In der langen Modellgeschichte des langlebigsten deutschen Sportwagens, dem Porsche 911, gab es einige besondere Modelle. Hierzu gibt es auch im Buchmarkt einiges zu entdecken, so wie der Titel aus dem Sportfahrer Verlag über den 964 Carrera RS 3.8. Schon beim Kürzel RS werden viele Porsche-Fans aufmerksam und der 964 stellt dazu noch die letzte Modellreihe in der klassischen Formgebung dar. Es scheint also ein Highlight garantiert zu sein.
Der erste Blick auf das Buch kann dann auch sofort überzeugen, etwas besonderes in Händen zu halten. Die edle Aufmachung mit einen leinenbezogenen Schuber auf dem sich die Silhouette des Carrera RS 3.8 wiederfindet ist fraglos sehr gelungen. Dazu findet sich auf dem Titel noch im knalligen Gelbton, der für den Carrera RS 3.8 auch gerne geordert wurde, der Schriftzug RS 3.8. Das Buch im Schuber ist mit dem gleichen Leinen-Einband versehen und zeigt die gleiche Seitenansichten des Fahrzeuges, allerdings kleiner abgebildet und in großer Stückzahl. Der Schriftzug findet sich ebenfalls auf dem Titel wieder und im Rücken gibt es eine wiederum knallgelb ausgeführten Buchtitel in großen Buchstaben. Dazu lassen sich hier noch die Autoren und auch das Verlagslogo wieder entdecken. Alles in allem eine hochwertige Ausführung, welche die Vorfreude auf den kommenden Inhalt sichern nochmals steigern kann.
Sofort nach dem Öffnen zeigt sich die einmalige, handgeschriebene Nummerierung des Buches, von dem passenderweise 964 Exemplare hergestellt wurden. Das Buch ist zudem noch in einer noch umfassenderen Weissach Edition erhältlich, welche weitere Besonderheiten aufweisen kann. Hierbei steigt der Preis von 264 Euro dann nochmals auf stolze 380 Euro. Zudem sind beide Bücher der Editionen auch komplett in Englisch erhältlich, zu erkennen an der roten statt gelben Gestaltung. So sollte in jedem Fall für jeden die passende Variante erhältlich sein.
Das Inhaltsverzeichnis offenbart dann eine Unterteilung in sechs Kapitel, wobei die Vorstellung der Fahrzeug-Varianten in Form des RS 3.8 und des RSR 3.8 noch eine weitere Unterteilung nutzen. Nach einem Zitat von Jürgen Barth, Mitautor des Buches und zur damaligen Zeit Leiter der Kundensport-Abteilung von Porsche, folgt noch ein Vorwort. Dies wurde vom damaligen Projektleiter des Carrera RS 3.8 und Carrera RSR 3.8 verfasst – Roland Kussmaul. Hiermit finden sich schon zwei der Macher des Modells im Buch wieder und sorgen dafür, dass das Buch eine hohe Authentizität erhält. Kussmaul erinnert sich an die damaligen Zeit und die Entwicklung des neuen Kundensport-Fahrzeuges, mit dem Porsche sich weiter einen Startplatz auf den Rennstrecken weltweit sichern wollte. Die glorreichen Zeiten der Gruppe C waren vorbei und man suchte eine kostengünstige Gelegenheit die Porsche-Modelle möglichst seriennah dem Publikum zu präsentieren. Hier konnte man in Stuttgart schon auf eine reiche Tradition zurückblicken, an deren Start sich der im Jahr 1972 erstmals offiziell vorgestellte 911 Carrera RS 2.7 findet. Eine weitere Legende aus dem Modellgeschichte des Porsche 911, welche heute in Auktion oftmals Preise in siebenstelliger Höhe erzielen kann.
Das erste Kapitel führt die Leser dann nochmals zurück in das Jahr 1993 und gibt eine Interview mit Jürgen Barth wieder. Dies führte Betty Jo Turner im Rahmen der Porsche Parade in Cincinnati und der Leser erhält einen tollen Einblick der damaligen Verhältnisse aus erster Hand.
Die Evolution zum 964 Carrera RS 3.8 findet sich dann im zweiten Kapitel des Buches wieder. Hier wird zunächst die damalige, durchaus angespannte Lage von Porsche dargelegt. Im besonderen fällt der Blick natürlich auf den Motorsport und die Rennwagen, mit denen Porsche antrat. Die Entwicklung im Entwicklungszentrum in Weissach, wird dann ebenso noch wiedergegeben wie die Entwicklung der modernisierten Baureihe 964 vom legendären und zwischenzeitlich schon todgesagten Porsche 911. Fehlen darf natürlich auch nicht die Geschichte der RS-Modelle von Porsche, welche auch durch verschiedenen Optionscodes nochmals personalisiert werden konnten. Speziell beim 964 gab es mit dieser Bezeichnung zunächst den einfachen Carrera RS und sein Bruder für den amerikanischen Markt, der RS America. Eine erste Erwähnung des Carrera RS 3.8 in offiziellen Dokumenten datiert dann auf den 17. August 1992, wobei man hier noch vom Sondermodell Carrera Sport sprach. Die fundiert geschriebenen Texte werden dabei unterstützt von einigen Bilder, welche die in diesem Fall die verschiedenen Modelle aus der Vergangenheit zeigen.
Erste Zahlen & Fakten legt dann das folgende Kapitel offen. Schon bei den Produktionszahlen kann das Buch belegen, dass in unterschiedlichen Kommunikation von Porsche auch unterschiedliche Stückzahlen genannt wurden, was ein dazu passende Erläuterung notwendig macht. Die beweist in jedem Fall, dass der Carrera RS 3.8 und der Carrera RSR 3.8 auch im Hause Porsche ein echter Exot war. Im Buch finden sich schließlich 107 Fahrzeuge wieder, hierbei werden auch zwei Vorserienfahrzeuge berücksichtigt und auch ein Rennwagen, der nicht im Werk aufgebaut wurde. Auch die Fahrgestellnummern und mögliche Ausstattungen werden hier aufgelistet.
Die Vorserie, bestehend aus je einem Modell des Carrera RS 3.8 und des Carrera RSR 3.8 bildet dann die Basis zum vierten Kapitel und startet mit einem kompletten Bauplan. Zu beiden Fahrzeugen gibt es auch eine komplette Historie, wobei der Carrera RSR 3.8 ein deutlich umfangreicheres Leben führen musste, mit vielen Tests und später Renneinsätzen in unterschiedlichen Händen.
Kapitel 5 setzt sich dann intensiv mit dem Straßenfahrzeug Carrera RS 3.8 auseinander und wird hierzu nochmals unterteilt. Zunächst kann man einen Bericht aus dem Porsche Kundenmagazin Christophorus vom Juli 1993 entdecken, in dem niemand geringeres als Walter Röhrl seinen Fahreindrücke offenlegt. Dann folgen Details zu Typisierung, inklusive der Einzelabnahme des TÜVd, der als Grundlage dienen sollte.
Auch die Informationen für die Presse, welche von Porsche in Form von Mitteilungen verteilt wurden werden im Buch komplett dokumentiert und in Form von Scans auch originalgetreu wiedergegeben. Dann folgt der Blick in die Serienfertigung des 964 Carrera RS 3.8, wenn man denn von einer solchen sprechen möchte. Die startete im Frühjahr 1993 nach dem Carrera RSR 3.8, denn Porsche wollte natürlich schnellstmöglich das neuste Modell auf den Rennstrecken sehen. Es finden sich hier viele technische Details, welche den Carrera RS 3.8 auszeichnen und auch durch einige technische Zeichnungen dargestellt werden. Dann finden sich weitere Informationen zur Identifizierung des Carrera RS 3.8 wieder und auch die Auslieferung wird noch thematisiert. Alle RS 3.8 werden dann einzeln nach Chassis-Nummer sortiert vorgestellt. Hier findet sich die Ausstattung bei der Auslieferung ebenso wieder wie die entsprechenden Codes. Anhand einer kurzen Historie kann man zudem die Geschichte der einzelnen Fahrzeuge nachvollziehen und zumeist lassen sich auch einige Bilder entdecken oder Dokumente zum Fahrzeug entdecken.
Zum RSR 3.8 liefert das Buch dann wie selbstverständlich auch viele Informationen und startet dabei mit der Homologation ehe die Presse-Kommunikation und die Serienfertigung nach dem gleichen Muster präsentiert wird. Zu den Renneinsätzen findet sich ebenfalls ein umfassendes Kapitel wieder, welche die internationalen Erfolge des Carrera RSR 3.8 ebenso wiedergibt wie die Misserfolge. Bei der dann folgenden Präsentation des einzelnen Fahrzeuge kann man zudem die spezifische Rennhistorie entdecken, welches bei Rennwagen auch unverzichtbar scheint.
Fazit: Die Marke Porsche generell ist ein Thema, welches in Bezug auf die erhältliche Literatur ihresgleichen sucht. Fast in jeder Novitäten-Ankündigung finden sich Bücher über Porsche. Das einzelne Modelle so intensiv wie in diesem Titel vorgestellt werden, ist dabei eher die Ausnahme. Mit viel Hingabe und Liebe zum Detail kann das Buch den besonderen 964 Carrera RSR 3.8 und dessen straßenzulassungsfähigen Ableger 964 Carrera RS 3.8 überzeugen. Die RS-Modelle waren schon immer besonders und haben auch durch den Einsatz im Motorsport eine hohe Fanbasis.
Dazu ist das Buch besonders hochwertig ausgeführt, was auch den recht hohen Preis von 264 Euro rechtfertigt. Kaum ein echter Enthusiast darf sich dieses Standardwerk entgehen lassen und sollte zuschlagen, dabei kann man noch aus zwei Editionen und zwei Sprachen auswählen. Allen gemein ist aber eine Limitierung, welches eine weitere Besonderheit darstellt.
Bibliografie:
Titel: Porsche 964 Carrera RS 3.8
Autoren: Jürgen Barth, Robert Weber, Norbert Franz
Umfang: 384 Seiten,
Format: 240 x 280 mm
Bindung: Gebunden im Schuber
Limitierung: 964 Exemplare, jeweils von Hand nummeriert
Auflage: 01/2017
Preis: 264 €
ISBN-Nr.: 978-3945390009
Bestellbar beim Verlag unter: www.sportfahrer-zentrale.com
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Patrick Ernzen ©2017 Courtesy of RM Sotheby’s, Marco Rassfeld
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.