Der Porsche 959 ist der deutsche Supersportwagen der 80er Jahre und war schon bei seinem Erscheinen ein Spekulationsobjekt und ist es ohne Frage auch heute noch. Dabei werden Automobile zum Fahren gebaut und nicht um unter Planen auf Wertsteigerung zu warten. So oder so zeigte der Porsche 959 viele technische Finessen zum ersten Mal und wurde auch dadurch zu Ikone. Ein neues Buch aus dem Delius Klasing Verlag blickt auf den Supersportler.
Das Buch befindet sich in einer hochwertigen Schmuckkassette die sich wie eine erstklassige Umverpackung gibt und die Bücher hervorragend schützt. Bücher? Richtig, denn im Innern der Kassette finden sich dann gleich drei Bücher wieder. Ein großes Picture Book und zwei handliche Büchlein, die sich als Fact Book und Story Book vorstellen. Damit diese nicht lose im der Schmuckkassette herumfliegen, werden alle Bücher durch ein stabiles Gummiband zusammengehalten. Ein ungewöhnliche Idee zur Verwirklichung eines Buches und der erste Eindruck bleibt somit sicherlich auch nachhaltig im Kopf des Lesers haften. Alle Texte in den Büchern sind in deutsch und englisch ausgeführt und unterstreichen die internationale Ausrichtung des nummerierten und limitierten Titels.
Im Fact Book hat Autor Jürgen Lewandowski die wichtigsten technischen Details zum 959 zusammengetragen und nachdem eine Schnittzeichnung den Leser begrüßt folgt ein Blatt mit der geplanten Typfamilie des 959, der zur Homologation in der Gruppe B entwickelt werden sollte. So plante Porsche im Oktober 1985 die 200 notwendigen Exemplare fertig gestellt zu haben um in der Saison 1986 im Rennsport anzutreten. Doch zurück zu den Fakten, die das Buch nach dem Vorwort und dem Blick auf die Gruppe B, die einige der interessantesten Straßenfahrzeuge der 80er Jahre hervorbrachte, gut strukturiert liefert. So zeigt sich zunächst der Aufbau des komplexen Motors der nicht die Porsche-typische Luftkühlung besaß, sondern auf eine Wasserkühlung zurückgriff. Durch vorherige Erfahrungen mit dem 935/78 „Moby Dick“ konnten die Ingenieure auf eine bereits funktionierende Basis zurückgreifen. Ein weiteres besonderes Merkmal war die noch unübliche Registeraufladung des Motors. Hiermit wurde es möglich durch das unterschiedliche Ansteuern der zwei installierten Turbolader das sprichwörtliche Turboloch vergessen zu machen. Der Allradantrieb setzt die hochkomplexe Umsetzung im technischen Bereich ansatzlos fort und die Abstimmung geriet schwieriger als zunächst angenommen. Auch bei der Karosserie konnte Porsche durch einen geschickten Materialeinsatz mit einem hohen Anteil an Aluminium sowie Magnesium und auch Titan für eine hohe Stabilität sorgen und gleichzeitig das Gewicht reduzieren. Es folgt noch ein Technikteil in dem die Versionen und Ausstattungsmöglichkeiten vorgestellt werden und der Unterschied zwischen Komfort- und Sportversion dargelegt wird. Dazu erhält der Leser noch die technischen Daten des 959 und des 961 sowie einen Überblick über alle Versuchswagen und Prototypen des 959. Im Anhang finden sich noch die Original Technischen Daten von Porsche, die Fahrzeugdaten zu den später produzierten 959 aus dem Modelljahr 92/93 sowie Aufnahmen zum Motor wieder.
Das Story Book trägt den Titel „Geburt einer Legende“ und zeigt den Weg zum 959 nach, der mit der Präsentation der Porsche 911 Gruppe B-Studie auf der IAA im Jahr 1983 begann. Die aerodynamische Grundlage zu dieser Studie war übrigens durch das Aerodynamikmodell C29 bereits so gut wie vorgegeben. Bereits 1982 wurde dieses Modell durch die Entwicklungsabteilung in Weissach umgesetzt und ist heute noch erhalten. Die Vorstellung auf der IAA löste wahre Begeisterungsstürme aus und Porsche kündigte im Frühjahr 1984 die Fertigung von 200 Exemplare an. Der zugrunde liegende Plan diese im Jahr 1985 fertigzustellen wurde allerdings nicht verwirklicht. Durch den hohen Anspruch an das neue Modell, welches Straßen- und Rennwagen in einem sein sollte und natürlich auch dem hohen technische Aufwand mit vielen Neuentwicklungen, verzögerten den Verkaufsstart ein ums andere Mal. Um auch für den härtesten Einsatz vorbereitet zu sein, entstandte man schrittweise die Technologie zur härtesten aller Rallyes – der Paris–Dakar. 1984 noch mit einem 911 mit Allradantrieb, 1985 mit der Elektronik und dem Fahrwerk des 959 aber noch dem bewährten Motor aus dem 911 und 1986 schließlich mit „echten“ 959. Im Jahr 1986 gelang schließlich ein beeindruckende Doppelsieg! Auf der Rennstrecke nahm Porsche mit dem 961, ebenfalls einen echten 959-Ableger, erfolgreich an Rundstreckenrennen teil und konnte beeindruckende Erfolge einfahren. Des Weiteren zeigt das Story Book noch einen Blick in das Lastenheft, das schnelle Ende der Gruppe B im Rallyesport und auch persönliche Anekdoten des Autors von seiner ersten Begegnung mit einem 959. Auch die Produktion des 959 wird beleuchtet und die 1992/93 nachträglich produzierten Exemplare werden nicht ausgeklammert.
Das Herzstück der Bücher in der Schmuckkassette ist aber fraglos das Picture Book. Hier erwarten den Leser nach dem Vorwort von Dieter Röscheisen und einem kurzen Text von Dieter Landenberger tolle Aufnahme eines Ausnahme-Automobils unterteilt in einzelne Kapitel. So zeigen sich zunächst einige Skizzen aus dem Porsche Design-Archiv ehe der Blick auf das Aerodynamik-Modell C29 fällt. Dann zeigt sich die schon nahe am 959 befindliche Studie 911 Gruppe B mit tollen Aufnahmen wieder, danach wird auch der Motor präsentiert. Historisch wertvolle Aufnahmen zeigen den 959 während der Entwicklungsphase im harten Testeinsatz. Immer wieder eine gute Location für moderne Fotos ist der Tiefgarage unter dem Porsche Museum und auch hier zeigt sich ein 959 von seinen schönen Seiten. Die Informationen, die zum 959 für die Presse und die Käufer bereitgestellt wurde wie die Pressemappe, das Prospekt und auch die Bedienungsanleitung werden ebenfalls abgebildet. Das einmaligen Schnittmodell des 959 welches auf der IAA im Jahr 1985 präsentiert wurde ist ebenfalls noch vorhanden und lässt den Leser mit Detailaufnahmen in die Tiefe des 959 blicken ehe der Blick auf die Rallye-Version des 959 fällt, die bei der Rallye Dakar teilnahmen. Auch die Rundstreckenversion 961 bleibt natürlich nicht im Verborgenen. Zwei Exoten sind der goldene 959 für den Emir von Katar und der nach einem Unfall zum Cabrio umgebaute 959. Es folgen beeindruckende Aufnahme von René Staud, der den 959 legendär in Szene setzte und auch Peter Vann schuf tolle Fotos mit einem Vorserienfahrzeug. Zum Schluss kommen noch frische Aufnahmen mit einem silbernen Exemplar im bayrischen Voralpenland und einem roten Exemplare auf der Teststrecke in Weissach zum Vorschein und rücken den 959 in das Licht der heutigen Zeit.
Das Fact Book und das Story Book kommen fast ausschließlich mit schwarzen Text und nur wenigen Bildern oder Aufnahmen aus und fokussieren sich so auf die vorgestellten Themen. Das Fact Book umfasst 144 Seiten im Format 115 x 160 mm und das Story Book schließlich 64 Seiten im Format 170 x 230 mm. Das Picture Book füllt die Schmuckkasette fast vollständig aus und zeigt auf 210 Seiten tolle Aufnahme die im Format 270 x 290 mm eine ausreichend große Fläche bieten. Fast ausnahmslos kommen doppelseitige Abbildungen zum Einsatz.
Fazit: Das der Porsche 959 eine Ikone der 80er Jahre ist steht absolut fest. Das er ein ihm würdiges Buch verdient auch und der Delius Klasing-Verlag setzt dies auf ungewöhnliche Art und Weise um. Dabei ist das Picture Book das eigentliche Highlight, welches die Kraft der Bilder sprechen lässt und auf Texte fast ganz verzichtet. Diese findet der Leser in den beiden kleinen Büchern, die tiefer in die Details des 959 blicken. Leider wirken diese Bücher aber durch die sehr einfache Umsetzung nicht hochwertig und lassen durch die kleinen Formate auch keine echte Lesefreunde aufkommen. Sie bieten aber das Wichtigste zum 959 und deren Entstehung und blicken auf die komplexe Technik sowie die Entstehung des 959. Ein sehr detaillierten Blick erhält der Leser vom 959 aber leider nicht. Die generelle Frage, ob sich diese drei Bestandteile auch in einem Buch zusammenfassen lassen mag sich stellen und ist auch nicht unbegründet. Aber die schon angesprochene Einzigartigkeit und die mögliche Fokussierung auf die einzelnen Themen könnte gleichfalls dafür sprechen. Es wird also sicher Leser geben, die diese Umsetzung begeistert und ebenso Leser die sich eine andere Umsetzung gewünscht hätten.
Die technische Umsetzung von Bindung und Druck sind gut, wobei sich aber durchaus leichte Differenzen beim Falzen entdecken lassen. Und gerade beim Fact Book ist das Blättern bedingt durch das sehr kleine Format leicht erschwert.
Der Preis von 128 € scheint sehr happig zu sein, aber da es sich um einen Titel über den legendären 959 handelt, der zudem nummeriert und limitiert ist, werden die Bücher sicher schnell vergriffen sein. Eine Wertsteigerung ist wie beim 959 sicher eingeplant und im Gedächtnis der 959-Jünger wird das Buch aufgrund der Aufmachung sicher nie vergessen werden. Bei Interesse sollte man also schnell zuschlagen!
Bibliografie:
Titel: Porsche 959
Autor: Jürgen Lewandowski
Umfang: 418 Seiten, 138 Farbfotos, 8 Schwarz-Weiß-Fotos, 12 Schwarz-Weiß-Abbildungen
Format: 300 x 312 mm
Bindung: gebunden in Schmuckkasette
Auflage: 1. Auflage 2016
Preis: 128 €
ISBN-Nr.: 978-3-667-10695-7
Bestellbar beim Verlag unter: www.delius-klasing.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Delius Klasing, Marco Rassfeld
2 Antworten auf „Buchbesprechung – Porsche 959“
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[…] die in einer edlen Sammlerbox daher kommen. Hierzu gehören unter anderen auch ein Buch über den Porsche 959 und den Porsche 904, welche schon einen sehr guten Eindruck hinterlassen konnten. Die jeweiligen […]