Die neue Youngtimer liegt beim Zeitschriftenhändler und ist nunmehr schon die siebte Ausgabe in diesem Jahr. Im Vorwort greift Redakteur Alf Cremers die teilweise schwierige Lage auf um bestimmte Youngtimer aufzufinden. Die sonst sehr beliebten Reportagen über das Angebot der Kiesplatz- und Fähnchen-Händler musste aufgrund mangelnden Angebots ausfallen. Es war nicht möglich genügend billige, japanische Youngtimer aufzutreiben und auch der Blick auf die 3-Liter-Klasse gestaltete sich eher schwierig. Das Heft bietet aber so oder so einige Highlights …
Zusammengekommen ist aber dennoch ein Bericht zu den günstigen 3-Liter-Autos. Dabei handelt es sich aber nicht um die Sparfüchse im Land, sondern um Youngtimer der Oberklasse mit Motoren um 3 Liter Hubraum. Der erste Kandidat ist ein Volvo 960, der einen technisch durchaus erwartet guten Zustand zeigt, aber doch gleichzeitig schon deutlich von der Zeit gezeichnet ist. So finden sich doch einige Beulen und Dellen wieder und machen das Auto unattraktiv. Dafür steht der V6 gute im Futter und kann mit verruchten Klang begeistern. Erster Kandidat aus deutscher Produktion ist ein BMW 730i der Baureihe E32 mit dem berühmten M30-Motor der hier als B30 188 PS leistet. Die Käufer des E32 hatten sogar ab 1992 die Möglichkeit zwischen zwei 3-Liter-Motoren mit sechs oder acht Zylindern zu wählen. Der V8 war ein hochmoderner Motor, der den alten M30 fast in allen Belangen in den Schatten stellen konnte. Da der BMW auf dem Platz extrem eingeparkt war, war eine Probefahrt nicht möglich. Das gleiche gilt auch für den Opel Senator 3.0 E der gleich im Doppelpack angeboten wird. Den letzten TÜV bekam der Opel im Jahr 2001 und ein zweiter Senator kann gleich miterworben werden. So träumt der Autor schon über das Projekt „Aus zwei mach eins“ um die beiden opalgrünen Senator mit grüner Innenausstattung vor dem vollkommenen Verfall zu retten. Das auch Japaner eine große Limousine mit 3-Liter-Motor bauen konnten, beweist der Nissan Maxima 3.0 V6 mit Bravour. Eine absolute unauffällige Limousine mit einer beachtlichen Leistung von 170 PS. Fünfter Kandidat ist mit dem Mercedes-Benz 300 E der Baureihe W124 eine deutliche bekanntere Limousine. Um hier ein günstiges Exemplar zu erhalten muss man aber mit einem vermutlich mängelbehafteten Exemplar vorlieb nehmen, da die Preise für gepflegte Exemplare schon sehr hoch sind. Eine tolle Auswahl an 3-Liter-Limousinen, bei der sicher jeder einen Favoriten finden kann.
In den 80er Jahre war das Tunen von Automobilen absolut angesagt und es entstanden diverse Umbauten mit hohen Exoten-Potiential. Das dabei nicht nur die extremen Umbauten von Gemballa, Koenig Specials oder b+b die Zeit prägten, zeigt ein kleiner Exot auf Basis eines Opel Corsa. Es handelt sich dabei um einen Spider, der von der Mainzer Firma Michalak Design gebaut wurde. Der Bericht zeigt auch die lange Beziehung von Christoph Heller zu seinem Spezial-Corsa, den er vor mittlerweile 30 Jahre als Neuwagen erworben hat. Nach einem Besuch auf der IAA 1985, wo Heller zum ersten Mal einen Opel Corsa Spider sah, musste er einfach einen haben. Der örtliche Opel-Händler war der Umbau noch nicht bekannt und so dauerte es ein halbes Jahr bis Heller seinen Spider endlich im Empfang nehmen konnte. Nach dem aufwendigen Umbau zum Spider, der von der Firma Voll in Würzburg umgesetzt wurde, bekam der Corsa-Motor noch eine Leistungskur bei Irmscher verpasst. So wurden aus den serienmäßigen 70 PS durchaus stattliche 93 PS. Auch optisch griff Heller ins Irmscher-Teile-Regal und ließ Leichtmetallfelgen und ein Spoilerkit anbringen. Der Spider von Michalak ist mit nur 98 Exemplare ein echter Exot. Eine tolle Story zu einem interessanten und hochindividualisierten Corsa. Das Thema Spider begann im Übrigen mit einer offiziellen Studie von Opel, die schon auf dem Genfer Salon 1982 präsentiert wurde. Im Zusammenarbeit mit Irischer bot man dann den Spider auch offiziell an und fertigte diesen in etwa 1500 Exemplaren. Michalak zeigt sogar eine Variante mit Mittelmotor! Dieses wird im Bericht aber leider nicht erwähnt.
Eine intensive Kaufberatung zu einem kommenden Youngtimer liefert das Magazin diesmal zum Volvo 850. Der erste große Volvo mit Frontantrieb ist heute noch sehr oft im täglichen Straßenverkehr anzutreffen und wenn man den Gebrauchtwagenmarkt beobachtet ist das Angebot noch sehr reichlich. Oftmals haben die Volvo nach alter Tradition schon sehr hohe Kilometerleistungen abgespult. Das zeigt generell die große technische Stärke aber natürlich ist der 850 nicht komplett fehlerfrei. Die typischen Schwachstellen werden ebenso aufgeführt wie eine Übersicht der verwendeten Motoren und auch der Antriebe. Nach der Präsentation im Jahr 1991 als Limousine viel der Start dem Schweden in Deutschland eher schwer, mit der Verfügbarkeit des Kombis änderte sich dies aber schnell. Der klassisch, kantige Volvo zeigt hier seine wahre Größe und bietet ein Menge Platz. Ab 1993 wurden die Motoren mit Turbos ausgestattet und der erste heiße 850 war der T-5 mit stattlichen 226 PS. Noch mehr Power boten die auf 5.500 Exemplare limitierten T-5R die nur in drei Farben verfügbar waren: Gelb, Schwarz und Grün. Hier waren 240 PS möglich und diese Exemplare sind heute besonders gesucht. Mit dem 850 R bot Volvo kurze Zeit später den selben Motor ohne Limitierung an. Mit dem AWD hielt auch Allradantrieb Einzug und mit den Bi-Fuel gab es sogar eine Version, die mit Erdgas und Benzin betrieben werden konnte. Mit über 700.000 Exemplare bietet der Markt noch eine große Auswahl des soliden Schweden und die Preise sind noch relativ human.
Ein sportliches Highlight gibt es in der Youngtimer dann noch mit dem Blick auf einen speziellen Ford RS200 von John Wheeler. Diese zeigt sein Fahrzeug im Rahmen des Historic Eifel Rally Festival und triumphierte damit über alle anderen RS 200, die angetreten waren. Der Bericht erläutert die Entstehung des RS 200, der für den Einsatz in der Gruppe B konzipiert wurde. Entgegen den Konkurrenten von Peugeot, Lancia und Audi entwickelte man bei Ford den RS 200 als reinrassigen Rallyewagen, der aus Gründen der Homologation auch für die Straße angeboten wurde. 200 Exemplare mussten verkauft werden um bei der Gruppe B starten zu können. John Wheeler war maßgeblich an der Entwicklung des RS 200 beteiligt und schuf gemeinsam mit Gordon Murray und Tony Southgate den kompromißlosen Rallyewagen. Dabei wurden kaum Teile aus dem Regal von Ford verwendet. Einzig einige Bestandteil der Fahrgastzelle wurden teilweise mit Anpassungen vom Sierra übernommen. Mit einem umgedrehten Transaxle-Prinzip in dem der Motor als Mittelmotor und das Getriebe davor platziert wurde, glänzt der RS 200 mit einer guten Balance. Durch die schrecklichen Unfälle konnte der RS 200 sein wahres Können leider nicht unter Beweis stellen, da er einfach zu spät fertig wurde und das Verbot der Gruppe B zu früh für ihn kam. Der Wagen mit dem Wheeler beim Historic Rallye Festival antrat wurde an vielen Stellen weiterentwickelt und zeigt ein noch höheres Potential als die Ur-Version. So zeigt sie vermutlich auch die Möglichkeiten auf die mit RS 200 möglich gewesen wären. Ein klasse Bericht mit viel Hintergrundinfos.
Weitere Themen in der Youngtimer 7/2016: Mit BMW 323ti, Mercedes-Benz CLK 230K und Volkswagen Golf GTI zeigen sich vier sportliche und gleichzeitig günstige Fahrzeuge im Vergleich, ein weiterer Vergleich zeigt die Kombis von Audi A4 B5 und VW Passat B5 und ein kleiner Bericht zeigt Anekdoten zum Rückkauf des geliebten Autos. Anna schraubt zeigt einen Ölwechsel, ein BMW 320/6 Baur Topcabriolet wird bei einer interessanten Restaurierung verfolgt, Schauspieler Richy Müller zeigt seinen Einsatz bei den Paul Pietsch Classic im Porsche 944 Turbo und ein weiterer Bericht zeigt die H-Kennzeichen-Abnahme eines Mercedes-Benz W126. Das sich ein Ausflug nach Nürnberg zum Tanken lohnt zeigt ein Bericht mit einem BMW 3er Cabrio und interessanten Tankstellen, mit Ford Ka, Honda Logo und Renault Twingo zeigen sich drei Kleinwagen im Fahrbericht und zum Schluss blicken zehn Redakteure auf ihre Favoriten bei den US-Cars.
Fazit: Das der Fund günstiger Japaner sich als zu schwierig erwies ist zwar schade aber das Magazin lässt sich dies kaum anmerken. Eine immer noch sehr gute Auswahl an diversen Youngtimer zeigen ein breites Spektrum und bieten dem Leser eine Menge Spaß. Leider ist immer wieder das schlechte, weil billig wirkende Papier ein nicht von der Hand zuweisender Kritikpunkt. Hier wäre eine Besserung sehr sinnvoll!
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Volvo, Marco Rassfeld
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