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Buch – Trabi Love

Delius Klasing hat mit der Love-Buchreihe schon einige Kultautos aus der Sicht ihrer stolzen Besitzer, Fans und Sammler vorgestellt. Vor kurzem wurde die Reihe um den Trabi erweitert, dem liebenswerten, kleinen Automobil welches die Bewohner der ehemaligen DDR mobil machte und dies für eine erstaunlich lange Zeit musste. So gibt es sicherlich viele tolle Geschichten zu erzählen und zu entdecken …

Die Idylle auf dem Titel spiegelt schon ein wenig die Lebensfreude mit einem Trabi wieder.

Das Buch kommt, wie die anderen Titel ebenfalls im erfreulich großen Format daher. Dies ist fast quadratisch und bietet so eine gute Grundlage für eine umfassende Bebilderung der einzelnen Liebesgeschichten mit und rund um den Trabi. Schon der Titel zeigt eine idyllische Abbildung eines klassischen Trabant 601 am einen See. Dazu noch die beliebte hellblaue Farbe, in denen der Trabi oftmals anzutreffen war. Auf der Rückseite wartet dann schon eine erste Überraschung, denn: Ist das nicht Udo Lindenberg hinter dem Steuer des hier großformatig abgebildeten Trabi? Schon der Klappentext klärt hier auf und macht deutlich, dass Udo Lindenberg den letzten Trabi aus der Sonderserie 444 besitzt. Im Buch gibt es hierzu, wie zu anderen Themen weitere Details. Nach dem Aufschlagen findet sich der Vorsatz ebenfalls in einem hellen Blauton wieder, wobei man sicher nicht festlegen kann, ob es sich um ein Kristall- oder Gletscherblau handeln soll. Toll wirkt auf diesem Hintergrund auch die zeichnerische Seitenansicht des Trabant, welches vom Schriftzug Trabant unterstützt wird. Dann wird der Leser mit einigen, beeindruckenden Bildern in das Buch eingeführt, wobei neben zwei einseitigen Aufnahmen auch gleich drei doppelseitige Abbildungen zu finden sind. Die kleine Einleitung weist dann den Weg zu 356 Zentimeter Glück, welche viele mit dem Trabi auch heute noch verbinden.

Einer der ersten Kombis kann heute im exzellenten Zustand für Aufmerksamkeit sorgen.

Erst auf Seite 12 folgt dann das Inhaltsverzeichnis, welches einen Hinweis gibt auf die mehr als 20 Geschichte rund um den Trabi, welche das kleine, ostdeutsche Automobil aus vielen Sichten zeigt.
Genau sein Ding lautet dann der Titel zu ersten Geschichte, bei der man sofort Udo Lindenberg wiederfindet. Der charismatische Künstler stellt hier gleich das letzte Modell aus der Last Edition vor, welches er sein eigen nennen darf. Neben weiteren Autos findet sich dieser Trabi in der Sammlung Lindenbergs in der Tiefgarage des Hamburger Hotels Atlantic Kempinski wieder. Schließlich lebt der Künstler hier schon seit mehr als 20 Jahren und sein Trabi ist ein echtes Schmuckstück. Denn nachdem er den Wagen erhalten hatte, ließ Lindenberg den Wagen umlackieren. Statt des standardmäßigen RAl-Weiß 9010 wurde der Trabi nun Gold um den goldenen Moment der Übergabe durch die Belegschaft der Sachsenring Automobilwerke Zwickau festzuhalten. Dies war Lindenberg eine besondere Ehre, so dass er unmittelbar die Änderung beschloss. Neben der Nummer 444 ist auch der Plakette auch ein Udo eingraviert, welches das Modell auch vom Werk aus besonders macht. Sicher ist dabei sogar, dass der Trabi nicht nur in der Tiefgarage steht, sondern auch regelmäßig bewegt wird. Beeindruckend sind die vielen Bilder, welche den Text unterstützen und oftmals auch hier das komplette Format des Buches ausnutzen. So gibt es auch optisch einiges zu entdecken.

Schon in der DDR beschäftigte man sich mit der Weiterentwicklung des Trabi.

Nachdem die erste Story in Hamburg beheimatet war, folgt die zweite mit der Angabe „Überall“. Fast jede Geschichte startet mit einer doppelseitigen Abbildung und dem Hinweis wo sich diese abspielt. Nachdem Hamburg, Deutschland folgt nun also Überall, Planet Erde. Dazu findet man ein interessantes Bild, welches drei gelbe Fahrzeuge inmitten von einem großen Feld wiederfindet. Sicher werden viele Leser auch sofort erkennen, dass nur zwei dieser Fahrzeuge auch wirklich Trabis sind. Hinter dieser und weiteren tollen Szene steckt Dan Priban, ein Filmemacher aus Prag in Tschechien. Er wollte mit einer Weltumrundung beweisen, was mit dem dem kleinen Trabi wirklich möglich war bzw. ist. Mit zwei Trabi, die als Begleitfahrzeuge von einem Fiat 126 und einer 250er Java unterstützt wurde, machte sich Priban mit seinem Team auf den Weg. Zum Start fuhr Priban aber zunächst alleine mit einem Trabi die berühmt Seitenstraße Richtung Usbekistan, ehe das Team sich zur folgende Fahrt durch Afrika erweitern sollte. Dem folgte tatsächlich die Bereisung der Welt durch das ungewöhnliche Team. Nach 88.714 Kilometern und vielen Geschichten an den verschiedensten Orten der Welt waren die Trabis auch durch die sozialen Medien echte Stars. Die hierbei abgebildeten Fotos liefern nur eine kleinen, aber durchaus beeindruckenden Eindruck der Erlebnisse.
Über die Sehnsucht beschreibt dann eine besondere Geschichte aus dem Trabi-Kosmos. Der Ecuadorianer Roman Sonnenholzner sorgte mit einem ungewöhnlichen, aber damals durchaus üblichen Tauschgeschäft dafür, das der Trabi auch in Ecuador erhältlich war. So nutzte er den Mangel an Bananen dazu diese mit diversen Trabis zu tauschen. So gelangten 600 Trabis nach Ecuador und für ganz Südamerika konnten 2.500 Trabis getauscht werden. Der Gegenwert je Trabi wurde dabei mit einer Tonne Bananen plus Frachtgebühr bewertet.

Der Blick in das Werk stammt aus den Jahren 1989 und 1990 und scheinen deutlich älter.

Ein Blick nach Bielefeld offenbart dann ein einmaligen Trabi, der von Besitzer Maurice Rogèe in eine Elektroauto umgebaut wurde. Damit ist der kleine Kombi das ideale Stadtfahrzeug, welches aber aktuell noch auf den Segen vom hiesigen TÜV wartet. Die Elektrokomponenten stammen dabei vor der französischen Marke Mia, welche aber ohne großen Aufwand im Trabi installiert werden konnten. Die geplante Reichweite soll etwas bei 130 Kilometer liegen, wobei die mögliche Höchstgeschwindigkeit knapp 100 km/h betragen soll. Ein tolles Projekt, welches auch durch das Sponsoring eines Anbieters von Naturstrom realisiert werden konnte.
Ein limettengrüner Trabi überrascht dann in seinen Heimatstraßen, denn dieser Trabi ist tatsächlich in New York zu Hause und sorgt auch hier für viel Aufmerksamkeit. Das freundliche Design wurde von Besitzer durch zahlreiche DDR-Memorabilia dekoriert und sorgte für einen stimmigen Gesamteindruck, welcher die Amerikaner immer wieder zum Staunen bringt. Den Treibstoff für den Zweitakter muss allerdings selbst gemixt werden, aber dafür war der Trabi sogar schon zweimal in der Serie „The Americans“ zu sehen.
In Epse in den Niederlanden beherbergt Mel von Ommen Kloeke einen ganz besonderen Kombi. Der P 50/0 stammt aus der ersten Serie die im Dezember 1959 produziert wurde. Das Schmuckstück des Niederländers ist nachweislich einer der ersten Kombis überhaupt und wurde von ihm wiederaufgebaut. Mit Trabis kenn Mel sich aus, denn schließlich hat er schon etwa 30 Trabis wieder aufgebaut, dann aber größtenteils wieder veräußert.

Auch im Rallye-Einsatz konnte der Trabi zu Lebzeiten begeistern.

Mit diesen hier schon dargelegten Stories ist aber noch nicht einmal die Hälfte des Buches geschafft und viele Weitere lassen sich noch entdecken. So folgt ein Interview mit Professor Dr. Carl Hahn junior, der als ehemaliger Chef von Volkswagen auch an der möglichen technischen Unterstützung durch den Wolfsburger Hersteller für die Automobil-Industrie in der ehemaligen DDR beteiligt war. Er selbst ist übrigens stolzer Besitzer eines Trabant Tramp 1.1, welcher im Einsatz beim Ferienhaus auf Sardinien mittlerweile schon um die 50.000 Kilometer zurückgelegt hat. Ein möglicher Nachfolger des Trabant trug den Codenamen X03 und wurde von niemand geringerem als Giorgio Giugiaro designt. Die Geschichte dazu mit geheimen Transporten zwischen Zwickau und Wolfsburg hat dabei schon kriminalistische Züge und wird heute mit einem Schmunzeln wahrgenommen. Heute ist sind die Prototypen, es gab zwei davon, leider verschollen. Auch innerhalb der DDR gab es aber immer wieder Bestrebungen die Automobile zu modernisieren und ein Archiv-Text über Dr. Wolfgang Lang bringt hier erneut tolle Geschichten zum Vorschein.
Neben weiteren Trabi-Liebhabern kann in der Mitte der Buches auch die fotografische Dokumentation der Automobilwerke Zwickau aus den Jahren 1989 und 1990 überzeugen. Hier wird deutlich wie die Verhältnisse auch damals noch waren.

Fazit: Trabi Love ist die Liebeserklärung an die kleinen Wagen aus Ostdeutschland, der auch als Symbol der Wende in die Geschichte einging. Bis heute ist das Straßenbild größtenteils von dem sympathischen Fahrzeug fast vollkommen befreit, aber eine Fangemeinde hält dem einfach konstruierten Wagen die Treue. Ein Hinweis hierzu liefern auch die vielen Querverweise im Buch, bei denen sich sowohl die Menschen als auch die Fahrzeuge bei Treffen wiedersehen. Neben den unterhaltsamen Texten können im Buch die vielen, oft großformatig abgebildeten Bilder begeistern und nehmen den Leser gekonnt mit.
Für Fans der Trabi ist das Buch eh ein Muss, aber zum fairen Preis von knapp 50 Euro ist das Buch generell für alle Automobilisten empfehlenswert.

Bibliografie:
Titel: Trabi Love
Autor: Thorsten Elbrigmann
Umfang: 208 Seiten, 166 Fotos und Abbildungen
Format: 300 x 296 mm
Bindung: Gebunden
Auflage: 10/2019
Preis: 49,00 €
ISBN-Nr.: 978-3-667-11696-3
Bestellbar beim Verlag unter: www.delius-klasing.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Delius Klasing, Marco Rassfeld