Verborgene Rennstrecken – es gibt viele Rennstrecken von internationalem Rang, aber auch eine große Anzahl an kaum bekannten Tracks. Diese sind teilweise verborgen, weil sie schon lange nicht mehr aktiv genutzt werden oder aber nur zu besonderen Veranstaltungen. Somit bieten diese unbekannteren Rennstrecken einen gute Vorlage für ein Buch voll mit Motorliebe. Da ist der Name des Verlages gleich Programm …
Das Buch ist im nicht zu großen Hochformat ausgeführt und ist durch die Ausführung als Softcover besonders handlich. Optisch ist das Buch eine echte Ausnahmeerscheinung und sorgt unmittelbar für Aufmerksamkeit. Auf große und auch kleine Bilder wurde hierbei komplett verzichtet und man erkennt einen reine Umsetzung in Schwarz-Weiß. Das besondere ist dabei, dass das verwendete Papier schwarz ist und der Druck in Weiß erfolgte. Hierdurch erhält das Buch einen Patina-Effekt, wie der offizielle Buchhandel IMD Motorsport in seinem Angebot bemerkt – hier ist das Buch im übrigen exklusiv erhältlich. Auf dem Rücken vom Buch findet sich dann ein Muster wie bei einer Zielflagge wieder, welches sich auf beide Seiten vom Buch weitergeführt wird. Auf dem Titel findet sich in großen Buchstaben der Titel wieder und auch der passende Untertitel, sowie im unteren Bereich das, auch optisch besonders gelungene, Verlagslogo. Auf der Rückseite ist das Buch dann mit einer #1 gekennzeichnet, welches ein Hinweis darauf sein dürfte, dass diese Buch das erste einer Reihe ist bzw. werden sollte. Noch ist nicht sicher, ob ein zweites Buch jemals erschienen wird, die Verfasser haben der aber „in ihren Köpfen“. Mit einem kurzen Klappentext auf der Rückseite wird deutlich, dass der Titel sowohl in Deutsch als auch in Englisch umgesetzt wurde. Und man wird eben nicht die Nordschleife im Buch entdecken, stattdessen aber elf Rennstrecken, die es eben verdient haben vorgestellt zu werden und auch erfahren zu werden.
Unmittelbar nach dem Öffnen des Buches zeigt sich das der optisch hohe Anspruch des Titels sich fortführt. So kann man die Front eines Opel Kadett B Rallye auf eine Asphaltstrecke entdecken. Das Bild ist dabei, im stilvollen Schwarz-Weiß ausgeführt und wird vom Buchtitel in einem passenden Gelbton unterstützt. Nach einer kurzen Huldigung auf die Rennstrecken folgt eine Grafik mit den Streckenverläufen, ebenfalls im Schwarz-Weiß-Gelb. Dann kommt ein Vorwort mit dem Blick auf die im Buch vorgestellten Rennstrecken und auch den Fahrzeugen, mit denen sich das Team Motorliebe auf die Rennstrecken begab. Hierbei nutzte man Modelle aus der reichen Sammlung an Sport- und Rennfahrzeugen von Opel, welches auch den Kadett zum Start erklärt. Zwar beschränkte sich das Team auf ein Modell pro Rennstrecken, dennoch werden diese und auch noch weitere Modelle im Buch kurz vorgestellt. Dies geschieht zunächst unmittelbar nach dem Vorwort. Es finden sich auf der einen Seite 24 Bilder mit der Modellbezeichnung und dem Jahr wieder, während sich auf der gegenüberliegenden Seite weitere technische Daten und ein kleiner textlicher Hinweis zu dem Modell finden lässt. Dabei muss der Leser sich an den Farben orientieren, welche das Foto umgeben um dann im selben Farbton die passende Informationen zu erhalten. Das ganze ist bewusst nicht sortiert und endet so in einer Art Memory-Spiel um die passende Paare wiederzufinden. Zum Schluss des Buches findet sich nochmals einen solche Doppelseite wieder, so dass im ganzen 48 Modelle von Opel vorgestellt werden. Schon dies ist sicher ein Highlight für die vielen Fans der Marke aus Rüsselsheim. Daher ist es auch schwer nachzuvollziehen, warum das Buch nicht schon außen einen Hinweis darauf gibt.
Es folgt dann ein komprimierter Überblick über die Rennstrecken, welche auch hier anhand einer Streckengrafik mit kurzer Erläuterung zu finden sind. Zugleich dient diese Übersicht als Inhaltsverzeichnis um seine Lieblingsstrecke schnell wiederzufinden. Weitere Details zu den einzelnen Strecken finden sich dann auf der jeweils ersten Doppelseite des jeweiligen Kapitels wieder. Das Buch unterscheidet hierbei zwischen Strecken, die noch aktiv genutzt werden und denen, die nicht mehr für den Rennbetrieb zugelassen sind oder es gar nie waren. Optisch wird dies schon Beginn der Vorstellung deutlich, denn aktive Strecken präsentieren sich im Blau und zeigen nur das Datum des Eröffnungsjahres an. Inaktive Strecken werden hingegen im trauenden Schwarz vorgestellt und liefern auch das Datum des letzten Rennens mit. Dazu wurde die Streckenbezeichnung noch durchgestrichen, so dass keinerlei Zweifel mehr bestehen dürften, welche Strecken noch aktiv sind und welche nicht. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass diese nicht mehr befahren werden dürfen, denn oftmals sind alte Rennstrecke auch heute noch Teil des öffentlichen Straßennetzes. Dies ergibt so die Möglichkeit viele der Strecken auch heute noch nachzufahren, dabei ermöglichen auch die passende GPS-Daten das Finden dieser Straßen mit besonderer Historie. Auch die Streckengrafik findet sich zu Beginn noch wieder und ebenso wichtig ist auch das passende Höhenprofil, dazu gibt es noch weitere infos wie Streckenrekord oder auch der aktuelle Zustand.
Der Start obliegt dann schließlich dem Teterower Bergring, einen Naturstrecke mit Grasnabe für Motorräder. Diese ist schon 1930 eröffnet worden und wird auch heute noch genutzt. Sie gilt bei vielen als schönste Grasrennbahn in Europa und wird für das Buch mit einem Rennwagen aus dem Jahr 1903 befahren. Die 12 PS reichen aus um zu erfahren wie besonders diese Strecke ist, man mag nur an die Sprunghügel denken, bei denen die Motorräder bis zu 30 Meter in der Luft unterwegs sind. Mit bis zu 140 km/h erreichen die Grasbahn-Spezialisten auf der Bahn und sorgen für begeisterte Zuschauer. Die Darstellung der Strecke erfolgt mit tollen Bildern, welche sowohl in Schwarz-Weiß als auch in Farbe präsentiert werden und aktuelle Aufnahmen mit dem alten Opel Rennwagen aufzeigen. Der Text gliedert sich dabei in zwei Überschriften je Seite oder Doppelseite und anschließend in zwei Spalten. Hiermit trennt das Layout gekonnt die Sprachen, welche durch leichte Unterschiede im Schwarzton nochmals vertieft werden. Die Bilder nutzten erfreulicherweise auch das Format des Buches aus und können so einen tollen Eindruck der Rennstrecke wiedergeben, so dass sich der Leser fühlen kann als wäre er dabei. Inhaltlich geht der Text auf die Geschichte der Strecken ein und bringt hierbei interessante Geschichten und Details zum Vorschein. Zum Ende einer Streckenvorstellung folgt noch ein kurzes Interview mit einem Menschen, der die Strecken kennt und sich gerne an diese erinnert. Hier finden sich Rennfahrer, Organisatoren oder Betreiber wieder, welche fünf Fragen beantworten und dabei ihre Eindrücke gerne teilen. So erinnert sich Grasbahnfahrer Peter Stanislawski an die Rennen auf dem Teterower Bergring in den 1970ern, bei denen bis zu 70.000 Zuschauer für eine einmalige Stimmung sorgten.
Mit dem Großdeutschlandring wollte die deutsche Politik in den 1930er auch international eine wichtige Rennstrecke erstellen, neben dem schon vorhandenen Nürburgring in der Eifel. Nachdem in der Nähe von Dresden schon ein paar Bergrennen gefahren wurden, sollte im Jahr 1940 das erste Rennen auf dem neuen, 10 Kilometer langen Großdeutschlandring ausgetragen werden. Wegen des zweiten Weltkrieges fand dies aber nie statt und somit war der Ring nie komplett aktiv. Ein Mammut-Projekt, welches auch zur Förderung der lokalen Infrastruktur gedacht war, aber auch durch den Hochmut der deutschen Politik zum Scheitern verurteilt war. Auch hier ist die Wahl des Autos mit einem schwachbrüstigen Kadett A gekonnt gefallen, denn dieser schwingt sich mit der notwendigen Behäbigkeit um die Ecken und auch mit der passenden Ruhe über die langen Geraden der vorgesehenen Rennstrecke.
Es geht weiter im Buch mit dem Kadett B Rallye auf den Estering, eine durchaus bekannte Rallye-Cross-Strecke im Norden Deutschlands. Dies wurde auch durch die gesteigerte Bekanntheit der Rallye-Cross-WM weltweit bekannt, mittlerweile ist die Hochphase mit mehreren Herstellern zwar schon wieder vorbei, aber die Rennen sind immer noch interessant. Eine gelungene Grafik klärt noch über die wichtigsten Fakten zu dem Sport auf.
Zu jeder Rennstrecke findet sich neben der besagten Geschichte und auch die Menschen wieder und so lassen sich noch weitere bekannte Strecken wie Solitude oder Schauinsland entdecken oder eben auch unbekannte Rennstrecken wie Groß Dölln oder Schottenring. Das alles immer mit tollen Fahrzeugen von Opel – auch hier sind weitere Highlights zu finden wie die schwarze Witwe, ein Rallye-Kadett E oder der schnelle Lotus Omega.
Fazit: Ein Buch mit besonderen Rennstrecken, welche auf eine besondere Art dargestellt werden. Man merkt zu jeder Zeit, dass hier viel Wert auf die optische Umsetzung gelegt wurde und kann sich so über erstklassige Fotos und ein gelungenes Layout freuen. Schon die äußere Aufmachung ist mit dem schwarzen Karton ohne Frage außergewöhnlich. Doch auch inhaltlich liefert das Buch einen tollen Blick auf elf Rennstrecken mit einzigartigen Geschichten über die selbigen. Mit der Verwendung von Fahrzeugen aus dem Fundus von Opel können hier auch die Autofans tolle Modelle entdecken, welches durch die kurze Vorstellung von gleich 48 sportlichen und motorsportlichen Modellen von Opel vollendet.
Mit dem Preis von lediglich 18 Euro ist das Buch ein echtes Schnäppchen und exklusiv über IMD erhältlich. Über das Buch freuen werden sich Motorsportfans ebenso wie Opelaner oder auch Designer, welche sich an der Umsetzung erfreuen können.
Bibliografie:
Titel: Lost Tracks — Verborgene Rennstrecken
Autoren: Dani Heyne, Michael Blumenstein
Umfang: 208 Seiten, mehr als 200 Fotos und Illustrationen
Format: 210 x 280 mm
Sprache: Deutsch, Englisch
Bindung: Softcover
Auflage: 12/2017
Preis: 18,–€
Bestellbar beim Herausgeber unter: www.imd-motorsport.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Marco Rassfeld, Motorliebe, Inter Media Distribution
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