Kategorien
Buch

Buch – IconiCars – Volkswagen Bulli

In der Buchreihe IconiCars von TeNeues ist nun der dritte Titel erschienen. Mit dem Volkswagen Bulli steht zum dritten mal eine deutsche Automobil-Ikone im Mittelpunkt. Das der Bulli eine Ikone darstellt ist sicher fraglos anerkannt und bis heute ist das Modell erhältlich, natürlich deutlich modifiziert und mehrfach modernisiert seit der Vorstellung der ersten Version im Jahr 1949. Auf eine lange Geschichte kann man also in jedem Fall zurückblicken …

Großer Bulli mit großem Auftritt auf dem Titel vom Buch.

Das Buch reiht sich von der Aufmachung selbstverständlich in der Reihe der bisherigen Titel über den Porsche 911 und den Mercedes-Benz 300 SL ein. So ist allen Bücher das unaufgeregte Hochformat gemein, welches sich im recht kompakten Format zeigt. Die Gestaltung des Buchtitels zeigt einen Bulli in seiner Ur-Form, wobei sicher der ein oder andere Betrachter das sonst große VW-Logo auf der Front vermissen wird. Schnell erkennt man also, dass es sich um einen nach persönlichen Geschmack modifizierten Bulli handelt, der auch moderne Leichtmetallfelgen aufgezogen hat. Sicher nicht der begehrenswerte, klassische Bulli, aber zugleich ein Sinnbild der Szene. Denn der Bulli ist oft mehr als „nur“ ein Auto, vielmehr ist er für viele Besitzer ein langjähriger Begleiter, der mit ihren Besitzern durch dick und dünn gehen muss und es fraglos auch tut. Somit sich die individuellen Anpassungen in diesem Fall durchaus stilecht und sorgen für die gewünscht Einmaligkeit. Schlicht nutzt das Buch als Grundfarbe einen ähnlichen Ton wie der Lack des Bullis und macht somit einen gelungenen Eindruck. Die Typo kommt im extrem knalligen Orange daher und bringt einen idealen Kontrast zum Hintergrund. Im zurückhaltendem Weiß zeigt sich das Verlags- und das Buchreihen-Logo und diese bleiben somit bewusst im Hintergrund. Die Rückseite zeigt dann neben dem kurzen Klappentext auch vier Bilder der ersten Bulli-Generation wieder und unterstreichen hier die Vielfältigkeit. Ob beim Handwerker, dem Einsatz als Wohnmobil oder als Bus für die Lufthansa – der Bulli war schon früh extrem wandelbar.

Ein Blick in die damaligen Produktion zeigt die damaligen Verhältnisse.

Die korrekte Front eines Bulli bekommt der Leser dann schnell beim Aufschlagen zu sehen, denn sowohl der Vor- als auch der Nachsatz zeigen im großen Ausschnitt die Front mit den zwei runden Scheinwerfern, dem charakteristischen V und dem Volkswagen-Logo. Zum Start beweist das Buch, das auch ein nicht allzu großes Format dafür geeignet ist Bilder gut zu präsentieren. So werden zwei Aufnahmen je auf einer Doppelseite platziert und zeigen den Bulli am Wasser in einem gelungenen Abend-Ambiente zum Einen und ein altes Motiv zeigt zwei fleissige Herren beim Putzen eines Bundespost-Bullis zum Anderen. Das zweite Motiv ist im übrigen auch auf der Rückseite vom Buch zu finden. Das Inhaltsverzeichnis zeigt als Nächstes eine reduzierte Struktur mit neun Kapiteln, in denen auf die lange Tradition des Bulli eingegangen wird. Dies wird ebenfalls von einer zeitgenössischen Schwarz-Weiß-Aufnahme unterstützt. Das Buch versucht erfreulicherweise nicht „das“ Buch über den Bulli zu sein, sondern greift sich besondere Highlights heraus, die dann in einem ansprechenden Rahmen präsentiert werden. Dies entspricht auch den bisherigen Titeln der Buchreihe und soll dadurch als ideale Einstiegs-Lektüre ebenso verstanden werden, wie eine kurze, schnelle Zeitreise für Kenner der Modelle. Weitere zwei, doppelseitige Abbildungen folgen dann noch mit weiteren Impressionen auf die Produktion des Bulli und dem zeitgenössischen Einsatz eines Samba-Busses bei einem touristischen Ausflug.

Die oft gelobte Vielseitigkeit wurde im Fahrzeug-Sektor vom Bulli erfunden.

Das Wirtschafts-Wunderkind lautet dann schließlich die Überschrift zum ersten Kapitel in dem die frühe Entstehungs-Geschichte des Bulli nachvollzogen werden kann. In einem Zeitstrahl, der sich über einige Seiten erstreckt, werden die wichtigsten Ereignisse rund um den Bulli von 1934 bis 1956 in kurzen und prägnanten Texten wiedergegeben. Die Basis für den Transporter legte eine Plattenwagen, welchen die Arbeiter für dem Material-Transport in Wolfsburger Werk aufbauten. Auf diesen wird der Importeur Ben Pon bei einem Werksbesuch aufmerksam und sieht eine Idee, neben dem Käfer ein zweites, praktisches Modell in das Angebot des noch neuen Herstellers aufzunehmen. Schon kurze Zeit später startet die Entwicklung für den Bulli und schon Ende 1949 wird der Bulli vorgestellt. Das Modell wurde als Typ 2 vorgestellt, der Name Bulli wurde zu dieser Zeit nie offiziell für das Modell verwendet. Erst viel später nutzte man den Volksnamen um Sondermodelle zu promoten. Toll ist hierbei auch die passende Bebilderung, welches mit vielen zeitgenössischen Aufnahmen die Zeitreise in die Anfangsjahre nahezu perfekt macht.
Das Design machte den Bulli Einfach Unverwechselbar und schon befindet man sich im zweiten Kapitel des Buches. Die Einfachheit und die bestechende Form mit der besonders gefälligen Front war fraglos auch mitverantwortlich für den Erfolg des Bulli.

Mit tollen Fotos erzählt ein Abenteurer von seinen Reisen quer durch Europa – natürlich im Bulli.

Der harte Einsatz in den Nachkriegszeiten als Arbeitstier war nur eine Möglichkeit den Bulli zu nutzen, bis heute unvergessen ist der Bulli aber auch als Dienstwagen der Hippies. Warum der Volkswagen für die große Freiheit stand und steht und damit der perfekte, fahrbare Untersatz für die Hippes in den 1960er wurde, wird im dritten Kapitel erläutert. Wenige Fahrzeuge boten damals die Möglichkeit mit hoher Zuverlässigkeit auch weit entfernte Ziele zu erreichen und dazu noch als nächtlicher Unterschlupf zu dienen. Somit war der Bulli bei den Abenteuern sehr beliebt und aber auch viele Stars nutzten die Vorzüge des Bulli. Im Buch finden sich so unter anderem Jamie Oliver, Peter Fonda und auch Bob Marley wieder, die einen Bulli nutzen. Auch in vielen Filmen hat der Bulli einen Hauptrolle, für den Animations-Film „Cars“ schuf Pixar gar einen perfekten Alter-Ego des Bulli. In diesem Fall mit den typischen Hippie-Anleihen in jeglicher Beziehung und der nötigen Portion Humor. Auch für Musiker stellt der Bulli die perfekte Alternative zum damals noch ungewöhnlichen Bandbus dar und selbst viele Künstler wie Joseph Beuys nutzten den Bulli für ihre außergewöhnlichen Kunstwerke. Auf die hochaktive Fan-Szene geht dieses Kapitel dann auch noch ein und liefert somit ein ungewöhnliches Kapitel, in dem selbst hartgesottene Fans noch die ein oder andere Überraschung entdecken können.
Warum der Bulli bei vielen bis heute im Gedächtnis ist, klärt dann Kapitel 4 mit dem Titel Der Mulitfunktionsvan auf. So berichtet der Autor von seinen Erinnerungen an den Eiswagen, der mit lautem Gebimmel schon frühzeitig seine Ankunft ankündigte und in den Straßen vieler Dörfer das Highlight war. Aber auch als Pritschen-Wagen für die Handwerker, als Taxi oder Polizei-Bulli setzte sich diese in den Gedanken vieler fest und unterstrichen auch hierdurch ihre Zuverlässigkeit und vor allem die mögliche Vielfältigkeit.

Die Modellgeschichte blickt auf alle Generationen vom T1 bis zum T6.

Warum Reisen im Bulli etwas Besonderes ist, wird anschließend im Buch unter der Überschrift Autowander-Gefährt(e) thematisiert. Hier werden Stories erzählt von Reisen quer durch die Welt die sehr vielfältig sind und zeigen den klassischen Bulli in unterschiedlichsten Szenen rund um die Welt. Entdecken kann man hierbei auch herausragende Bilder von Peter Gebhard, der mit seinem Bulli quer durch Europa unterwegs war.
Das Buch bringt in den noch verbleibenden Kapiteln die Modellgeschichte vom T1 bis zum T6 zum Vorschein und wagt auch noch einen Blick in die elektrische Zukunft. Diese Möglichkeit zeigte Volkswagen schon 2017 mit der Studie I.D. Buzz, der unverhohlen den Stil der ersten Generation zitierte.
Viele Bulli-Fahrer individualisierten ihre Fahrzeuge nach ihrem persönlichen Geschmack und sorgten für eine beeindruckende Vielfalt. Dies kann soweit führen, wie beim Bulli auf dem Titel und den Verzicht auf das Volkswagen-Logo. Alternativ kann hier aber auch ein Peace-Zeichen platziert werden. Im Buch kann man auch einen extrem langen, einen extrem schnellen und gar einen seitlich gekippt fahrenden Bulli entdecken. Die Grenzen sind hier eigentlich nicht zu erkennen und die Möglichkeiten unbegrenzt. Mit vielen Farben und einem Blick in das Museum in der Autostadt Wolfsburg endet das Buch dann schließlich.

Fazit: Der Bulli ist eine Ikone – das steht fraglos fest und es gibt in diesem speziellen Fall sicher kaum Menschen, welchen den Bulli nicht mögen. Seine hohe Flexibilität ermöglicht den Einsatz in allen Fällen und klassische Bulli sind trotz der Tatsache, der es sich um Nutzfahrzeuge anerkannte Oldtimer. Das Buch wirft einen ungewöhnlichen Blick auf den Bulli und dessen Einsatzmöglichkeiten und bringt auch für Fans noch interessante Geschichte zu Tage. Die Bebilderung ist dabei sehr gelungen und kann mit passenden und oftmals auch im großen Format abgebildeten Fotos glänzen. Die Texte sind sehr gut geschrieben und ermöglichen so ein tolles Lese-Erlebnis bei dem keine Langeweile aufkommt.
Den Preis von knapp unter 25 Euro ist das Buch in jedem Fall wert und bietet sowohl für den Einsteiger einen gute Lektüre, als auch für die vielen Fans des vielseitigsten Modells aus der Modellreihe von Volkswagen.

Bibliografie:
Titel: IconiCars Volkswagen Bulli
Autor: Elmar Brümmer
Umfang: 160 Seiten, 75 Farb- und 75 Schwarz-Weiß-Abbildungen
Format: 233 x 294 mm
Bindung: Hardcover
Auflage: 10/2020
Preis: 24,90 €
ISBN-Nr.: 978-3-96171-303-5
Bestellbar beim Verlag unter: www.weltbild.de


Text: Marco Rassfeld
Fotos: Volkswagen, TeNeues, Marco Rassfeld