Die schönsten Modelle von 1960 bis 1980 – lautet der Untertitel zu einem Buch über die längst vergangene Marke französischen Ursprungs. Der Motorjournalist Patrice Vergès stellt im Buch insgesamt 10 unterschiedliche Modelle aus der Geschichte vor. Dabei lassen sich interessante Modelle entdecken, die zur damaligen Zeit das Straßenbild mitprägten und heute oftmals längst vergessen sind.
Das Buch kommt in klassischen Hochformat daher und ist dazu recht groß ausgeführt. Dies lässt im Inhalt großformatige Abbildungen zu und das dies in diesem Fall auch genutzt wird, wird unmittelbar nach dem ersten Aufschlagen deutlich. Hier zeigt sich ein schöner Simca 1200 S in voller Fahrt. Auch der Titel glänzt mit einer tollen Fahraufnahme, in diesem Fall wurde ein roter Simca 1100 TI ausgewählt. Auf der Rückseite des Schutzumschlages lassen sich noch drei weitere Modelle entdecken, die im Buch vorgestellt werden und der Klappentext gibt einen ersten Eindruck über den zu erwartenden Inhalt. Neben Renault und Fiat war Simca in den 60er Jahren in Deutschland unter den Top 3 der Importwagen. Die Modelle waren modern und konnten die Käufer begeistern. Neben Simca finden sich im Buch auch Modelle mit den Markennamen Chrysler-Simca, Talbot und Matra wieder, diese führten die Ahnenreihe fort und führten die französische Marke in die 70er Jahre.
Der schon erwähnte 1200 S findet sich zum Start des Buch gleich auf den ersten beiden Doppelseiten und gehört sicher zu den klassischen Simca, die auch heute noch für viele Automobil-Liebhaber interessant sein dürfte. Während der Vorsatz noch ohne Text daherkommt, findet sich auf der folgenden Doppelseite dann das Inhaltsverzeichnis. Hier finden sich die 10 Kapitel wieder, in denen jeweils ein Modell vorgestellt wird.
In den sogenannten Vorbemerkungen geht der Autor kurz auf die Geschichte der Marke ein und kann hier schon auf die unterschiedlichen Einflussnehmer Simca’s eingehen. So hatten die Italiener in Form von Fiat zu Beginn einen hohen Einfluss, neben einiger, französischer Aktionäre. In den 60er Jahren engagierte sich dann Chrysler bei Simca und hatte dabei nicht immer das richtige Händchen. Nach einiger Zeit geriet aber Chrysler selbst ins Wanken und es folgte die Übernahme von PSA. Schließlich wurde die Marke kurze Zeit später aufgelöst. Auch auf die schwierige Auswahl der zehn Modelle für das Buch findet geht der Autor noch ein und sogleich merkt man mit welchem Enthusiasmus er für die Fahrzeuge schwärmt. Viele Modelle konnte er in seiner Vergangenheit als Neuwagen testen und erinnert sich auch in Verlaufe des Buches ein ums andere Mal daran.
Nun aber zu den vorgestellten Modellen, die in logisch chronologischer Reihenfolge vorgestellt werden. Der Start obliegt einem ganz besonderen Modell, dem Présidence. Der Wagen war das Highlight der Modellreihe, die auf dem Pariser Autosalon 1957 vorgestellt wurde. Eigentlich war das Modell als Nachfolger des Ford Vedette geplant, aber Simca übernahm 1954 Ford France und vollendete das Modell als Simca. Der Présidence war eine besonders luxoriös ausgestattete Variante mit verlängertem Radstand und zumeist im klassischen Schwarz ausgeführt. Das gezeigte Modell ist eigentlich ein Chambord, der nachdem er gestohlen wurde viele Teile vermissen ließ. So setzte sich sein Besitzer das Ziel den Wagen neu aufzubauen, dann aber eben als Présidence. Da ihm Schwarz nicht wirklich zusagte, wählte er dazu einen schlichtes Weiß, was den Présidence zugleich als Einzelstück adelt. Deutlich wird schon hier, dass im Text sowohl die Geschichte des Modells, als auch des jeweiligen Foto-Fahrzeugs im Mittelpunkt steht. Dabei verzichtet der Autor bewusst auf komplizierte, technische Details und dazu gibt es eine Vielzahl an Bildern, welche das Fahrzeug auch in vielen Details zeigt. Zum Abschluss eines jeden Kapitels folgt noch eine Doppelseite mit den technischen Daten, einer Abbildung des entsprechenden Prospekts und weiteren Details.
Ein weiteren, klassischen Simca findet sich dann mit dem Monthléry Speciale im Buch wieder. Die letzte Ausbaustufe des ersten eigenständigen Simca-Modells Aronde konnte die Käufer nochmals begeistern und lieferte ein gelungenes Design und eine hohe Leistung.
Der folgende Simca 1200 S steht dann unter der Überschrift La petite Porsche. Damit ist schon viel gesagt, denn gegenüber dem noch einfachen 1000 Coupé bot das neue Coupé nun doppelt soviel Leistung. Hier lässt sich unter andere eine persönliche Anekdote des Autors wiederfinden, welche offenbart, dass ihm das 1000 Coupé zwar gefiel aber doch zu schwach war. So kaufte er schließlich später nicht einen Simca, sondern einen Panhard 24 CT. Zur erhöhten Leistung kam beim 1200 S auch eine deutlich geschärftere Optik dazu, welche das kleine Coupé für viele Käufer interessant machen sollte. Bis heute ein interessantes Fahrzeug, dass unweigerlich ein Lächeln auf die Lippen des Betrachters bringt.
Mit dem 1100 war Simca dann auf dem Zenit der Fortschrittlichkeit angelangt. Er bot schon ab 1967 einen modernen Frontantrieb, war zeitweise das meistverkaufte Automobil in Frankreich und mit dem vorgestellten 1100 TI bot man eine Blaupause zum heute bekannten Hot Hatch an. Neben einer auch hier gesteigerten Leistung auf über 80 PS entgegen der ursprünglichen 50 PS nutzte man auch hier diverse optische Details um den Wagen sportlicher wirken zu lassen. Bis heute stellten die TI eine Besonderheit in der 1100er-Historie von Simca dar und kann immer noch mit seinen Fahrleistungen überzeugen.
Simca 1301 Spécial war die Evolution des Nachfolger des Aronde und kann heute mit bestechend einfachen und gleichfalls elegantem Design aufwarten. Die Baureihe war ebenso erfolgreich wie die Aronde-Reihe und war ein wichtiger Bestandteil in der Geschichte von Simca.
Das mit dem Bagheera auch ein Modell von Matra im Buch wiederzufinden ist, ist damit begründet, dass knapp 115.000 Fahrzeugen bei Matra auf Basis des Simca 1100 entstanden sind. Dazu ist das ungewöhnliche Coupé mit seinen drei Sitzplätzen besonders außergewöhnlich.
Beim folgenden Simca 1308 GT findet sich schon das Chrysler-Logo auf dem Kühlergrill und dem Lenkrad wieder, während am Heck noch der Name Simca auftaucht. Offiziell nannte man sich nun Chrysler-Simca und hatte aber ein erneut erfolgreiches Modell geschaffen. Nach nur zwei Jahren konnte man schon eine halbe Million Fahrzeuges diese Typs herstellen.
Die letzten drei Fahrzeuge sind der extrem sportliche Simca Rallye 3, der zur Homologation gebaut wurde. Der auf unterschiedlichsten Märkten durch unterschiedliche Marken weltweit angebotene Talbot Horizon und schließlich der letzte echte Talbot in Form der Oberklassen-Limousine Tagora.
Fazit: Das Buch bietet ohne Frage einen tolle Streifzug durch die reichhaltige Geschichte der Marke Simca und ihren Nachfolgern. Durch die Auswahl auf zehn Modelle erhält man zwar keinen lückenlose Dokumentation, aber gleichfalls eine umfangreiche Vorstellung der einzelnen Fahrzeuge. So liefert der Autor alles Wissenswerte zu den Modellreihen und kann auch auf die ein oder andere persönliche Anekdote zurückblicken. Dazu kommen erstklassige Bilder, welche oft großformatig abgebildet sind und auch viele, viele Details offenbaren.
In jedem Fall ist das Buch, welches zum fairen Preis von 35 Euro erhältlich ist, eine interessante Lektüre für die Fans der französischen Automobil-Geschichte. Für diese ist das Buch, auch aufgrund der recht überschaubaren, deutschen Literatur zu französischen Fahrzeugen eine Pflicht-Lektüre. Doch auch viele andere Automaniacs können hier genüßlich schwelgen und so das Buch sicher genießen.
Bibliografie:
Titel: Simca – Die schönsten Modelle von 1960 bis 1980
Autoren: Patrice Vergès, Cathy Dubuisson
Umfang: 160 Seiten, zahlreiche Abbildungen
Format: 240 x 290 mm
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 08/2018
Preis: 35,00 €
ISBN-Nr.: 978-3-95843-778-4
Beim Verlag unter: www.heel-verlag.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Cathy Dubuisson, Marco Rassfeld
Eine Antwort auf „Buch – Simca“
[…] der gleichen Reihe stammt im übrigen auch das Buch über die ausgewählte Simca-Modelle, welches hier ebenfalls schon besprochen wurde und mit einem Buchpreis ausgezeichnet […]