Wolfgang Graf Berghe von Trips

Erinnerungen

Erfolgreiche Bücher erhalten des Öfteren einen zweite Auflage, die dann oftmals nur die weitere Verfügbarkeit sicherstellt. Kleinere Korrekturen fließen zwar immer mit ein, aber am eigentlichen Inhalt ändert sich zumeist wenig. Die zweite Auflage der Erinnerungen an Wolfgang Graf Berghe von Trips hingegen ist deutlich anders als die Erstauflage, welche wir auf autobuch.guru auch schon vorgestellt haben.

Wie anders in diesem Fall die zweite, erweiterte Auflage ist, kann man schon auf dem ersten Blick erkennen. Das Hochformat ist hierbei noch die einzig verbleibende Parallele zwischen den beiden Büchern. Und natürlich findet sich auch Wolfgang Graf Berghe von Trips auf dem Titel wieder, jedoch auf einem anderen Foto. Das große Lächeln, welches der Graf dem Betrachter entgegenwirft, ist hingegen unverwechselbar.

Die Aura, welche den Renn-Graf auch hier wieder umgibt ist durch und durch mit positiver Energie belastet. Man kann einfach nicht anders, als ihn auf dem ersten Blick sympathisch zu finden. Das Buch hat hingegen über 200 Seiten mehr und ist damit deutlich umfassender als die Erstauflage. Dazu wird das Buch noch in einem Schuber verpackt, welches dieses nochmals aufwertet.

Auf dem Titel des Buches kann man auch noch das Logo von PROVA Edition entdecken, die sich schon verantwortlich zeichnen für das hochinteressante Faces of Formula 1-Buch. Der Autor Jürgen Schneider wurde in der zweiten Auflage noch ergänzt um Jörg-Thomas Födisch. Gemeinsam trugen beide viele Erinnerungen an den Renn-Grafen zusammen und präsentieren nun gemeinsam diese deutlich geänderte Ausgabe.

Auf der Rückseite zeigt sich schon die erste Erinnerung von Josef Mühlbauer, der seine persönliche Darstellung der Begegnung mit Wolfgang Graf Berghe von Trips offenlegt. Dabei unterschiedet sich dies kaum von der Erstauflage, lediglich Kleinigkeiten wurden hier angepasst. Der Schuber hingegen ist komplett neu und betont schlicht gehalten. Gelungen wurde hier auf einer Seite die Unterschrift von Wolfgang Graf Berghe von Trips platziert.

Diese Unterschrift findet sich auch im Buch auf dem ersten Bild wieder, welches neben dem Inhaltsverzeichnis platziert wurde. Hier ist vor allem der Vergleich beeindruckend, denn statt 35 Namen finden sich hier nun über 100 Namen und Stichworte wieder. In diesem Umfang möchte das Buch sicherstellen, dass die Erinnerungen bewahrt werden. Dabei kommen nehmen persönlichen Eindrücken auch vereinzelt weitere Artikel hinzu.

Alle Bestandteile der Erstauflage sind im übrigen auch in dieser zweiten Auflage erhalten geblieben. Nichts wurde gekürzt, so dass das Buch eine betont umfassendere Darstellung von Wolfgang Graf Berghe von Trips liefert. Das Buch startet dann mit den ersten Erinnerungen, bei denen schon früh Fritz Huschke von Hanstein als neue Person auftaucht. Der ehemalige Rennleiter von Porsche brachte Trips auch hinter das Steuer der noch jungen Sportwagen aus Stuttgart.

Neben mehr oder weniger umfassenden, textlichen Erinnerungen gibt das Buch auch wieder ausreichend Bildern den Raum um Wolfgang Graf Berghe von Trips und seine Umgebung zu entdecken. Fast alle Bilder im Buch sind zeitgenössisch und man kann immer wieder das Lachen des Grafen entdecken. Nachdenklich oder gar traurige Gesichtsausdrücke sind hier sehr selten und spiegeln auch dadurch schon der Art des Renn-Grafen wieder.

Auch die kurzen Zitate von ausgewählten Personen finden sich im Buch wieder, wie schon in der Erstauflage. Dabei wurde die gelungene Darstellung mit einem großen Porträt beibehalten und dazu sind noch die prägnanten Sätze der Erinnerungen in großen Lettern platziert. Zu jedem Menschen gibt es zudem auch wieder eine Kurzporträt im Vorlauf der Erinnerung zu entdecken, welche die individuelle Story des Menschen wieder gibt.

Die Auswahl der Menschen ist dabei bewusst breit gestreut und einen Gesamtüberblick gibt es auch auf der Seite von IMD Motorsport zu entdecken, in deren Shop das Buch unter anderem erhältlich ist. Dazu blickt das Buch mit einem zeitgenössischen Rennreport des Großen Preises von Italien 1961 aus der Motor-Jahr zurück. Auch der Bericht des Dachverbandes der Rennstreckenbetreiber zum Unfall ist im Buch wiederzufinden.

Dennoch beweisen vor allem die persönlichen Erinnerungen mit durchaus bewegenden Worten immer wieder, dass es sich um eine besondere Hommage an einen besonderen Menschen handelt. Dabei sind auch die wohl letzten Worte zwischen Wolfgang Graf Berghe von Trips und der Journalistin Toni Helling zu entdecken. Eine der wohl nachdenklichsten Momente in einem ausgezeichneten Buch.

Mit wieviel Hingabe das Vermächtnis vom erfolgreichen und charmanten Rennfahrer gepflegt wird, beweist sehr eindrucksvoll auch der Bericht über die Sanierung der Familiengruft im Jahr 2022. Der Einsatz alle Beteiligten ist mehr als beeindruckend und das Erbe wird so auch durch dieses Buch lebendig gehalten. Zum Schluss gibt es zudem noch umfangreichen Statistiken zu den Rennen von Wolfgang Graf Berghe von Trips zu entdecken. Neben den Einsätzen auf Ferrari sind auch Porsche und weitere Marken hier aufgeführt.

Fazit: Schon der reine Umfang, im den sich die Erinnerungen an Wolfgang Graf Berghe von Trips in der zweiten Auflage erweitert haben, ist beeindruckend. Mit über 100 Personen, die auf den charismatischen Menschen zurückblicken lässt sich ein gelungenes Bild nachzeichnen. Das dies über 60 Jahre nach dem tragischen Unfall-Tod überhaupt möglich ist, ist sehr beeindruckend. Der Einsatz von vielen Fans des Renngrafen halten sein Erbe lebendig und beweisen dabei sehr viel Hingabe. Dies geht dabei weit über die Erstellung diesen tollen Buches hinaus.
Der Preis von 50 Euro für die vielfältigen Erinnerungen an einen beeindruckenden Rennfahrer und Menschen ist geradezu ein Sonderangebot. Neben einem einmaligen Inhalt, kann auch die technische Umsetzung zu großen Teile überzeugen. Der Gegenwert des Buches ist damit deutlich höher einzustufen, als der zu zahlende Preis. Für Rennhistoriker oder solche, die es werden wollen, ist das Buch in dieser Ausführung unverzichtbar!

Text: Marco Rassfeld
Fotos: IMD, Marco Rassfeld