Porsche konnte mit dem LMP1-Rennwagen 919 Hybrid in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge das legendäre 24 Stunden Rennen in Le Mans gewinnen. Wie bereits im letzten Jahr nimmt der Gruppe Motorsport Verlag dies zum Anlass ein Buch über diesen Triumph zu veröffentlichen. Porsche Victory 2016 blickt auf dem mittlerweile 18. Erfolg in der Gesamtwertung der Marke aus Zuffenhausen in Le Mans zurück.
Folgerichtig zeigt sich das Buch auch im gleichen Format wie der Vorjahrestitel und so bilden beide Titel eine schöne Einheit im Bücherregal bilden. Auch ansonsten sind alle Parameter identisch mit dem Buch aus 2015 und bietet ebenfalls knapp 200 reichlich bebilderte Seiten an. Auch der Autor ist erneut René de Boer und die Projektleitung hatte abermals Tim Upietz inne, das gleiche Team wie bei der letzten Veröffentlichung. Dies ist keinesfalls ein Nachteil, schließlich ist zum Einen der Rennverlauf gegebenermaßen in jedem Jahr anders und zu Anderen erhält der Leser die gleiche Basis wie beim letzten Buch. Zum Start zeigt das Buch alle Gesamtsieger von Porsche mit kurzen Angabe zu dem Team, dem Fahrzeug, der Rennklasse und auch den gefahrenen Runden. Erstaunlich ist immer noch das der Porsche 917 von 1971 der Wagen mit den meisten Runden in 24 Stunden ist. Wären heute auf der langen Geraden keine Schikanen, so wäre dieser Rekord aber sicher schon längst geknackt. Durch die verbesserten Sicherheitsbestimmungen sind diese Schikanen aber schon lange Bestandteil der Rennstrecke und verringern die Gefahr eines Höchstgeschwindigkeit-Crashs ungemein. Das Vorwort dieser Ausgabe liefert diesmal niemand geringeres als Jacky Ickx, mit sechs Gesamtsiegen eine Ikone von Le Mans. Vier davon konnte er ebenfalls mit einem Fahrzeug der Marke Porsche einfahren. Alle Texte im Buch sind dreisprachig in deutsch, englisch und französisch ausgeführt und machen das Buch zu einem international wichtigen Titel.
Ehe der Blick aber direkt zum Rennen fällt, werden viele Aspekte in Voraus beleuchtet und so ist die jährliche Präsentation der neuen Fahrzeuge in Paul Ricard das erste Thema im Buch. Hier treffen sich alle Rennwagen der WEC zu ersten gemeinsamen Testfahrten und gleichzeitig auch dem ersten Beschnuppern. Neben dem LMP1-Boliden 919 Hybrid ist auch der 911 RSR aus der LMGTE-Pro Klasse im gesamten Buch mit berücksichtigt und rundet das Bild der Porsche-Präsentation ab. Die Sprache des Buches wird sofort sehr deutlich und erfolgt mit vielen auch großformatigen Abbildungen und kurzen aber prägnanten Texten. Beide Rennwagen werden anschließend nochmal vorgestellt und auch die technischen Daten bleiben dabei nicht verborgen. Alle Fahrer die in Le Mans zum Rennen auf einem Porsche 919 Hybrid antraten werden anschließend in einem Kurzporträt vorgestellt. Dann folgen alle Teams, die einen Porsche 911 RSR einsetzten. Hier erhält der Leser einen Gesamtüberblick über Teams und Fahrer. Dabei werden neben den drei Vertretern aus der LMGTE-Pro Klasse und auch die vier 911 RSR aus der LMGTE-Am Klasse berücksichtigt. So ist wirklich jeder in Le Mans im Jahr 2016 angetretener Porsche berücksichtigt.
Es folgt eine Vorstellung der Strecke des Circuit de la Sarthe mit Streckengrafik und einem Überblick über alle Kurven mit deren Namen. Da es sich nicht um eine permanente Rennstrecke handelt, sondern einige Teile der Strecke im Rest des Jahres normale Straßen darstellen, wird traditionell ein Testtag abgehalten, Hier können alle gemeldeten Teams erste Erfahrungen auf der knapp 14 Kilometer langen Strecke mit ihren Fahrzeugen sammeln und auch hierzu liefert das Buch tolle Bilder sowie den üblichen Text, der die Ereignisse sehr gut schildert. Eine weitere Besonderheit in Le Mans ist die technische Abnahme der Rennwagen, neudeutsch Scrutineering genannt. Diese findet bereits am Sonntag und Montag vor dem Rennen statt. Schauplatz ist dabei nicht die Rennstrecke, sondern das Stadtzentrum von Le Mans. Für die Fans der Start in eine aufregende Woche rund um das 24 Stunden Rennen und das erste Highlight mit allen Rennwagen und Teams. In diesem Rahmen werden traditionell auch die offiziellen Teamfotos geschossen und der Sport zeigt echte Nähe zu den Fans. Das die Handabdrücke der letztjährigen Siegfahrer in Bronze gegossen und in der Fußgängerzone von Le Mans eingelassen werden, ist ebenso Tradition. Am Montag vor dem Rennen konnten Earl Bamber und Nick Tandy der Zeremonie beiwohnen. Nico Hülkenberg war aufgrund seiner Pflichten in der Formel 1 dort gebunden und konnte leider nicht teilnehmen.
Das Rennen rückt immer näher und die Rennstrecke erkunden Fahrer und Fahrzeug in den Training- und Qualifying-Sessions. Nun wird die Sache langsam aber sicher ernst und es gilt zunächst eine gute Abstimmung zu finden und auch die erforderlichen Runden die zur Startberechtigung notwendig sind, abzuspulen. Beim Training konnten beide 919 Hybrid die ersten Plätze belegen und Neel Jani fuhr die schnellste Zeit mit 3:22,011 min. Das erste Qualifying lief ebenso erfolgreich und wieder war Neel Jani der schnellste Mann mit einer Zeit von 3:19,733 min. Diese Zeit sollte auch zur Pole Position reichen, denn beim zweiten und dritten Qualifying machte das Wetter den ambitionierten Piloten einen Strich durch die Rechnung. Beim Start lagen beide Porsche 919 Hybrid vor den beiden Toyota TS050 und den beiden Audi R18 e-tron quattro. Eine gelungene Fortsetzung des Sieges aus dem Jahr 2015. Die 911 RSR mussten sich den technisch moderneren Rennwagen von Ferrari und Ford zu schlagen geben. Der beste 911, unter anderem gefahren von Vorjahres-Gesamsieger Earl Bamber, startete von Postion 8 in der LMGTE-Pro Klasse. Neben dem reinen Text, der die Vorkommnisse beschreibt sind nun auch Originalkommentare von direkt beteiligten Personen aus dem Porsche-Umfeld berücksichtigt. So äußern sich Fritz Enzinger, Andreas Seidl und Dr. Frank-Steffen Walliser zu dem Ergebnissen im Qualifiying. Porsche nutzte Le Mans auch um den neuen Technologie-Partner Esso vorzustellen und die Verlängerungen der Verträge mit Manthey Racing und CORE Motorsports bekannt zu geben. Auch die Porsche Pressekonferenz vor dem Rennen bleibt dem Leser nicht vorenthalten.
Vor dem Rennen sind noch weitere Termine zu absolvieren. So findet die Fahrerparade abermals in der Stadt statt und bot wie immer ein beliebtes Schauspiel für die zahlreich erschienen Fans. Hier konnte man den Fahrer wirklich sehr nah kommen und die Selfie-Rate schoss unaufhaltsam in die Höhe. Samstagmorgen besteht dann letztmals für die Teams die Möglichkeit beim Warm Up letzte Details zu optimieren, ehe das Rennen rund um die Uhr startet. Das eigentliche Rennen musste wegen dem starkem Regen hinter dem Safety Car gestartet werden und die Fans mussten sich fast eine Stunde gedulden, ehe das Rennen freigegeben wurde. Das Buch bildet den Rennverlauf aus porsche-Sicht auf knapp 70 Seiten komplett ab und zeigt abermals eine große Anzahl an tollen Fotos die einen erstklassigen Rahmen bilden. Die Abfolge der Bilder entspricht hierbei dem wirklichen Zeitstrahl und langsam führen diese ihn auch in die Nacht. Diese Seiten sind dann mit einem schwarzen Hintergrund versehen, der beim ersten Morgengrauen wieder verschwindet. Der Blick liegt dabei nicht nur auf der Rennstrecke, sondern zeigt oftmals auch in die Boxen oder die Zuschauer. Auch der unglückliche Toyota TS050 ruckt sich einmal in den Fokus, als er kurz vor Rennende in Führung liegend auf der Zielgerade stehen bleibt. Eine echte Tragödie für die Japaner, die aber Porsche für den 18. Gesamtsieg in die Karten spielte. Der Porsche mit der Startnummer 2 war in kurz von Ende in Schlagdistanz zum Toyota und konnte die leichte Schwäche dadurch schnell ausnutzen. So fuhren Marc Lieb, Neel Jani und Romain Dumas zum Sieg bei den legendären 24 Stunden von Le Mans im Jahr 2016. Die Siegfahrer werden anschließend nochmals umfangreicher porträtiert und ein Blick in die sozialen Netzwerke zeigt die mediale Schlagkraft des Rennens. Es folgen noch ein paar interessante Zahlen zum Rennen ehe das Endergebnis das Buch abschließen.
Fazit: Ein Blick auf den 18. Gesamtsieg von Porsche in Le Mans bilden die Basis zu dem Buch. Doch das Buch bietet mit der Berücksichtigung aller Ereignisse, die mit Porsche im Rennen in Zusammenhang stehen, noch mehr. Es ist weniger ein Rennreport sondern eher eine vollumfängliche Betrachtung aller Vorkommnisse. Nicht nur der erfolgreiche 919 Hybrid steht im Fokus auch der Rennverlauf des zweiten LMP1 wird dargelegt, ebenso wie die 911 RSR aus den LMGTE-Klassen. Ein wenig störend sind lediglich die eingestreuten Werbeseiten.
Technisch ist das Buch solide umgesetzt und zeigt sich in gleichen Stil wie der Vorgänger. Stellt sich nur die Frage wann die Nachbetrachtung von den Siegen 1 bis 16 folgt. Dann wäre die Porsche Le Mans-Bibliothek perfekt – bis zum nächsten Sieg.
Für 40€ bekommt der Leser einen bildgewaltigen Eindruck des Sieges von Porsche in Le Mans 2016 und jeder Fan der Marke wird das Buch begeistern, ein wenig Rennaffinität vorausgesetzt.
Bibliografie:
Titel: Porsche Victory 2016
Autoren: René de Boer, Tim Upietz
Umfang: 192 Seiten, ca. 440 Farbfotos
Format: 235 x 315 mm
Bindung: gebunden, Hardcover
Text: deutsch, englisch und französisch
Auflage: 10/2016
Preis: 40,– €
ISBN-Nr.: 978-3-928540-85-8
Bestellbar beim Verlag unter: www.gruppec-verlag.de
Text: Marco Rassfeld
Fotos: Porsche, Marco Rassfeld
Eine Antwort auf „Buchbesprechung – Porsche Victory 2016“
[…] der erneute Sieg beim 24 Stunden Rennen in Le Mans ein echtes Highlight, welches auch das Buch Porsche Victory 2016 ebenfalls aus dem Gruppe C Motorsport Verlag sehr gewissenhaft aufarbeitet. Das letzte Kapitel […]