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Buchbesprechung – Männer, Frauen & Motoren

Die Erinnerungen des Mercedes-Rennleiters Alfred Neubauer finden sich in der Biografie wieder, welche im Motorbuch Verlag bereits im Jahr 1970 erschienen ist. Das vorliegende Buch entspricht der neuesten Auflage aus dem Jahr 2011 und gibt den selbstverständlich den Original-Inhalt wieder.

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Als langjähriger Rennleiter wurde Alfred Neubauer zur Legende und schuf neben einem neuen Berufsbild auch einige heute noch unverzichtbare Merkmale der Kommunikation zwischen Rennfahrer und Box. Geboren wurde er im Jahr 1891 im damaligen Österreich. Sehr für begann er sich für die noch sehr neuen Automobile zu begeistern und nach den Wirren im ersten Weltkrieg wird Neubauer, der sich bereits einschlägige Erfahrungen mit Automobilen angeeignet hatte, schließlich bei Austro-Daimler angestellt.

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Neben dem Generaldirektor Dr. Ferdinand Porsche wird Neubauer zum Leiter der Einfahrabteilung. Die Österreicher wollen sich im Geschäft der Personenwagen etablieren und nutzen den Rennsport als Werbung. Hier erlebt Neubauer seine ersten Renneinsätze hinterm Steuer. Bis 1923 kommt er so zu einigen Einsätzen auf Austro-Daimler Fahrzeugen ehe er schließlich Dr. Porsche zu Mercedes-Benz nach Stuttgart folgt. Auch hier folgen weitere Einsätze im Rennwagen ehe er nach einem verheerenden Rennen in Monza 1924 den Helm endgültig an den Nagel hängt.

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Er weiß um die Probleme und die Einsamkeit der Rennfahrer während der Rennen zu jeder Zeit und entwickelt ein Kommunikationssystem zwischen Box und Rennfahrer. Im Jahr 1926 kommt es zum ersten Mal mit Hilfe von Fahnen zum Einsatz und bildet die Basis der Boxentafel. Zuvor war den Rennfahrern weder der Abstand zum übrigen Feld geschweige denn die Position bekannt. Diese und selbstverständlich auch weitere Informationen erhielten sie nun bei jedem Vorbeifahren der Boxen. Fortan ist Neubauer für alle Renneinsätze bei Mercedes-Benz zuständig und leitet diese bis zum Jahr 1955.

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Das Buch erzählt unzählige Anekdoten und Episoden aus dem damaligen Leben auf und neben den Rennstrecken der Welt. So wechselt das Buch gekonnt zwischen Fahrer, technischen Entwicklungen und Renngeschehen. Unzählige berühmte Rennfahrer werden eingehend vorgestellt: Caracciola, Nuvolari, Rosemeyer, Seemann, Lang, und und und …
Eine unglaubliches Portfolio mit Berücksichtigung der mitunter sehr verwirrenden Frauengeschichten der damaligen Superstars Rennfahrer.  Allerdings zieht zweite Weltkrieg mit einer unbarmherzigen Härte auf und zerstört vieles …

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Kaum waren die Aufbauarbeiten nach dem Krieg abgeschlossen wurde im Jahr 1950 die Rennabteilung im Hause Mercedes-Benz wieder aufgebaut, natürlich unter der Leitung von Alfred Neubauer. Die Entwicklung schritt mit den Sportwagen schnell voran und gipfelte im 300 SL. Die Formel 1-Bühne betrat man allerdings erst im Jahr 1954 wieder. Aber die beachtlichen Erfolge die erzielt werden konnten sollten schnell leider auch eine dunkle Seite bekommen. Die tragischen Ereignisse beim Rennen in Le Mans im Jahr 1955 werden im Buch mit Originallauten wiedergegeben und bieten dem Leser die Möglichkeit die Tragödie aus erster Hand nachzuvollziehen. Zum Ende des Jahres zog sich Mercedes-Benz komplett aus dem Motorsport zurück und Neubauer genoss seinen Ruhestand.

Ein kurzer Epilog folgt ihm noch bis zu seinem Tod im Jahr 1980 im stolzen Alter von 89 Jahren. Dem Rennsport ließ ihn aber nie richtig los.

Fazit: Ein Buch voller unschätzbaren Informationen. Die Rennen der 20er und 30er Jahre sowie der 50ern Jahre nach dem Krieg werden sehr anschaulich und unfassbar nah wiedergegeben. Dazu bietet das Buch die wertvollen Erinnerungen von Neubauer und zeichnet seinen Werdegang als Legende des Rennsports nach.
Die wenigen Abbildung in der Buchmitte erlauben einen Blick auf einige Rennszenen und die wichtigsten Fahrer. Eine gute Ergänzung. Ansonsten ist das Buch ausschließlich mit Text gefüllt – ähnlich einem Roman. Dies schmälert die Lesefreude aber keineswegs und das Buch ist kaum aus der Hand zu legen.
Bei der technischen Umsetzung bietet das Buch eine tadellose Bindung, leider ist der Druck mit immer wieder fehlenden oder abgenagten Buchstaben und den sehr dunklen Abbildungen nicht besonders gut.
Aber für den schmalen Preis von 19,95€ erhalten Leser die sich in der Motorsportgeschichte verlieren möchten eine einmalige Literatur mit einzigartigen Information aus erster Hand.

Bibliografie: Männer, Frauen und Motoren – Die Erinnerungen des Mercedes-Rennleiters Alfred Neubauer, Autoren: Alfred Neubauer / Harvey T. Rowe, 410 Seiten, 42 s/w Bilder, 140 x 210 mm, gebunden, 1. Auflage 08/2011, 19,95 €, ISBN-Nr.: 978-3-613-03351-1
Bestellbar beim Verlag unter: http://motorbuch.de/

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Daimler, Motorbuch Verlag, Marco Rassfeld

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