Aufstieg und Fall der Rallye-Monster – bis heute faszinieren die Fahrzeuge, die in den 1980er Jahren nach dem Reglement der Gruppe B für die wohl bis heute spektakulärsten Rallyes sorgten. Doch die Hochphase, in der die Popularität der Rallye-Weltmeisterschaft größer war als die der Formel 1 währte nur kurz. McKlein blickt in einem Buch auf die Ära und diese einmaligen Fahrzeuge …
Das Buch ist im Hochformat realisiert und entspricht in der Aufmachung dem vor kurzem hier vorgestellten Buch zur Gruppe A. Der Titel zur Gruppe B war der Erste aus einer inzwischen aus vier Büchern bestehenden Reihe, welche die Geschichte der Rallye-Weltmeisterschaften aufarbeiten, auch die weiteren Titeln werden hier noch vorgestellt. Als Aufmacher für das Buch zur Gruppe B ist eines der erfolgreichsten Rallye-Fahrzeuge abgebildet. Der Peugeot 205 T16 betrat die Szene dabei recht spät, konnte aber schnell überzeugen. Der aufgewirbelte Dreck zeigt den Franzosen im vollem Drift und gibt die damals gebotene Action sehr gut wieder. Des Weiteren gibt es auf dem Titel noch das bekannte Autoren-Duo John Davenport und Reinhard Klein zu entdecken, sowie den Zeitraum in der die Gruppe B aktiv war. Auch das Verlagslogo darf natürlich nicht fehlen, hält sich aber bewusst im Hintergrund. Auf der Rückseite vom Buch finden sich hingegen schon eine Vielzahl an Bildern in einer Collage wieder und zeigen weitere Gruppe B-Rallyefahrzeuge in unterschiedlichen Szenen. So kann man hier auch schon weitere, damals aktive Marken entdecken, die sich an der Rallye-Weltmeisterschaft beteiligten. Selbst vor einem Einsatz bei der Rallye Paris-Dakar scheuten die Ingenieure von Porsche mit einem Gruppe B-Rallyewagen nicht zurück und feierte gar Erfolge. Ein kurzer Klappentext gibt dann schon einen ersten Vorgeschmack auf den Inhalt ohne zu viel zu verraten, aber sicher wussten nicht alle Leser, dass auch Mazda bei der Gruppe B mit dem RX-7 vertreten war …
Beim Blick in das Buch findet man sich zunächst im Inhaltsverzeichnis wieder, in dem die einzelnen Fahrzeuge einzeln vorgestellt werden und als Highlight der nur vierjährigen Gruppe B-Phase schließlich die Saison 1986 steht. Auch die Umstände unter denen die sehr populäre Gruppe B dann zum Jahr 1987 verschwand wird im Buch dargelegt, denn es ist keinesfalls die Schuld der Fahrzeuge, sondern hatte auch viele sportlich-politische Gründe. Hier geht es um Macht und Demonstration der selbigen und zeitweiligen Kurzschluss-Reaktion auf fraglos schlimme Ereignisse. Neben dem Inhaltsverzeichnis lässt sich noch eine große Aufnahme entdecken, welche die damaligen Verhältnisse an der Strecke offenbart. So springt ein Lancia über eine Kuppe, die gleichzeitig aber umsäumt ist von Menschen, die auch noch kurz vorher auf der Strecke stehen. Die Gefahr in der sich die Menschen hier befanden, sollten Ihnen eigentlich bewusst gewesen sein, aber niemand machte sich hierüber scheinbar ernsthaft Gedanken. Zumindest in den Anfangsjahren der Gruppe B …
Das Vorwort aus der Feder von John Davenport blickt dann noch auf das aufregende Leben der Gruppe B zurück und schneidet hierbei schon mal einige wichtige Faktoren der kurzen aber intensiven Zeit an. Davenport selbst war unmittelbar beteiligt an der Entwicklung der Gruppe B und im besonderen am MG Metro 6R4, sicher ein großer Vorteil für das Buch und seine Leser. Nach noch weiteren Anmerkungen der beiden Autoren folgt schließlich das erste Kapitel mit dem Titel: Ein neues Zeitalter bricht an. Dies blickt zunächst schon mal auf die Szenerie der Rallye Monte Carlo im Jahr 1986, nie zuvor waren mehr Hersteller mit ihren aufwendigen Gruppe B-Fahrzeugen am Start und die Zuschauer drängten in echten Scharen zu den Wertungsprüfungen. Doch schon im Mai zogen im wahrsten Sinne des Wortes dunkle Wolken über die Rallye-Welt auf, als bei der Tour de Corse Henri Toivonen und sein Beifahrer Sergio Cresto tödlich verunglückten …
Kapitel 02 liefert dann Eine Geschichtsstunde über Die Entstehung der Gruppe B. Hier blickt der Text auf die Ursprünge der Rallye-Szene ebenso zurück wie auf die Ansprüche von John-Marie Balestre, der 1978 Präsident der Commission Sportive Internationale (CSI) in der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) wurde und somit für den internationalen Motorsport verantwortlich war. Daneben gab es aber auch noch die FOCA, die für die Formel 1 verantwortlich war, und so war eine unmittelbare Konfrontation nur eine Frage der Zeit. Balestre hatte den Vorteil, dass sich die Hersteller zu dieser Zeit eher in der Rallye-Szene ausbreiten wollten als in der Formel 1 und hierzu natürlich auch schon beeindruckende Budgets zur Verfügung stellten. 1980 wurde schließlich beschlossen, die bisher gültige Klassen-Einteilung in die Gruppen 1 bis 5 komplett zu überarbeiten und die Gruppe A, B und C einzuführen. Logischerweise dauerte es nach dieser Entscheidung noch ein paar Jahren, bis solchen Fahrzeuge dann auch am Start standen.
Rauchgeschwängerte Räume waren damals bei allen Sitzungen üblich und in diesem wurden schon früh nicht immer nachvollziehbare Entscheidungen getroffen. Als Titel zum dritten Kapitel und der weitere Erläuterung bis zur klaren Definition der Gruppen ist diese Alliteration eine sehr gelungen Wahl. So erfährt der Leser hier mit umfangreichem Text die Grundlage zur Gruppe B und auch den weiteren Gruppen und bekommt dazu auch ein paar passende Abbildungen geliefert. Eine äußerst gelungene und komplexe aber hochinteressante Einführung in die Motorsport-Politik der damaligen Zeit.
Dann startet mit dem vierten Kapitel nun die Vorstellung der Rallye-Fahrzeuge mit dem Opel Ascona 400. Dieser war schon länger im Einsatz und startete seine Karriere in der Gruppe 4. Um bei der offiziellen Einführung der neuen Gruppe-Einteilung im Jahr 1982 nicht mit ausgedünnten Anzahl der Starter zu beginnen, konnten die „alten“ Rallye-Fahrzeuge in die neuen Gruppen transferiert werden. So nutzte Opel die ausgereifte Basis des Ascona 400, der ab 1979 erhältlich war um im ersten Jahr der Gruppe B die legendäre Rallye Monte Carlo zu gewinnen. Am Ende der Saison konnte man gar den Fahrer-Weltmeistertitel mit Walter Röhrl gewinnen. Die Hersteller-Wertung dagegen konnte Audi, wenn auch nur knapp vor Opel, mit dem innovativen quattro für sich entscheiden. Die Vorstellung der einzelnen Fahrzeuge ist umfangreich und blickt immer auf die komplette Geschichte bis einschließlich den Ereignissen der Saison 1985 zurück kann mit einen reichen Bebilderung glänzen. Hier zeigen sich verschiedenste zeitgenössische Szenen wieder und immer wieder sind die Abbildung groß und können somit voll überzeugen. Dazu gibt es auch persönliche Erinnerungen der Menschen zu entdecken, die mit dem Einsatz der Fahrzeug beschäftigt waren. Auch die wichtigsten technischen Daten werden noch aufgeführt.
Lancia hatte mit dem Stratos schon zu Zeiten der Gruppe 4 unverzichtbare Erfahrung mit speziellen Homologations-Fahrzeugen gemacht und setzten auch für die Gruppe B auf einen Mittelmotor und Heckantrieb. Der Rally 037 setzte also noch auf die bekannten Stärken, obwohl die Stärken des Allrad-Antriebs von Audi schon bewiesen wurde. Der Rally 037 war aber schon in seinem ersten Jahr 1983 erfolgreich und Lancia konnte sich, diesmal knapp vor Audi, die Konstrukteurs-Meisterschaft sichern. Die Fahrer-Wertung verlor Walter Röhrl, inzwischen in Diensten von Lancia, aber gegen Hannu Mikkola im Audi quattro. Lancia nutzte mit dem Rally 037 auch die Möglichkeit der Evolution und steigerte hierbei nicht nur die Leistung kontinuierlich.
Ford war mit dem Escort über viele Jahre im Rallye-Sport erfolgreich und strebte mit dem RS1700T die Fortsetzung an, doch mit dem Blick auf die neuaufkommende, allradgetrieben und turbo-befeuerten Konkurrenz zog Ford die Reißleine und stellt die notwendige Stückzahl von 200 Homologations-Fahrzeugen nicht her. Die Blaupause für die neue Generation der Rallye-Sieger lieferte Audi mit dem quattro. Dieser zeigte sich schon Ende 1980 bei der ersten Rallye. Zunächst erfolgte die Homologation so noch in der Gruppe 4 und später wurde auch der quattro in die Gruppe B überführt. Im Laufe der Jahre entstanden so fünf verschiedene Modelle des quattro, welche für ein neue Zeitrechnung in der Rallye-Weltmeisterschaft stehen.
Mit Nissan, Toyota, Peugeot, Mitsubishi, Mazda, Porsche, Renault, Austin Rover und Citroën engagierten sich gleich neun weitere Hersteller offiziell an der Gruppe B. Während Opel mit dem Manta 400, Lancia mit dem Delta S4 und Ford mit dem RS200 noch jeweils ein weiteren Fahrzeug nach dieser Gruppe realisieren sollten. Die Vielfalt war dabei sehr beeindruckend und somit ist die Faszination auch heute noch den besonderen Autos anzumerken. Ohne die notwendigen 200 Exemplare zur Homologation wäre die Auto-Geschichte um einige, hochinteressante Modelle ärmer.
Die Saison 1986 ist dann schon das zwanzigste Kapitel im Buch und blickt auf die Szene der Rallye-WM zu ihrer stärksten und, wie sich später herausstellen sollte, gleichfalls schwächsten Epoche zurück. Jede Rallye wir einzeln vorgestellt und die Ereignisse aufgearbeitet. Die Bebilderung ist auch hier über alle Zweifel erhaben und kann absolut beeindrucken.
Das Buch blickt dann noch auf das Nachspiel der Ereignisse der letzten Saison, die geplante Nachfolge Gruppe S und die weiteren Betätigungsfelder der Rallye-Monster im Motorsport. In einem kritischen Nachwort blickt das Buch dann noch mit einem weinenden Augen auf die Gruppe B zurück zum endgültigen Abschluss finden sich noch alle Ergebnisse der Rallye-WM von 1983 bis 1986 wieder.
Fazit: Die Gruppe B ist auch heute noch für viele Fans die Rallye-Formel schlechthin. Die eingesetzten Fahrzeugen sind kompromisslos auf den Erfolg auf der Strecke ausgelegt und musste durch die Homologations-Vorschriften auch zum Verkauf eingeboten worden. Dazu sorgte der Einsatz von Allard-Technologie und der Turbo für ungeahnte Möglichkeiten und Geschwindigkeiten. Doch mehrere schwere Unfälle machten den Rallye-Monstern den Gar aus und sorgten für die Einstellung dieser Gruppe und auch dessen Nachfolge Gruppe S. Das Buch geht auf alle Fahrzeuge der Gruppe B ein und macht auch vor den politischen Umständen nicht halt. So kann man fast eine Art Krimi lesen, denn wie manche Entscheidungen zur damaligen Zeit gefällt wurde, ist bis heute fraglich. Dazu gibt es erstklassige Bilder, welche allesamt zeitgenössisch sind und auf die wilden Jahren zurückblickt.
Für knapp unter 50 Euro gibt es sicher keine bessere Dokumentation über die vier Jahren, in denen die Rallye-WM an der Spitze des internationalen Motorsports stand. Somit kann ein Fan nicht auf dieses Standard-Werk verzichten – man muss es haben!
Bibliografie:
Titel: Gruppe B – Aufstieg und Fall der Rallye-Monster
Autoren: John Davenport und Reinhard Klein
Umfang: 256 Seiten, 465 Fotos in Farbe und 20 in Schwarzweiß
Format: 245 x 300 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 02/2012
Preis: 49,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-927-45855-0
Bestellbar beim Verlag unter: www.rallyandracing.com
Text: Marco Rassfeld
Fotos: McKlein Publishing, Marco Rassfeld
Eine Antwort auf „Buch – Gruppe B“
[…] schon die Titel zur schon erwähnte Gruppe B und deren Nachfolger der Gruppe A ist auch dieses Buch im Stil der Reihe umgesetzt. Das große […]