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Buch – Jaguar XJR-9 Owners‘ Workshop Manual

Jaguar kann heute auf eine umfangreiche Rennhistorie zurückblicken und war schon bei vielen, international anerkannten Rennen mit am Start. Der englische Verlag Haynes Manuals veröffentlicht zu zahlreichen Themen umfangreiche Anleitungen und vor kurzem erschien ein Buch zum Jaguar XJR-9 und seinen Abkömmlingen. Hiermit konnte Jaguar unter anderem auch die 24 Rennen von Le Mans und Daytona mehrfach gewinnen. Das Buch möchte für Enthusiasten alles zu den Rennwagen der 80er und 90er liefern.

Das Buch kommt kompakt daher und entspricht so auch den üblichen Werkstatt-Anleitungen, welches es dem Titel nach zu urteilen ja auch darstellen soll. Passend dazu ist das Layout des Titels auch eher technisch und zeigt einen Jaguar XJR-9LM in einer Durchsicht. Aber es handelt sich immerhin um ein gebundenes Buch, welches dadurch auch etwas  Hochwertiges darstellt. Das Inhaltsverzeichnis gibt dem Leser dann einen ersten Überblick über die vielen Themen, die im Buch auf nur 168 Seiten untergebracht werden und wird schon von einem Bild des XJR-9LM flankiert wird. Dieser ist in direkter Verfolgung eines Porsche 962 C bei den 24 Stunden von Le Mans im Jahr 1988. Das folgende Vorwort stammt dann aus der Feder von Sir John Egan, einer der wichtigsten Menschen beim Wiedereinstieg von Jaguar in den Rennsport. Er erzählt hier aus seinen Erinnerungen an die damalige Zeit und liefert einen tollen Einstieg, der Text wird von einigen Bildern unterstützt, über dessen Inhalt der Leser durch entsprechende Bildunterschriften aufgeklärt wird. Es folgt noch eine kurze Einleitung bei der deutlich wird, dass viele Zeitzeugen dem Autor wertvolle Informationen aus erster Hand lieferten um die Authentizität des Buches sicherzustellen.

Dann folgt schließlich das erste Kapitel und liefert zunächst die Story zur XJR-Serie von Jaguar. Dabei wird auch die Historie von Jaguar beleuchtet, im speziellen aber die Entwicklung bis zum Zeitpunkt des geplanten Wiedereinstiegs in den Motorsport. Eine entsprechende Vita hatte Jaguar durch die Siege der C- und D-Type-Modelle schon und setzte auf einen erneuten Erfolg beim legendären 24 Stunden Rennen in Le Mans. Aber die ersten Jaguar-Renneinätze erfolgten mit dem XJS, der durch das TWR-Team im Jahr 1982 in der Tourenwagen-Europameisterschaft eingesetzt wurden. TWR war das Team von Tom Walkinshaw, der auch als Fahrer aktiv ins Volant griff und so konnte er im ersten Jahr gleich vier Siege feiern und bewies die Stärken des TWR-Jaguar. In den USA war Bob Tullius die treibende Kraft hinter den Rennaktivitäten von Jaguar und konnte mit dem E-Type im Jahr 1975 sogar die Meisterschaft in der SCCA-Sportwagenmeisterschaft feiern. Auch der XJS wurde von Tullius und seinem Team Group44 in der Folge eingesetzt und führte 1978 zur Meisterschaft in der Trans-Am. Für das Jahr 1985 konnte Group44 dann mit Jaguar einen neuen Rennwagen nach den IMSA-Reglement vorstellen, den XJR-5. Ein reinrassiger Rennwagen, der keinen direkten Bezug mehr zu den Serienfahrzeugen hatte. Aber man setzte auf den bewährten V12-Motor und konnte in der IMSA GT Camel Trophy einige Erfolge feiern. Sogar in Le Mans waren die amerikanischen Jaguar vertreten, allerdings ohne großen Erfolg. Für Europa entwickelte TWR schließlich den XJR-6 nach dem Gruppe C-Reglement und nahm an der Sportwagen-Weltmeisterschaft teil. Bei Jaguar hatte man dann die Auffassung man sollte den Kunden eine kaufbare Alternative anbieten und so findet auch der Supersportwgan XJ220 den Weg in das Buch. Ohne Rennprogramm hätte es diesen beeindruckenden Wagen wohl kaum gegeben. Auch dieser wurde später übrigens in Rennen eingesetzt und war auch in Le Mans am Start.

Wie sich aber die XJR-Serie im Laufe der aktiven Rennzeit entwickelt zeigt dem Leser das nächste Kapitel. Hier zeigt sich als erster Typ der XJR-6, der vom Tom Walkinshaw Racing entwickelt wurde. Jaguar wollte zunächst den amerikanischen XJR-5 auch in Europa einsetzen, aber Walkinshaw befand das Modell als veraltet und konnte Jaguar überzeugen eine Neuentwicklung zu starten. Hier war der Designer Tony Southgate dann maßgeblich mit beteiligt und schuf einen modernen Gruppe C-Sportwagen. Als Motor wurde der V12-Motor verwendet, der noch über gewaltiges Potential verfügte. Die Zeit zur Entwicklung war knapp und so war der erste Gruppe C-Rennwagen von Jaguar im Fahrverhalten noch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Für 1986 wurde der Wagen aber optimiert, so wurde der weiterhin als XJR-6 bezeichnete Jaguar leichter und der Motor verfügte über mehr Leistung. Zudem entwickelte TWR zwei Aero-Pakete für die unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Rennstrecken. 1987 wurde dann der weiter verbesserte XJR-8 vorgestellt und sollte Jaguar zu Meisterschaft in der Sportwagen-Weltmeisterschaft führen. Er trat auch zum ersten Mal in vermutlich bekanntesten Design auf, welches aus Violett, Gelb und Weiß bestand und die bisherigen zunächst grünen und weißen Designs ablöste. Auch 1988 beließ man das optische Design stellte mit dem XJR-9 aber wieder ein neues Modell vor. Mit dem Zusatz LM trat der XJR-9 in Le Mans an und gewann das Rennen, dazu war der XJR-9D im selben Jahr auch bei den 24 Stunden von Daytona erfolgreich. Der Gewinn der Sportwagen-Weltmeisterschaft konnte sich Jaguar auch noch sichern. Ein voller Erfolg für den XJR-9. Durch die Turbo-Technologie wurde Jaguar im Folgejahr gezwungen sich vom V12-Motor zu verabschieden um konkurrenzfähig zu bleiben. Auch die weiteren Entwicklungen bis zum Jahr 1993 werden noch dargestellt.

Die einzelnen Renneinsätze der Jaguar XJR-Modelle kann der Leser dann im dritten Kapitel entdecken. Hier präsentiert das Buch jedes Rennen in dem die Jaguar mit V12-Motor eingesetzt wurden. Die Turbo-Modelle konnte aus Platzgründen hingegen nicht berücksichtigt werden, aber zumindest die erzielten Ergebnisse werden abgebildet. Das erste Rennen bestritt der XJR-6 in Mosport im Jahr 1985 im Rahmen der FIA Langstreckenmeisterschaft. Martin Brundle konnte sogar gleich erste Runden als Spitzenreiter sammeln und sich zehn Runden vor den überlegenden Porsche halten. Zu jedem Rennen erhält der Leser in einem kurzem Text den Verlauf und die wichtigsten Ergebnisse präsentiert, dazu sind viele Bilder zu finden, welche die Jaguar-Rennwagen in den meisten Rennen zeigen. 1986 gelang dann mit dem verbesserten XJR-6 der erste Sieg bei Rennen in Silverstone im Rahmen der Langstrecken-Weltmeisterschaft. Das gerade auf heimischem Boden dieser Sieg gelang, versetzte die Fans in echte Ekstase und man träumte schnell von Größerem. Beim 24 Rennen in Le Mans fiel der Jaguar XJR-8LM mit Win Percy am Steuer nach einem spektakulärem Unfall aus und im Buch schildert der Rennfahrer seine damaligen Eindrücke. Am Ende der Saison war Jaguar dann schließlich Weltmeister und konnte dies im Folgejahr wiederholen. Gerade der Sieg in Le Mans 1988 war aber ein echtes Highlight und wird sehr umfassend geschildert. Selbst Bilder der Siegesparade in Coventry werden abgebildet. 1988 trat man mit dem XJR-9 auch in den USA an und spürte hier am einigen Leib die kommende Überlegenheit der Turbo-Technik, vor allem durch die neuen Rennwagen von Nissan. Bis zum letzten Rennen im Jahr 1993 in Daytona werden die Ergebnisse nachgezeichnet und durch die reichliche Bebilderung erhält der Leser einen lebhaften Einblick. Auch die Weiterentwicklung des XJR-14, der als Joest-Porsche sogar 1996 und 1997 die 24 Stunden von Le Mans gewinnen konnte, bleibt nicht im Verborgenen.

Im Kapitel vier erhält der Leser dann ein tieferen Blick in die Technik des XJR-9. Alle Bestandteile werden erläutert und durch viele Detailaufnahmen kann man auch die versteckten Kleinigkeiten des Gruppe C-Jaguar entdecken. Das Chassis bildet die Basis und die Aerodynamik ist nachvollziehbar auch ein wichtiger Bestandteil eines Rennwagens. Der Aufbau der Karosserie erfolgte aus mehreren Gründen aus Karbon. Das Herzstück ist der Motor, der als V12 auch einige Entwicklungen erlebte und intensiv vorgestellt wird. Des Weiteren finden sich Details zur Auspuffanlage, dem Ölsystem, der Spirtzufuhr, das Zündsystem sowie die Kühlung. Der V6 Turbo wird wie der spätere V8-Motor auch kurz vorgestellt, ehe die Kraftübertragung das nächste Thema darstellt. Dann blickt das Buch noch auf das Fahrwerk, die Bremsen, die Lenkung sowie die Reifen und Felgen. Auch die Elektronik, das Cockpit und das pneumatische Hebesystem für schnelle Boxenstopps werden noch vorgestellt.
Im letzten Kapitel werden dann auch noch die wichtigsten Rennfahrer porträtiert, die in der Zeit der XJR-Modelle auch für den Erfolg beigetragen haben. Hier sind nicht alle Fahrer zu finden, sondern jene mit den meisten Einsätzen. Hier kommen oft auch persönliche Erinnerungen zum Vorschein und liefern so einen authentischen Eindruck der damaligen Verhältnisse wieder.
Zum Abschluss folgen noch Anhänge in denen die Typnummern, die Chassis-Nummern, die wichtigsten technischen Daten, die Resultate und die Siegesfahrer aufgeführt werden.

Fazit: Ein kompaktes Buch, welches einen tiefen Blick auf die Jaguar Gruppe C-Modelle zulässt. Der Fokus liegt zwar auf dem XJR-9 aber auch die anderen Modelle finden sich wieder. Als Werkstatt-Handbuch taugt das Buch aber natürlich nicht, vielmehr wird die Geschichte und die Entwicklung, sowie aber auch viele technische Details wiedergegeben. Neben den guten Texten, die durch viele Zeitzeugen über eine hohe Authentizität verfügen sind auch eine stattliche Anzahl an Bilder zu finden, welche die XJR-Modelle im Verlauf der Zeit darstellen. Beim XJR-9 erfolgt sogar der Blick unter das Blech und man kann wirklich ungewöhnlich viele Details entdecken. Die Abbildungen könnten zwar oft auch größer sein, würden aber sicher den Rahmen des Buches sprengen.
Technisch ist das Buch recht solide umgesetzt, aber beim Inhalt ist ein recht deutliches Tellern zu entdecken. Diese berührt die Qualität des Inhalts aber natürlich nicht.
Der Preis von aktuell umgerechnet knapp 28 Euro ist für das Gebotene wirklich günstig. Für die wenigen Besitzer der Jaguar XJR-Rennwagen eine sichere Investition und für die vielen Fans von Jaguar und der Gruppe C eine erstklassige Lektüre. Das alle Text auf Englisch sind sollte allerdings für den Leser kein Problem darstellen.

Bibliografie:
Titel: Jaguar XJR-9 Owners‘ Workshop Manual
Autor: Michael Cotton
Umfang: 168 Seiten
Format: 270 x 210 mm
Sprache: Englisch
Bindung: gebunden
Auflage: 05/2017
Preis: £25.00
ISBN-Nr.: 978-1-78521-113-3
Bestellbar beim Verlag unter: www.haynes.com

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Anthony Cullen, Marco Rassfeld