titiel vermutlich einmalige Einblicke auf viele Details des Rennwagens. Die Texte bieten viele Informationen und die Bilder liefern sowohl tolle historische Aufnahmen, als auch aktuelle Bilder. Eine sehr gelungene Mischung die über das kleine Format hinwegtrösten. Es handelt sich beim Buch halt um eine technische Dokumentation und nicht um ein opulenten Bildband.
Dafür ist der Preis mit umgerechnet knapp 28 Euro auch sehr interessant und macht die wertvollen Informationen günstig zugängiglich. Für Fans des Ferrari 250 GTO eine sichere und lohnende Inverstiton.
Bibliografie:
Titel: Ferrari 250 GTO – Owners‘ Workshop Manual
Autor: Glen Smale
Umfang: 160 Seiten
Format: 270 x 210 mm
Sprache: Englisch
Bindung: gebunden
Auflage: 06/2014
Preis: £25.00
ISBN-Nr.: 978-0-85733-384-1
Bestellbar beim Verlag unter: www.haynes.com
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Patrick Ernzen ©2018 Courtesy of RM Sotheby’s, Marco Rassfeld
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