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Buch – Racing Camaros

An International Photographic History 1966-1984 – die Generation der sogenannten Babyboomer war in den USA vor allem zum Ende der 1960er Jahre für die Automobil-Industrie wichtig. Mit hoher Kaufkraft wurden neue, kompakte und sportliche Modelle angeboten – die als Pony-Cars bekannt wurden. Nach dem Erfolg des Mustang von Ford machte sich die Konkurrenz schnell an die Arbeit und Chevrolet stellte den Camaro vor. Veloce Publishing nimmt sich der Rennhistorie des Camaro ebenso an, wie der des Mustangs und blickt in einem neuen Buch zurück auf interessante Rennen …

Passend zum roten Buch zeigt sich
ein roter Camaro auf dem Titel.

Das Buch gleicht vom Aufbau her dem Titel über die Racing Mustangs und somit ergeben beide Bücher den gelungenen Eindruck einer Serie. Im Querformat gehalten bietet das Buch ausreichend Möglichkeiten die Bilder der Racing Camaros zu präsentieren. In einem kräftigen Rotton ist das Buch gestaltet und zitiert auch in diesem Fall die Farbe des Camaros, der als Eyecatcher auf dem Titel wiederzufinden ist. Dabei handelt es sich schon um die zweite Generation des Camaro, die in den Verkaufzahlen die erste Generation sogar noch übertrumpfen sollte. Von daher eine absolut nachvollziehbare Wahl und es ergibt sich ein tolles Gesamtbild. Dazu trägt fraglos auch bei, dass der große Camaro-Schriftzug auch dem Original entspricht und sich auch der kleine, aber feine Hinweis „Made in America“ wiederfinden lässt. Dazu sind auch noch der Autor und der Untertitel zu erkennen und auf dem roten Hintergrund finden sich einig Chevrolet Bowties wieder, das unverkennbare Logo von Chevrolet. Auf der Rückseite und auch auf dem Rücken setzt sich der rote Font fort und man kann drei weitere Racings Camaros im Bild entdecken, darunter auch eines der vermutlich bekanntesten Modelle von Penske mit dem auch die Fahrer-Legende Marc Donohue aktiv war. Der Klappentext klärt dann noch den potentielle Leser bzw. Käufer noch auf den schwierigen Kampf um Marktanteile im damaligen US-amerkanischen Markt auf. Gegen den Mustang als Überraschungscoup von Ford stellte Chevrolet recht schnell den Camaro und wollte natürlich auch auf der Rennstrecke beweisen, dass dieses Modell schneller und besser ist …

Schon kurz nach dem Produktionsbeginn waren die Camaros auf den Rennstrecken zu Erleben.

Die chronologische Aufbereitung der Renn-Geschichte des Camaro lässt sich nach dem Öffnen schnell im Inhaltsverzeichnis wieder erkennen. Eine einfache Wahl, denn so kann man auch die Entwicklungen immer fortwährend nachverfolgen. Von 1966 bis 1972 widmet sich das Buch je einem Jahr pro Kapitel, danach sind noch die Jahre 1973 bis 1984 im kompakten Überblick zu entdecken. Somit kann man fast zwanzig Jahre Rennhistorie erleben.
Zunächst erläutert der Autor in About this book über die Beweggründe zur Erstellung eines solchen Buches auf und geht auch schon ein wenig auf die Entstehung des Camaro und seiner Renngeschichte ein. Nach den Danksagungen folgt noch eine umfassendere Einleitung in das Thema und bis hierbei handelt es sich um reinen Text, den der Leser wiederfinden kann. Die Anordnung in zwei Spalten ist aufgrund der Breite der Seite notwendig und ermöglicht einen guten Lesefluss. Hier erfährt man noch einige generelle und interessante Dinge zur Entstehung des Camaro, der nach der Freigabe nur 25 Monate benötigte bis er im September 1966 vorgestellt wurde. Eine schnelle Reaktion auf den Erfolg der Konkurrenz von Ford, die im übrigen nur vier Tage nach dem Camaro mit dem Mercury Cougar ein weiteres Pony Car auf den Markt brachten. Natürlich war dieser in vielen technischen Details eng mit dem Mustang verwandt. Im Jahr 1967 machte die Pony Cars einen erstaunlichen Anteil von 13 % aller Verkäufe von Neuwagen aus, was die Wichtigkeit dieser Modelle für die Hersteller deutlich unterstreicht.

Obwohl es sich um keinen offiziellen Werkseinsatz handelte, nutzten viele Teams den Camaro.

1966 war also nun das erste Jahr, in dem der Camaro auf dem Markt war und auch das erste Kapitel im Buch. Der erste je der Öffentlichkeit vorgestellte Camaro ist auch das erste Bild was sich im Buch wieder findet. Das Ziel war aber von Anfang an gegen den Ford Mustang auf der Rennstrecke in der Trans-Am-Serie der SCCA anzutreten. So erhält der Text auch noch einige Details zu den damals gültigen Regeln und Klasseneinteilungen um ein besseres Gespür dafür zu bekommen. Ab 1967 galt eine vereinfachte Einteilung in bis zwei Liter Hubraum und über zwei Liter Hubraum, deren Höchstgrenze auf fünf Liter festgesetzt wurde. Um der Gewalt der schon ausgereiften Mustang, die mit der Unterstützung von Carroll Shelby zum Erfolg auf der Rennstrecke geführt wurden, entgegen wirken zu können entwickelte Camaro einige Pakete. Hier wurde auch das Kürzel Z-28 geboren, was lange Zeit noch für die sportlichsten Modelle des Chevrolet die Visitenkarte war. Diese Paket war aber zunächst nur bei ausgewählten Autohäusern ausschließlich auf Anforderung erhältlich. Chevrolet verzichtete sogar auf jedwede öffentliche Bekanntgabe der Verfügbarkeit diese Pakets, so dass nur die Profis in der ersten Zeit in den Geschmack kommen sollten. Es enthielt bessere Bremsen, das anderweitig auch optional erhältliche 4-Gang-Muncie M-21-Getriebe, eine verbesserte Aufhängung, größerer Rad-Reifen-Kombinationen und einen 302 cui großen small block V8. Mit diesen Verbesserungen sah man sich gerüstet um in Kampf gegen die ausgereiften Mustang anzutreten und homologierte den Camaro Z-28 als Evolution des SS 350. Auch diese Unterlagen finden sich im übrigen im Buch wieder und komplettieren die vielen Bilder.

Auch Homologationspapiere und technische Details finden sich im Buch immer wieder.

Die erforderlichen Stückzahl zur Homologation betrugen 5.000 Exemplare für das Basis-Modell und 1.000 Exemplare für die Low-Volume-Specials. 1967 stellte Chevrolet zwar nur 602 Camaro Z-28 her, nahm aber trotzdem an den Rennen teil. Die noch neue Serie Trans-Am war natürlich froh um jeden Teilnehmer einer weiteren Marke und drückte offenbar beide Augen zu. Es wird zudem auch immer wieder erwähnt, das es zu damaligen Zeit ein Aggrement zwischen den US-amerikanischen Herstellern gab nicht in den Motorsport zu investieren, so traten die Konzerne also nie offiziell zu den Rennen an. Vielmehr gab es unterschiedlichsten Teams, welche die Nennung die Einsätze durchführten. Das hierbei aber auch Gelder aus den Kassen der Hersteller eingesetzt wurden, ist heute durchweg akzeptiert. Das Buch listet von den ersten 25 Camaro Z-28 sogar je eine Kurzgeschichte auf und so kann man nachverfolgen, wer diese Modelle, die ab dem 29. Dezember 1966 gebaut wurden, erhielt um diese zumeist in Rennen einzusetzen. Bei ersten Rennen in Daytona standen auch gleich vier Camaros am Start und fuhren gegen die etablierten Mustang. Penske Racing trat mit seinem Fahrer Marc Donohue an und dieser konnte den neuen Chevrolet gleich auf den vierten Startplatz platzieren. Eine beachtliche Leistung, allerdings war das Rennen nach nur 14 Runden für ihn beendet. Dennoch gab es Grund zur Freude, den Craig Fisher konnte sich gleich im ersten Rennen mit dem Camaro die ersten Punkte sichern. Der Text erzählt nun von jedem einzelnen Rennen und den entsprechenden Ereignissen während der Anteil der Bilder nach und nach zunimmt. Neben den reinen Rennaufnahmen finden sich auch immer wieder einige Fahrer wieder und auch die Abbildungen zahlreicher Renn-Programmen finden sich im Buch wieder. Die Bilder sind ausschließlich zeitgenössisch und verfügen zumeist über eine erstaunlich gute Qualität. Leider ist die Größe, vermutlich auf Grund der Masse, eher klein und nur selten findet man Bilder, die das volle Format des Buches ausnutzen.

Auch die zweite Generation des Camaro war bei den Teams beliebt und bot generell auch eine gute Basis.

Doch die noch neuen Camaros stellten die Einsatzteams vor diverse Probleme und es war eine scheinbar große Aufgabe das Handling des Chevrolet in den Griff zu bekommen. Hierzu gab es dann auch Unterstützung vom Werk und schließlich gelang im achten Rennen dennoch der erste Sieg. Beim 300 Meilen Rennen in Marlboro saßen Marc Donohue und Craig Fisher am Steuer des Camaro. Die Meisterschaft beendet man aber nur auf dem dritten Platz hinter Ford und Mercury.
1968 baute Penske dann zwei Camaro für die neue Saison von Grund auf neu auf und erstmals trugen diese auch den blauen Lack vom Sponsor Sunoco. Dieser sollte das Team noch lange unterstützen und schmückte in der Kombination mit der gelben Schrift viele erfolgreiche Rennwagen. Marc Donohue zeigte nun, in dem in vielen Punkten optimierten Camaro, sein Können und gewann überlegen acht der 13 Rennen und krönte Chevrolet zum Meister. Das Buch gibt hierbei auch einen intensiven Eindruck der technischen Neuerungen und die vielen Bilder zeigen die Camaros auf unterschiedlichste Art und Weise. Mit American Motors kam im übrigen ein vierter Hersteller in die Trans-Am und zeigte mit denn Javelin ein neues Modell in der großen Klasse.
1969 kam mit dem Firebird auch ein Schwester-Modell des Camaro in die Trans-Am-Serie, während Mercury diese wieder verlassen sollte. So waren es abermals vier Hersteller, die um die Meisterschaft kämpfen sollten. Erneut sollten die Penske-Camaros das Feld beherrschen und gewannen abermals den Titel.
Die zweite Generation des Camaro kam 1970 auf den Markt und statt Penske sollte nun Chaparral für den Einsatz der neuen Rennwagen verantwortlich sein. Gegen die Mustangs von Kar Kraft und den nunmehr von Penske eingesetzten Javelin vom AMC hatten die neuen Camaros aber keine echte Chance. Auch die Jahre 1971 und 1972 betrachtet das Buch noch gesondert, obwohl die große Zeit der Pony Cars schon vorüber war. Immerhin lassen sich auch im Nachhinein noch die verschiedenen Entwicklungen nachvollziehen und lassen das Buch somit langsam ausklingen.

Fazit: Die Racing Camaros rockten die amerikanische Trans-Am-Serie über eine gewisse Zeit und die Rivalität mit dem Ford Mustang und später auch dem AMC Javelin bot interessante Rennen für die Zuschauer. Damals machten eben diese Fahrzeuge einen Großteil der verkauften Automobile in des USA aus und waren daher auch bei den Rennen sehr beliebt. Das Buch bietet eine Vielzahl an zeitgenössischen Bildern und blickt auf viele Rennwagen auf Basis des Camaro zurück. Dazu finden sich viele textliche Informationen zum Camaro und ansatzweise auch der Konkurrenz wieder, welche das Buch passend komplettieren. Auch die umfangreichen Bildunterschriften tragen ihren Teil zur gelungenen Dokumentation bei.
Für umgerechnet knapp über 25 Euro bekommt man so einen tiefen Einblick in die Geschicte des amerikanischen Motorsports der 1960er und 1970er Jahre, aber auch weitere Veranstaltungen in Australien, Neuseeland und Europa werden nicht verschwiegen. Für Fans des Camaro eine unverzichtbare Lektüre, ebenso wie für US-Car-Maniacs und Freunde des gepflegten Motorsports.

Bibliografie:
Titel: Racing Camaros – An International Photographic History 1966-1984
Autor: Steve Holmes
Umfang: 176 Seiten, 292 Abbildungen
Format: 250 x 207 mm
Bindung: Hardback
Auflage: 02/2021
Preis: £25
ISBN-Nr.: 978-1-787115-12-5
Bestellbar beim Verlag unter: www.veloce.co.uk

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Robin Adams ©2016 Courtesy of RM Sotheby’s, Veloce Publishing, Marco Rassfeld