1950 – 1964
Mercedes-Benz ist eine der ältesten Automarken der Welt und blickt somit auch auf eine reiche Historie zurück. Um die Qualität der Produkte zu beweisen waren in den frühen Jahren nach dem zweiten Weltkrieg diverse Langstreckenfahrten sehr beliebt. Auch Mercedes-Benz war hier sehr aktiv und erfolgreich, welches ein neues Buch aus dem Heel Verlag erstmals zusammenfassend thematisiert.
Das Buch wurde im klassischen Hochformat realisiert und zeigt schon auf dem Titel ein interessantes Motiv. Der Blick legt sich hier auf einen Fahrer, welcher die Tür von seinem Mercedes-Benz offen hält und scheinbar auf den Start wartet. Da dieser schon mit einem Helm ausgestattet ist, kann man davon ausgehen, dass es sich um eine Aufnahme aus einem späteren Zeitraum handelt den das Buch behandelt. Dies unterstreicht auch die Tatsache, dass es sich um eine Farbaufnahme handelt. Leider findet sich aber keinerlei Information zu diesem Bild wieder, von wann es stammt und wen und welches Modell es zeigt.
Kenner werden aber sicherlich anhand der offen Tür, der generellen Form und der Farbgebung erkennen, dass es sich um einen W111 handeln muss. Dieser Vorläufer der späteren S-Klasse wurde Anfang der 1960er Jahre erfolgreich im Rallye-Sport eingesetzt. Die Erfolge welche Mercedes-Benz mit diesem Modell im Motorsport erzielen konnten, sind aus heutiger Sicht fast unvorstellbar. Aber zur damaligen Zeit waren die Herausforderungen oftmals noch mit Serienmodellen zu bewältigen und die Konkurrenz war zudem sehr vielfältig. So kamen auch große Limousinen zum Renn-Einsatz.
Aber kommen wir zurück zum Buch, auf dessen Vorderseite man neben dem Bild noch den Titel sowie Untertitel, den Autor und den Verlag entdecken kann. Alles wird aber geschickt um das prägnante Bild platziert, welches alle Blicke auf sich zieht. Die partielle Lackierung des Mercedes-Benz-Schriftzuges fällt dabei kaum auf. Zudem sein auch schon mal verraten, dass die Gestaltung des Schutzumschlages auch für das Buch übernommen wurde. Lediglich auf die Lackierung hat man hier verzichtet.
Auf der Rückseite zeigt sich dann der Klappentext mit der großen Überschrift: Mit dem Stern in die Welt. Der kurze Text gibt schon die Hintergründe der Einsätze im Motorsport in Afrika und Südamerika wieder. Vor allem wollte man hier die Qualität der Fahrzeuge den potentiellen Kunden näher bringen und es gab kaum eine bessere Möglichkeit als die zahlreichen Langstrecken-Rennen. Gerade die Präsenz vor Ort spielte dabei natürlich eine entscheidende Rolle.
Ein weiterer Text auf der vorderen Klappen vom Schutzumschlag liefert schon weitere Details zum Neuaufbau der Rennabteilung beim Stuttgarter Hersteller. Diese erfolgt ab dem Jahr 1950 unter der Leitung von Alfred Neubauer, der schon vor dem Krieg für viele Erfolge verantwortlich war. Zudem gibt es auch bekannte Namen von Rennfahrer zu entdecken, welche für den Erfolg natürlich mitverantwortlich waren. Namen wie Böhringer, Rosqvist, Glemser, Moss, Kling oder Lang sind den Kenner der Motorsport-Geschichte fraglos bekannt.
Beim Start im Buch findet man sich schnell im Inhaltsverzeichnis wieder, welches eine Unterteilung in verschiedenen Kontinente zeigt. Neben den schon erwähnten Auftritten in Afrika und Südamerika werden auch ausgewählte Langstrecken-Veranstaltungen im heimischen Europa und Mittelamerika vorgestellt. Dabei kann man schnell auch die bekannten Rennen entdecken, wie die Lüttich-Rom-Lüttich oder die Carrera Panamericana.
Mit der Einführung blickt der Autor dann zunächst noch auf die Entstehung des Buches und deren Hintergründen. Interessant ist zu erfahren, dass ein solches Buch bislang nicht bekannt ist und somit auch seitens Mercedes-Benz unterstützt wurde. Das Buch widmet sich konkret den Langstrecken- und Versuchsfahrten zu und gibt sich selbst noch die Einschränkung der Tourenwagen. So finden sich hier keine Grand Prix- oder ähnliche Rennfahrzeuge. Vielmehr liegt die Faszination in der Nähe zur Serie, was Mercedes-Benz auch nach dem offiziellen Ausstieg aus dem Motorsport nutzte.
Der erste Blick fällt dann auf Europa und startet mit dem Blick auf den W136, besser bekannt als 170. Dieser war das Modell, welches nach dem zweiten Weltkrieg weiter produziert wurde und sorgte sowohl als 170 V als auch als noch exotischer 170 D mit Dieselmotor für Aufmerksamkeit. Der Hunger nach dem sportlichen Wettstreit mit dem Automobil war nach dem Weltkrieg sehr groß und so nutzten einige Privatfahrer auch dieses Modell. Eine wichtige Grundlage zum späteren offiziellen Wiedereinstieg in den Motorsport.
So trat man 1951 bei der Rallye Monte Carlo an und Alfred Neubauer setzt alles auf den neuen Typen 170 S. In diesem sah er eine große Leistungsfähigkeit und begründete die interne Diskussionen um dein Einstieg in den internationalen Tourenwagensport. Schon bei der Deutschlandfahrt im Jahr 1950 war man aktiv gewesen um in die Welt des Tourenwagen-Motorsports zu schnuppern. Die heute legendäre Lüttich-Rom-Lüttich war dann für lange Jahre eines der klassischen Langstrecken-Rennen an denen die Modelle von Mercedes-Benz ihre Fähigkeiten unter Beweis stellten.
Das Buch liefert zu jedem Rennen neben dem Text auch einige Bilder, welche nicht nur Modelle von Mercedes-Benz zeigen. Immer wieder zeigt sich auch die Konkurrenz und dazu auch diverse Dokumente oder Grafiken, welche das Buch zu einem gelungenen Gesamt-Paket machen. Der Text selbst läuft in zwei Spalten und ist dadurch sehr gut zu erfassen und blickt auf die Rennen und auch den Umständen darum. Viele interne Informationen finden sich zudem noch im Text wieder, wobei die Darstellung manchmal doch sehr knapp scheint. Eine umfassendere Darstellung hätte den Rahmen des Buches wohl gesprengt.
Nachdem in Europa noch die Tour de France der Jahre 1956 und 1957 nacherzählt wird, folgt der Blick nach Afrika. Hier gibt es mit der Rallye du Maroc, der Rallye Méditerranée und der East African Safari einiges zu entdecken. Dabei konnte Mercedes-Benz mit unterschiedlichsten Fahrzeugen hier überzeugen. Vor allem der schon erwähnte W 111 sorgte hier für beeindruckende Erfolge, wobei die Vorbereitung stets hochprofessionell liefen. In Amerika nahm Mercedes-Benz dann auch mit dem 300 SL an vielen Rennen teil und schuf weitere, bis heute unvergessene Geschichten …
Fazit: Mercedes-Benz hat als eine der ältesten Marken der Welt eine reiche Historie – auch im Motorsport. Die oft materialmordenden Langstreckenfahrten nutzte der Hersteller aus Stuttgart um die Qualität seiner Produkte unter Beweis zu stellen. Dabei fuhr man zahlreiche Erfolge ein und konnte sich einen erstklassigen Ruf erarbeiten, welcher bis heute nachhallt. Umso interessanter ist dieses Buch, welches den Leser mitnimmt durch verschiedensten Fahrten rund um den Globus in unterschiedlichsten Modellen der Marke. Erstaunlich oft auch von Erfolg gekrönt.
Zum Preis von knapp unter 40 Euro erhält man einen Blick auch hinter die Kulissen und die Entscheidungen bei Mercedes-Benz zur damaligen Zeit. Eine hochinteressante Lektüre, bei der selbst eingefleischten Mercedes-Fans noch die ein oder andere unbekannte Story entdecken können.
Bibliografie:
Titel: Mercedes-Benz – Langstreckenfahrten – 1950–1964
Autor: Peter Schroeder
Umfang: 184 Seiten, zahlreiche Farbfotos
Format: 215 x 305 mm
Bindung: Hardcover mit Schutzumschlag
Auflage: 02/2022
Preis: 39,95 €
ISBN-Nr.: 978-3-96664-371-9
Bestellbar beim Verlag unter:
www.heel-verlag.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Heel Verlag, Daimler, Marco Rassfeld