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Comic – Michel Vaillant – Operation Mirage

Die Comics von Michel Vaillant schufen einen legendäre Figur, die sich im Motorsport in den unterschiedlichsten Gefährten hinter das Lenkrad setzen sollte. Die Erstausgabe erschien im Jahr 1959 und das letzte Band 70 dann erst 2006, jeweils im französischen Original. Seit dem letzten Jahr sind alle Bände auch in Deutsch in der ZACK Edition erhältlich – Operation Mirage war im Juni 2020 der letzte Band, der neu aufgelegt wurde.

Ein düsteres Titelbild ziert das Cover.

Alle seit März 2015 erschienen Neuauflagen wurden hier schon vorgestellt, so dass der letzte Band natürlich nicht fehlen darf. Im bewährter Ausführung und Format kommt der Band ebenso daher wie alle Vorgänger, so dass man schließlich stolz sein kann auf einen komplette Sammlung, wenn man den alle 70 Bände besitzt. Aktuell sind auch schon einige Bände wieder vergriffen, so dass sich die Neuauflage für die Fans und den Verlag scheinbar gleichermaßen gelohnt zu haben scheint.
Doch nun zurück zur Operation Mirage, die mit einem extrem düsteren Titelbild für Aufmerksamkeit sorgt. Fast komplett in Schwarz gehalten erkennt man hier einen Ausschnitt von einem sportlichen Fahrzeug, einen ebenfalls komplett in Schwarz gekleideten Fahrer inklusive Helm mit verdunkeltem Visier sowie einige Rauchschwaden, welche die Szenerie untermalen. Das ganze wirkt betont mystisch und geheimnisvoll und entspricht so im vollen Umfang auch dem Titel des Bandes.

Viel Action in geheimer Umgebung gibt es schon unmittelbar auf den ersten Seiten wieder.

Die Story beginnt dann mit dem Blick auf eine verlassene Landschaft, in der sich einen Teststrecke befindet. Konkret ist es die Teststrecke in Mortefontaine, die bei Veröffentlichung des Comics unter der Regie des CERAM stand. Und schon hier zeigt sich die Parade-Disziplin der Michel Vaillant-Comics – die Vermischung von Realität und Fiktion. Denn die oftmals realen Schauplätze werden in einer hohen Vielfalt mit teils fiktiven Geschichten und Charakteren gemischt. So ist der Leser immer nach an der Realität, aber gleichfalls lassen sich interessante Geschichten umsetzen. Auch die Umsetzung der Zeichnung kann hier immer mit einer beeindruckenden Nähe zu echten Welt überzeugen. Die obligatorische Umzäunung der Teststrecke zeigt dann auch schnell einige Löcher, aber die Sicherheitsanspruch bei diesem Test ist scheinbar enorm hoch. So gibt es eine mysteriöse Kommunikation zwischen dem beteiligten Personen, ehe ein geheimnisvoller Sportwagen auf die Strecke gelassen werden kann. Die Ähnlichkeit zum realen Modell in Form des Murciélago von Lamborghini ist hierbei durchaus gewollt, wie man wenig später auch erfahren kann. Es war und ist immer wieder üblich, das Testträger auf Basis von bekannten Modellen aufgebaut werden um das Design so lange wie möglich geheim zu halten. Mit einer beeindruckenden Schnelligkeit wird der Wagen auf die magischen 400 km/h beschleunigt. Im übrigen war dies im Jahr 2001 eine noch exorbitant hohe Geschwindigkeit und der McLaren F1 galt mit 371 km/h als schnellste Fahrzeug der Welt. Nur der Exot Dauer 926 Le Mans wurde schon mit über 400 km/h gemessen …

Wer geheim bleiben möchte, muss schon ein paar Tricks aufwarten und die Fotografen zu überraschen.

Doch die Testfahrten werden beobachten von einem der Erlkönig-Jäger, welche mit ihren Fotografien die neusten Geheimnisse der Automobil-Hersteller vorab veröffentlichen wollen. Die Fotografen waren immer bestens über die Tests informiert, egal wo und wann auf der Welt diese stattfanden. Genau dies bildet die Grundlage zu Story in Operation Mirage. Der Fotograf rutscht mangels Fluchtmöglichkeiten dann die Steilkurve herunter und wird nur haarscharf vom Testwagen verfehlt. Dennoch gelingen ihm beim dem riskanten Manöver ein paar Fotos, ehe sich der Wagen in künstlichen Nebel hüllt. Bevor der Sicherheitsdienst den Fotografen erwischen kann, wird dieser in erneut extrem spektakulärer Art und Weise von einem Hubschrauber abgeholt. Sicher ein wenig zu fern der Realität, aber dafür im Stile eines Hollywood-Action-Krachers. Während sich der Nebel lichtet erkennt man Michel, wie er aus dem Fahrzeug steigt und sich fragt, wie hier gerade passiert ist.
Dann folgt er Blick in die Zentrale von Vaillante, wo man sich kritisch mit den Fotos auseinandersetzt. Die entsprechenden Fotos wurden dem Hersteller zugespielt, mit der Bitte um technische Details zu dem Wagen, denn man wolle in der Presse keinen Falschinformationen bringen. Jean-Pierre ist entsprechend bedient, denn die Geheimhaltung eines solch hochpotenten Sportwagen mit vielen Innovationen muss im Hinblick auf die Konkurrenz unbedingt geheim gehalten werden. Er fühlt sich aber in seinem Tun sehr beobachtet von der Presse, die mit den geheimen Aufnahmen natürlich mit viel Aufmerksamkeit rechnet.

Selbst ein Trabbi findet sich bei den Tests auf der deutschen Autobahn wieder – wieder mit viel Spektakel.

Im Anschluss an das Gespräch im Büro von Vaillante gehen die drei noch in die Entwicklungsabteilung in der neue Design-Ideen erprobt werden. Hier kommt es auch zur Begegnung mit Luc Donckerwolke, der im realen Leben Autodesigner ist und auch Zeichnungen für einen neuen Vaillante entwarf. Auf dem Weg zum Mittagessen unterhalten sich Michel und Jean-Pierre über die Situation und Michel schlägt schließlich vor, dass er sich um die Entwicklung kümmern könne. Schließlich wird kaum ein Paparazzi vermuten, dass er sich mit der Produkt-Entwicklung befassen würde. So könnte man der Presse eine falsche Spur legen und den neuen Wagen in Ruhe weiterentwickeln. Schon wenig später willigt Jean-Pierre ein und übergibt den aktuellen Status an Michel um die Präsentation des neuen Vaillant auf dem Genfer Salon vorzubereiten. Wenig später beginnen Tests in abgelegenen Gebieten mit viel Kälte und viel Hitze. Zum Erstaunen von Michel sind aber auch immer die Fotografen schon vor Ort. Es scheint also eine undichte Stelle zu geben, denn die Information, wo diese Tests stattfinden sollen wurden nur unter ganz wenigen Menschen besprochen. Auf der deutschen Autobahn gibt es dann einen großen Showdown, aber die echte Überraschung warten noch auf die Leser …

Fazit: Band 64 mit dem Titel Operation Mirage begibt sich in die Szene der Entwicklungsarbeit für neue Automobile. Diese findet zu großen Teilen unter strenger Geheimhaltung statt und ist ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Hersteller und Presse. Die einen wollen das Geheimnis möglichst lange bewahren, während die andere Seite es so schnell wie möglich lüften möchte. Sicher waren die Verhältnisse früher noch schlimmer als heute, aber die Basis bleibt die Gleiche. Es liefert in jedem Fall eine gute Grundlage für eine spannende Story, welche sich in diesem Band wiederfindet. Mit einem Ende, welches die meisten dann auch tatsächlich noch überraschen wird.
Die letzte Neuveröffentlichung eines deutschen Bandes von Michel Vaillant liefert ein Meisterwerk ab, auf die niemand wirklich verzichten sollte, der sich auch nur ein wenig mit Autos auseinandersetzen möchte.

Bibliografie:
Titel: Michel Vaillant – Operation Mirage
Autoren: Philippe & Jean Graton
Umfang: 48 Seiten
Format: 220 x 295 mm
Preis: € 13,00
ISBN: 978-3-86462-077-5
Bestellbar beim Verlag unter: https://shop.mosaik.eu/

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag, Marco Rassfeld