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Heim & Cie

Mannheims vergessene Legende

Die Vielfalt der Automarken war gerade in den Anfangsjahren in Deutschland beeindruckend. In einzelnen Städte gab es diverse Hersteller der neuen Technologie. Beim Verlag Waldkirch aus Mannheim gibt es eine Buchreihe über die vergangenen Marken der Stadt, wobei das erste Buch aus dieser Reihe über Heim & Cie handelt.

Die Anmutung eines alten Fotobuches gibt dem Titel auf dem ersten Blick Charme,
Die Anmutung eines alten Fotobuches gibt dem Titel auf dem ersten Blick Charme.

Das Buch ist im großen Querformat umgesetzt und entspricht damit den schon hier vorgestellten, neueren Büchern aus der Reihe. Während der Leser in MANNOPOLIS einen Überblick über aller Hersteller in Mannheim liefert, setzt Formel Seb eine Rennfahrer-Familie in den Mittelpunkt. Bei Heim & Cie stand zum Start die Reihe eine einzelne Marke im Fokus.

Das Buch zeigt auf dem Titel eine Seitenaufnahme eines Blitzen-Benz. Mit diesem 200 PS starken Rennwagen stand Franz Heim in seinem Job als Rennfahrer am Start. Dies ist damit ein wichtiger Teil der Geschichte eines Menschen und der Marke, welche er wenig später begründen sollte.

Das ganze wird umrahmt von einem braunen Hintergrund, der mit vielen Linien in einem helleren Ton verziert wurde. Dadurch entsteht der Eindruck ein altes Buch in den Händen zuhalten. Der Autor und der Verlag verstecken sich dabei noch innerhalb der Verzierungen. Der Buchtitel und auch der Untertitel wurden präsent in einem Band platziert und schweben über dem Bild.

Der Motorsport war eine tragende Säule im Leben des Firmengründer Franz Heim.
Der Motorsport war eine tragende Säule im Leben des Firmengründer Franz Heim.

Auf der Rückseite findet sich dann eine Montage, in der sich eine Reihe an klassischen Automobilen auf dem Königsplatz in Speyer zeigt. Hier verschmilzt die Original-Aufnahme der damals aktuellen Modelle aus dem Jahr 1925 mit dem Hintergrund, welcher 95 Jahre später aufgenommen wurde. Ein knapper Klappentext weist dazu noch auf den Inhalt über das Leben und Werken von Franz Heim hin.

Das Buch erschien bereits im Jahr 2020 und damit pünktlich zum 100 jährigen Firmenjubiläum der Heim & Cie. Diesen Hinweis findet man schnell nach dem Öffnen des Buches noch wieder. Es folgen ein paar Seitenaufnahme, die im großen Format die elegante Form der Modelle offenbart. Augenscheinlich besonders waren die Modelle vor allem durch ihre niedrige Bauweise, die damals noch ungewöhnlich war.

Unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg wurde Heim & Cie gegründet und bot „größte Leistung".
Unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg wurde Heim & Cie gegründet und bot „größte Leistung“.

Das Inhaltsverzeichnis weist dann auf sechs Kapitel und den Anhang hin, in denen der Leser alles rund um Heim & Cie erfahren kann. Mit viel Hingabe wurde die Gestaltung des Buches realisiert, darauf weist auch ein Blick in die Neue Mannheimer Zeitung hin. Hier finden sich viele Anzeigen verschiedenster Automobil-Hersteller wieder, welche den Leser auch auf die längst vergangene Zeit hinweist.

Textlich startet das Buch mit einem Grußwort von Michael Grötsch, dem Bürgermeister der Stadt Mannheim. Gefolgt von einem Vorwort von Daniela Heim, der Urgroßenkelin des Firmenbegründers von Heim & Cie. Hierdurch werden die wichtigen Verbindungen zur Heimatstadt und Familie unterstrichen. Beide gehen gekonnt auf die Erinnerungen in die Vergangenheit ein und berichten von Vorfreude auf das vorliegende Buch.

Mit Rennen und Weltrekorde startet dann schließlich das erste Kapitel und setzt den ersten, wichtigen Lebensabschnitt vom Franz Heim in den Fokus. Dieser kommt 1882 in Wiesbaden zur Welt und zieht nur zwei Jahr später mit seinen Eltern nach Mannheim. Mit jungen 14 Jahren startet er schließlich als zweiter Lehrling bei Benz und Co. eine Ausbildung. Diese erfolgt unter direkter Anleitung von Carl Benz.

Der neue Hersteller scheute auch die große Konkurrenz bei Grand Prix-Rennen nicht …
Der neue Hersteller scheute auch die große Konkurrenz bei Grand Prix-Rennen nicht …

Als man 1907 mit dem Motorsport startet ist der Mechanikermeister Heim ein wichtiger Teil des Teams. Zunächst als Beifahrer und Mechaniker, später dann auch hinter dem Volant. Zu allen Stories gibt es im Buch auch viele Bilder zu entdecken, wobei man durchweg von einen sehr gelungenen Verhältnis von Text und Bild sprechen kann.

1912 wird Franz Heim dann als Chefkonstrukteur bei der französischen Firma Lorraine-Dietrich angestellt. Er soll mit seiner Erfahrung den neuen Grand Prix-Wagen konstruieren, mit diesem soll auch er als Fahrer beim Großen Preis von Frankreich am Start stehen. Hier bleibt ein Erfolg noch aus, aber später kann der Wagen noch einige Siege und Rekorde einfahren.

Auch weitere Hersteller aus Mannheim stellt das Buch noch in komprimierter Form vor.
Auch weitere Hersteller aus Mannheim stellt das Buch noch in komprimierter Form vor.

Dann folgt wenig später der erste Weltkrieg, zudem auch Franz Heim eingezogen wird. Während er im Panzer seinen Dienst leistet, kümmert sich seine Frau um die erst 1913 eröffnete Werkstatt. Trotz widrigster Umstände entkommt die Familie diesen schweren Zeiten unversehrt und 1918 kehrt Franz Heim mit großen Plänen wieder nach Hause zurück – er will einen Automobilfabrik aufbauen.

Für seine ersten Automobile gründet er gemeinsam mit seinem Schwager Oskar Eberle und dem Ingenieur Jakob Stengel schließlich die „Badische Automobil Fabrik Heim & Cie“. Durch viele Fachkräfte, welche von Benz abgeworben werden konnten, startete die Produktion erstaunlich schnell. Auch der Motorsport war dabei ein wichtiger Bestandteil der neuen Marke. Dennoch sind die Zeiten alles andere als rosig und das Schicksal schlägt gnadenlos zu.

Diese und viele weitere Geschichten gibt es in dem Buch noch zu entdecken. So erfährt der Leser alles Wissenswerte über Heim & Cie und darüber hinaus noch mehr. So berichtet das Buch vom einen Tag im legendären Bergblitz und stellt einige Rennwagen von Benz vor. Auch weitere Bilder und eine Typenübersicht der Modelle sowie weitere Hersteller aus Mannheim finden sich im Buch wieder. Im Anhang gibt es zum Abschluss noch Stasitiken und weiteres zu entdecken.

Fazit: Heim & Cie ist heute eine fraglos längst vergessene Marken, die Automobile für einen kurzen Zeitraum selbst herstellte. Das Buch geht auf all diese Modelle, und auch diese welche im Motorsport die Kompetenz beweisen sollten, ein. Dazu gibt es die interessnte Lebensgeschichte von Franz Heim mit seinen frühen Anfänge bei Benz zu erlesen. Wobei das Buch mit vielen Bildern auch einen durchweg tollen Rahmen bietet. Man erhält durch diverse Abbildungen einen gelungenen Blick in die Vergangenheit und somit bewahrt das Buch das Erbe von Heim & Cie.
Zum Preis von fairen 25 Euro kann man sich ein Stück deutsche Automobil-Geschichte kaufen. Dabei weht ein gewisser Lokalpatriotismus mit, was den Titel auch für Mannheimer hochinteressant macht. Ein Buch von hervorragender Güte, welches brillant recherchiert wurde. Neuere Erkenntnisse zu dem Thema pflegt der Autor darüber hinaus noch auf einer eigene Webseite: www.heimpage.de

Titel – Heim & Cie

Bibliografie:
Titel: Heim & Cie – Mannheims vergessene Legende
Autor: Dietrich Michael Conrad
Umfang: 128 Seiten
Format: 297 x 210 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 06/2020
Preis: 25,–€
ISBN: 978-3-86476-140-9
Bestellbar beim Verlag unter: www.verlag-waldkirch.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Von Franzheim – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link
, Verlag Waldkirch, Marco Rassfeld

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