Ohne Limit

Vom Rallye-Weltmeister zum Umweltvisionär

Roland Gumpert ist auf vielfältige Art und Weise in die deutsche Automobil-Geschichte involviert. In seiner Biografie, die er während der Corona-Phase verfasste, blickt er zurück auf ein Leben ohne Limit. Denn eines machte der Ingenieur Zeit seines Lebens: Sich und seine Ideen niemals aufgeben. Man kann sich also auf einen besondere Lebensgeschichte freuen …

Das Buch ist wie ein klassischer Roman aufgebaut und daher auch im kompakten Format ausgeführt. Dieses ermöglicht einen einfache Handhabung und gibt dem textlastigen Buch einen passenden Rahmen. Neben den Texten findet man im Buch aber auch zwei Galerien wieder, in denen sich einige Farbaufnahmen wiederfinden.

Das Buch selbst zeigt auf dem Titel das Gesicht von Roland Gumpert, der in einer stilvollen Schwarz-Weiß-Aufnahme den Betrachter unmittelbar ins Auge blickt. Dadurch erhält man schnell den Eindruck, dass man sich im unmittelbaren Gespräch mit Gumpert befindet, der nun seinen Lebensgeschichte vorstellen möchte …

Der Buchtitel Ohne Limit ist in einem zurückhaltendem Grünton platziert und ist Umgeben vom Namen Gumperts und dem vielsagenden Untertitel. Dieser vereint die Ereignisse aus dem beruflichen Leben mit der Rückblick auf den Gewinn der Rallye-Weltmeisterschaft mit Audi und dem heutigen Streben nach umweltbewusster Mobilität. Der Verlag zeigt sich dazu noch im gleichen Grünton an der Seite.

Die Rückseite zeigt eines der Bilder, welche auch im Inhalt wieder zu finden sind. Hierbei sieht man einen ausgebranntes Fahrzeug in der Wüste – es handelt sich um den Prototyp des später die Rallye-Szene beherrschenden quattro von Audi. Der Klappentext gibt einen ersten Blick auf die Vita von Roland Gumpert. Diese führt von der Entwicklung des Audi 50 über den quattro bis zum technologisch hochinteressanten Sportwagen Nathalie.

Beim Blick in das Buch landet man schnell im Inhaltsverzeichnis, welche eine Aufteilung in neun Kapitel offenlegt. In diesen arbeitet sich Roland Gumpert chronologisch durch sein nicht nur automobiles Leben. Dazu sei erwähnt, dass dieses Buch unter der Mitarbeit von Matthias Thiele entstanden ist. Das Buch soll auch für Menschen interessant sein, welche generell an Biografien interessiert sind und wahre Geschichten erlesen wollen.

Dieser Ansatz wird auch im Prolog deutlich, welcher zu Beginn den Leser schon an drei Orte führt. Man erlebt so schon kurze Geschichten aus dem Leben Gumperts, der im Anschluss auch noch den Anspruch an ein unterhaltsames Buch unterstreicht. So verzichtet er bewusst auf zu viele technische Details und möchte eine lesenswerte Biografie abliefern.

Das Buch startet mit den ersten Jahren, in denen Roland Gumpert schon ohne Limit unterwegs war. Seine Geburtsort Ziegenhals (heute: Głuchołazy) liegt im heutigen Polen. Geboren im Jahr 1944 wurde die Familie mit dem kleinen Roland schon früh vertrieben und man suchte immer wieder neue Orte zum Leben auf.

In jungen Jahren war die Mutter seine Bezugsperson und diese sollte vieles für ihre Kinder ermöglichen, mögen die Zeiten auch noch so schwer gewesen sein. Interessant ist dabei unter anderem die Anekdoten mit den Feuerwehr-Auto, welches er geschenkt bekam. Statt mit dem Modell zu spielen untersuchte er dieses genau und nahm es auseinander um die Funktionen zu verstehen. So konnte er schon früh seine Begabung für die technische Umsetzung entdecken, auch wenn die Mutter nicht sehr erfreut war.

Auch die jugendliche Entwicklung mit den ersten Liebhabereien finden sich im Buch wieder und somit wird eine nachvollziehbare und ehrliche Lebensgeschichte wiedergegeben. Nach seiner Studentenzeit folgt schließlich die Anstellung bei Audi. Während dieser erlebt er auch wie Volkswagen die Marke übernimmt und unter anderem auch seine Entwicklung – den Audi 50 – zum Volkswagen Polo umlabelt. Der Erfolg gibt dem Ingenieur aber Recht.

Auf vielen Testfahrten erlebte Roland Gumpert viele Geschichten und lernte vor allem die Gegend in Nordafrika zu schätzen. Dies sollte im weiteren Verlauf seines Lebens auch immer wieder hilfreich sein. Zum Beispiel während der Rallye Paris-Dakar, bei der er in einem Volkswagen Iltis am Start stand. Die Entwicklung des Allradantriebs war eines seiner Steckenpferde. Die Überlegenheit des Antriebs sorgte später auch zum Gewinn der Rallye-Weltmeisterschaft durch Audi.

Nachdem diesen Abenteuern beendet sind folgt der Einsatz in Fernost. Hier soll er den Vertrieb von Audi-Modellen ankurbeln, was ihn auf beeindruckende Art und Weise gelingt. Das weltweite Netzwerk wächst immer mehr … doch schließlich endet auch das Engagement bei seinem langjährigen Arbeitgeber Audi.

Aber einen Grund aufzugeben hat ein Mann ohne Limit nie. Unter eigenem Namen vollendet er die Idee eines Supersportwagen mit Audi-Motor. Der Apollo sorgt vielfach für Schlagzeilen und kann sein Können mit einem Rekord auf der Nordschleife unter Beweis stellen. Doch auch die dunkle Seite der Geschäfte mit Rechtsstreitigkeiten lernt er dabei kennen.

Schließlich startet er erneut durch, diesmal mit Unterstützung aus China. So entwickelt er eine neue Idee der Elektromobilität mit dem Sportwagen Nathalie. Das Modell, welches den Namen einer seine Töchter trägt, ist elektrisch angetrieben. Um die Notwendigkeit des Ladens zu umgehen erzeugt eine Brennstoffzelle mit Methanol die Energie – mit nunmehr über 80 Jahren ist Roland Gumpert alles andere als still!

Fazit: Roland Gumpert war und ist in seinem Berufsleben Ohne Limit unterwegs und erlebte viele Geschichten, welche in diesem Buch präsentiert werden. Dabei gibt es durchaus persönliche Einblicke in sein Leben und er zeigt auch immer wieder seine Gefühle offen. Diese sorgt für einen sehr nahbaren Text, der das Lesen zu einem Erlebnis macht. Dazu gibt es natürlich vor allem für Freunde der Automobile vieles zu entdecken. Sei es spannende Entwicklungen oder politische Gegebenheiten. In keinem Fall nimmt Gumpert ein Blatt vor den Mund.
Zum Preis von 26 Euro kann man eine interessante Lebensgeschichte nachlesen, der noch immer nicht zu Ende ist. Seinen Entschlossenheit auch weiterhin für seine Idee zu kämpfen ist nicht nur im abschließenden Epilog deutlich zu erkennen. Der technologische Ansatz ist fraglos hochinteressant.

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Gumpert Automobile, Mitteldeutscher Verlag, Marco Rassfeld