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Buch – Art of Mercedes by René Staud

Mit den „Art of“-Bücher liefert der Motorbuch Verlag besonders anspruchsvolle Aufnahmen von ausgewählten Fahrzeugen in Buchform. Als neuster Titel der Reihe stehen nun die Fahrzeugen von Mercedes im Mittelpunkt, welche in diesem Fall ausnahmslos von René Staud in Szene gesetzt wurden. Ein lohnenswerter Blick für Automaniacs?

300 SL auf dem Titel – was sonst?

Das Buch kommt im klassischen Hochformat daher und als alleiniger Aufmacher hält wie selbstverständlich der 300 SL her. Der legendäre Flügeltürer ist auch durch seine besondere Türkonstruktion ein gern genommenes Motiv von vielen Fotografen und streckt auch hier seine Türen in die Höhe. Die besondere Ausleuchtung des Motives ist eine der herausragenden Eigenschaft der Aufnahmen von René Staud. Der graue 300 SL ist in einer stimmigen Umgebung im Studio fotografiert worden und als optisches Highlights kann fraglos der rote Innenraum gelten, der echte Akzente setzt. Ansonsten ist die Titelseite recht schlicht gehalten und zeigt neben dem Buchtitel und dem Verlagslogo auch noch die Unterschrift von René Staud. Die Rückseite zeigt dazu passend den SLS AMG, der die Flügeltüren in die Moderne umsetzte und auch hierdurch ein tolles Motiv ergab. Die Aufnahme wirkt durch den roten Hintergrund schon deutlich aggressiver, aber sorgt dadurch auch für einen weiteren echten Hingucker. Auch René Staud lässt sich hier entdecken, während der Klappentext schon einen groben Überblick über die Modelle im Inhalt liefert. Dabei wird auch deutlich dass die Bandbreite der Fahrzeuge vom Benz Patent-Motorwagen bis zu den neusten Modellen reicht.

Der Vergleich eines restaurierten Fahrzeugs mit dem Original ist aufwendig aber gelungen.

Im Buch selbst landet man schnell beim Inhaltsverzeichnis, welches ebenso wie der Klappentext in zwei Sprachen umgesetzt wurde. So ist neben dem deutschen Text auch die englische Variante platziert, welches die internationale Vermarktung ermöglicht. Ungewöhnlich ist hierbei die Farbwahl der Texte, denn neben der gewohnte Kombination von Schwarz und Weiß für den deutschen Text wurde der englische Text in blau umgesetzt. Je nach Notwendigkeit der gezeigten Bilder ist der Hintergrund in Schwarz oder Weiß ausgeführt und gerade auf den schwarzen Hintergrund ist das Blau doch sehr aufdringlich. So wird ein schnelles Erfassen erschwert und der Leser muss sich zunächst mal orientieren. Zudem ist zu Beginn des Buches unglücklich, dass auch das Impressum mit dem Inhaltsverzeichnis auf einer Doppelseite platziert wurde. Auch die Unterteilung der Kapitel hier leider schwer zu erfassen. Begeistern kann hier lediglich die Aufnahme eines SLS AMG im Renn-Outfit, der als schmückendes Element platziert wurde.
Ehe die Automobile in den Fokus rollen, kann der Leser in einem Interview mit René Staud einige Hintergrund zu seiner Person und auch zu der besonderen Beziehung zu Mercedes-Benz erfahren. Hierbei sind die Texte nicht parallel wiederzufinden, sondern nach dem deutschen Text folgt im Anschluss der Englische. Aber natürlich lassen sich hier auch schon einige Bilder entdecken, welche unterschiedlichste Szenen des Studioalltags zeigen. Dessen Erläuterung folgt am Ende mit den gesammelten Bildunterschriften. Dies erfordert zum Einem ggf. zwar eine Zurückblättern, aber sorgt gleichfalls für die Abbildung des reinen Bilder.

Vor dem Krieg war der 770 auch als Großer Mercedes bekannt, was er auch heute noch ist.

Die ersten Fahrzeug im Porträt folgen dann mit der fast unscheinbaren Kapitelüberschrift Die Messing-Ära (bis 1926). Unsichtbar deshalb, weil es im gesamten Buch keine optische unmittelbar erkennbaren Einstiegs- oder Trennseiten gibt. Das Thema findet sich so nur in der Oberzeile an den linken Seiten wieder, während die rechte Seite das Modell zu finden ist. Die Entwicklung in den ersten Jahren des Automobils verdeutlich hier stellvertretend vier Modelle. Neben dem Benz Patent-Motorwagen Nr. 1, einem der ersten Automobile überhaupt und dem ebenfalls recht kutschenhaften Benz Patent-Motorwagen Victoria zeigen der Simplex und der 35/40 PS, auch als Parsifal bekannt ist, schon optisch eine deutliche Weiterentwicklung weg von der Kutsche zum Automobil. Die Größe der Bilder nehmen allesamt mindestens eine halbe Seite ein, und können somit auch einen Blick auf einige Details zulassen. Hierbei werden aber neben reinen Vollaufnahmen des Fahrzeuge auch ausgewählte Detail-Aufnahmen präsentiert, welche einen ungewöhnlichen Blick zulassen.
Die Vorkriegsklassiker (nach 1926) zeugen dann von der weiterhin rasanten Entwicklung des Automobiles bei Mercedes-Benz. Mit dem Typ-S-Modellen vom Typ W 06 wurden die Wagen schon deutlich flacher und konnten ihr Können in den unterschiedlichen Ausbaustufen auch im Motorsport abrufen. So waren S, SS, SSK, und SSKL die Basis für einen bis heute reichenden Lebenslauf von Mercedes-Benz im Motorsport. Das abgebildete Modell wurde mit viel Aufwand restauriert und so erfolgten die Aufnahmen auch im unmittelbaren Vergleich mit den Original-Aufnahmen. Die Texte liefern im übrigen immer generelle Informationen zu der entsprechende Baureihe, während nachgelagert immer auch die persönlichen Erinnerungen von René Staud an das Shooting folgen und hiermit weitere, konkrete Informationen liefert. Mit dem seltenen 150 Sportroadster, den opulenten 500 K und 540 K sowie dem mächtigen 770 wird die Epoche noch vollendet.

Auch die Supersportwagen und besonderen Modelle stehen im Fokus des Buches.

Der Wiederaufbau (nach 1945) sorgte im Angebot von Mercedes-Benz zunächst wieder für einfacherer Automobile wie dem 170 V, dessen Konstruktion noch vor dem Krieg entwickelt wurde. Bei Shooting im Studio fand sich ein beneidenswertes Exemplar mit seltenem Werkzeug-Anhänger ein. Deutlich moderner wurde es dann mit dem 220 S, der auch unter seinem Spitznamen Ponton bekannt wurde. Die Karosserie hatte nun äußerlich keine angesetzten Kotflügel mehr und war damit einer der ersten Automobile mit dieser modernen Umsetzung. Der größte Mercedes-Benz in der Zeit nach dem Krieg war der 300, welcher auch vom Bundeskanzler Konrad Adenauer bevorzugt wurde. Noch seltener und exklusiver waren die Coupés 300 S und 300 Sc, welche die Tradition der großen Coupé begründete.
Die Wirtschaft in Deutschland erholte sich erstaunlich schnell und so folgte schnell das Motto Wir sind wieder wer (1960er). Hier stellte der 600 Pullman die absolute Spitze des Modellangebots dar, und im Studio von René Staud fand sich das ehemalige Fahrzeug aus dem Besitz von John Lennon ein. Diese setzte der Fotograf mit seinem Team gekonnt in Szene und nutze dabei auch Motive der Beatles als gelungenen Hintergrund. Nach dem ebenfalls exklusiven 280 SE 3.5 Cabrio folgt mit dem Strich-Acht auch mal wieder ein bodenständiges Modell.

Auch im Inhalt lässt sich der beneidenswerte 300 SL mit grau/rot wiederfinden.

Unter Der Griff nach den Sternen (1970er) folgte der Aufbau der Marke zu den Spitzenautomobilen der Welt. Der 450 SEL 6.9 war ein ernstzunehmendes Porsche-Gegner auf der Autobahn, aber ausgestattet mit einem hohen Anspruch an die Komfort der Passagiere. Der 280 CE aus der Baureihe W 123 war das Coupé-Spitzenmodell der kleinsten Baureihe der Schwaben und hier kann man die stetige Entwicklung zu einem immer moderneren Auftritt verfolgen.
Eine neue Ära beginnt (1980er) zeigt die Modelle der ersten offiziellen S-Klasse mit dem 500 SEL am oberen Ende des Angebotes, während mit dem Baby-Benz W 201 auch eine neue, kleinere Baureihe etabliert wurde. Hier kann man auch das besonders sportliche Evolution-Modell entdecken.
Noch sportlicher wird es im folgenden Kapitel mit der Überschrift: Die Wiedergeburt des Supersportwagens. Neben dem Homologationsmodell CLK-GTR findet sich der SLR McLaren ebenso wieder wie der SLS AMG, der sich auch als Rennwagen zeigt.
Mit SL – Zwei Buchstaben, eine Ikone folgt zum Abschluss noch die Huldigung einer besonderen Baureihe und zeigt neben dem 300 SLR Uhlenhaut-Coupé auch der späteren Serien 300 SL, sowie auch den 300 SL Roadster. Dieser sollte dem Coupé folgen und das volumenreichste Modell der legendären Baureihe werden. Auch der 190 SL, der Pagoden-SL, der neue 300 SL der Baureihe R 107 und schließlich der R 129 als 320 SL können im Buch entdeckt werden.
Die Vita von René Staud ist dann der endgültige Schlusspunkt des Buches.

Fazit: 29 Modelle von Mercedes-Benz werden im Buch mit den Aufnahmen von René Staud dargestellt. Hierbei erhält man einen guten Überblick über die einige der wichtigsten Modelle aus der langen Geschichte der Stuttgarter Marke. Das hierbei der zu Beginn eingeschlagene Weg der chronologischen Abfolge in den 1980er endet und dann noch sie Supersportwagen und SL-Modelle porträtiert werden, scheint ein wenig inkonsequent. Aber fraglos sind solche Modelle auch als außergewöhnliches Motiv interessanter, als allzu moderne Automobile. Die Darstellung mit dem eigens entwickelten Magiclight ist dabei ein tolles Stilmittel, welches eine gute Umsetzung garantiert.
Dennoch scheint der Preis von knapp 80 Euro hoch angesetzt, zumal sich der Eindruck einer gelungenen Eigenwerbung für René Staud nicht gänzlich abstreiten lässt.

Bibliografie:
Titel: Art of Mercedes by René Staud
Autor: René Staud
Umfang: 240 Seiten, 300 Bilder
Format: 240 x 305 mm
Bindung: gebunden
Auflage: 09/2019
Preis: 79,00 €
ISBN: 978-3-613-04135-6
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorbuch.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Motorbuch Verlag, Marco Rassfeld