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Buch – Jochen Rindt

Der erste Popstar der Formel 1 – der Vergleich im Untertitel wird dem charismatischen Jochen Rindt durchaus gerecht. Er sorgte vor allem in Österreich für eine plötzlich hohe Begeisterung für den Motorsport, hierzulande zu vergleichen mit dem Hype, welche ein gewisser Michael Schumacher auslösen konnte. Passend zu 50. Todestag legt der Delius Klasing Verlag das längst vergriffenen Buch von Ferdi Kräling wieder auf.

Fokussiert sieht man Jochen Rindt auf dem Titel.

Das Buch wurde zum ersten Mal schon 2009 veröffentlicht und kommt nun in der mittlerweile dritten, erweiterten Auflage erneut in den Handel. Statt bisher 152 kommt der Titel auf 176 Seiten und so gibt es in jedem Fall mehr zu entdecken, denn glatte 24 Seiten lassen einen deutliche Erweiterung zu. Der Titel zeigt sich gewohnt klassisch mit einer Schwarz-Weiß-Aufnahme von Jochen Rindt. Mit konzentriertem Blick sitzt dieser offensichtlich in der Boxengasse und bereitet sich auf seinen nächsten Renneinsatz vor. In zurückhaltendem Weiß kommen Buch- und Untertitel daher, während die Hinweise auf die Text- und Vorwort-Autoren im ebenfalls kaum störenden Schwarz umgesetzt wurden. Rote Akzente zeigen sich teilweise beim Verlags-Logo und beim Autor, wobei diese geschickt oben und untern auf der Titelseite angeordnet wurde, so dass diese den stillen Eindruck kaum stören. So kann man schon den Titel als Hinweis nehmen, auf den großen Respekt gegenüber Jochen Rindt und auch dem hohen Stil-Verständnis. Durch Rückseite zeigt auf einem schwarzen Font noch drei weitere Bilder, wobei eine dieser Aufnahme einen betont dynamischen Rindt im Rennwagen zeigt. Statt eines ausladenden Klappentextes gibt es nur einen prägnanten Satz zu erkennen, welche sowohl die Zeit als auch die Legende Jochen Rindt ehrt.

In vielen Lebenslagen zeigt sich Rindt im Buch – nicht nur mit Rennhelm …

Im Vorsatz des Buches finden sich dann diverse Embleme wieder, welche allesamt im direkten Zusammenhang mit Jochen Rindt stehen. So kann man neben dem Namen auch Startnummern, Teams und Wegbegleiter entdecken. Dabei wurde auch hier auf die gewohnte Zurückhaltung gesetzt, denn alles wurde gekonnt in Schwarz und Rot umgesetzt. Ein Blick auf das Nachwort sei an dieser Stelle erlaubt, denn auch hier finden sich die Embleme wieder, allerdings sind alle bis auf zwei im reinen Schwarz gehalten. Es bleibt lediglich „Jochen“ und „1“ stehen – wiederrum toll gelungen! Das dieses gewählte Farbschema perfekt zum Thema Motorsport passt, zeigt sich wenig später, wenn sich die rot-weißen Curbs zum Start des Buches auf dem schwarzen Asphalt wiederfinden.
Beim Inhaltsverzeichnis finden sich dann zehn Abschnitte wieder, in denen das Buch eingeteilt wurde. Das recht umfangreiche Vorwort von Jackie Stewart geht auf das enge Verhältnis der beiden zur damaligen Zeit ein und blickt zugleich auf die beispiellose Erfolgsgeschichte von Jochen Rindt zurück. Ein Bild, welches beide im Gespräch zeigt darf dazu natürlich nicht fehlen. Dann folgt eine erste Fotostrecke, bei der sich unterschiedlichste Ereignisse mit Jochen Rindt wiederfinden. Das Format des Buches ist um übrigen nah an einer üblichen DIN-A4-Seite und bietet so schon recht viel Platz für große Abbildungen. Vor allem die oftmals voll genutzten Doppelseiten können beeindrucken. Ein kurze, prägnante Bildunterschrift gibt dazu einen Hinweis auf Ort und Zeit zu der das Bild entstanden ist. Neben Rennwagen findet sich auch schon hier einige Porträts und auch einen Blick in das Privatleben der Rindts wieder.

Ein Wilder mit Manieren blickt auf die Herkunft von Rindt und seine wilde Ader.

Das Essay trägt dann als Überschrift nochmals den Buch-Untertitel und stammt, wie alle weiteren Texte aus der Feder des bekannten Journalisten Herbert Völker. Dieser war über lange Jahre der Chefredakteur der österreichischen Autorevue, dem vermutlich größten Organ rund um das Automobil in Österreich. Er erlebte, ebenfalls wie Kräling die Zeit und das Wirken von Jochen Rindt direkt mit und war an der entsprechenden Berichterstattung schon beteiligt. Das Buch lässt mit diesem einleitenden Text die Karriere von Jochen Rindt Revue passieren und geht auch auf die Strahlkraft eines Jochen Rindt ein. Nur durch diese Besonderheit konnte er für unglaubliche Begeisterung seiner Landsleute entfachen, die mit ihrem neuen Star im Motorsport mitfieberten. Unterstützt wird der Text mit einigen Aufnahmen von Rindt, welche ihn auch bei der Siegerehrung zum Großen Preis von Monaco im Jahr 1970 zeigen.
Es folgt einen weitere Bildstrecke, welche auch ein vielsagendes Zitat von seinen zukünftigen Ehefrau Nina ans Licht bringt: “ …, da ist dieser Rennfahrer, … der mit der lustigen Nase.“ Fraglos war diese ungewöhnlich, wie man auch auf den vielen Abbildungen erkennen kann. Aber sie passte scheinbar perfekt zu Jochen Rindt sorgte somit für einen runden Eindruck und machte ihn gleichfalls unverwechselbar.

Driften konnte Rindt ohne Frage, zumeist war er zu Beginn seiner Karriere damit auch sehr sehr schnell.

Nach Le Mans blickt dann der nächste Text und geht auf den unerwarteten Erfolg von Jochen Rindt mit seinem Rennfahrer-Partner Masten Gregory ein. Nachdem Rindt sich schnell in diversen kleineren Klassen an die großen Motorsport-Klassen herangearbeitet hat stand er im Jahr 1965 beim legendären 24 Stunden Rennen in Le Mans am Start. Das amerikanische N.A.R.T.-Team stellte Rindt und Gregory einen Ferrari 250 LM zur Verfügung, ein zur damaligen Zeit zuverlässiger Rennwagen, der aber keinesfalls für einen Sieg in Frage kam. Nachdem die Favoriten mit den Rennwagen aktuellen Jahrgangs aber nach und nach ausfielen, griff Rindt in der Nacht mit einem beeindruckenden Stint an. So wurde der Sieg im Anschluss auch nur noch nach Hause gefahren und folglich war Rindt auch international als angesehener Rennfahrer bekannt.
Als langjähriger Wegbegleiter war im übrigen Bernie Ecclestone an der Seite von Jochen Rindt und hatte nach dem Ende der aktiven Laufbahn schon viele Pläne, welche Ecclestone und Rindt gemeinsam verwirklichen wollten. Als Manager und Mentor konnte Bernie Ecclestone den Österreicher nach und nach in der Formel 1 etablieren und beide waren auch abseits der Rennstrecken erfolgreich.

Eine ungewöhnliche und bekannte Aufnahme zeigen Rindt in voller Fahrt in seinem Lotus.

Der Lebenstil von Jochen Rindt wird im folgenden ebenfalls textlich thematisiert und bringt dem Leser dazu einen Vielzahl an Bildern aus dem privaten Umfeld zum Vorschein. Ob Bilder aus seiner Jugend, Werbe-Aufnahme in einem exzentrischen Fell-Mantel oder ein Blick auf den Frühstückstisch mit seinen Frau Nina. Auch Urlaubs-Fotos kann man noch entdecken und lassen einen ehrlichen Eindruck von Jochen Rindt zu.
Er ließ es fliegen geht dann auf die hohe Fahrkunst von Jochen Rindt ein, die sich durchaus im Laufe der Jahre an die geänderten Bedingungen durch die rasanten Entwicklungen änderte. So war er vor allem zu Beginn seiner Karriere für wilde Drifts bekannt, aber mit immer höherer Bodenhaftung war dies wenig später nicht mehr die schnellste Alternative, so dass sich die Fahrer anpassen mussten. Dies gelang Rindt fraglos gut, wie die beeindruckende Saison 1970 zeigt.
Mit Colin Chapman fand Rindt dann einen weiteren, wichtigen Wegbegleiter bei Lotus, der sich mit seinen extremen Lösungen einen Platz in der Spitze des Feldes gesichert hatte. Monza 1970 war dann der letzte Auftritt von Jochen Rindt und das Buch geht beeindruckend einfühlsam mit dem Tod des posthum zu Weltmeister-Ehren gekommenen ersten Popstar der Formel 1 um. Hier sagen Bilder einfach viel mehr als Worte und bringen den Atem durchaus zum stoppen.
Zum Abschluss folgt noch eine tabellarische Auflistung mit allen Rennen an dem Jochen Rindt teilnahm und ein wiederum sehr gelungenes Foto-Finish beschließt den Titel endgültig.

Fazit: Bücher über Jochen Rindt gibt es inzwischen in reicher Auswahl, wobei die meisten Titel inzwischen nur noch antiquarisch erhältlich sind. Dieses Buch von Ferdi Kräling ist eine durch und durch gelungene fotografische Hommage an den zu früh verstorbenen Jochen Rindt. Die Texte im Buch liefern fraglos die wichtigsten Informationen, aber lassen gleichfalls keinen echten Tiefgang zu. Im Fokus stehen hier die beeindruckenden Bilder, welche auf durchaus opulente Art und Weise präsentiert werden. So beeindrucken die Bilder zu jedem Augenblick und lassen auch einige tiefe Einblicke zu.
Für knapp unter 30 Euro ist die erweiterte Auflage ohne jegliche Zweifel ein Muss für alle Motorsportfans.

Bibliografie:
Titel: Jochen Rindt – Der erste Popstar der Formel 1
Autor: Ferdi Kräling
Umfang: 176 Seiten, 126 Fotos und Abbildungen
Format: 217 x 287 mm
Bindung: Gebunden
Auflage: 3., erweiterte Auflage 08/2020
Preis: 29,90 €
ISBN: 978-3-667-11866-0
Bestellbar beim Verlag unter: www.delius-klasing.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Delius Klasing, Marco Rassfeld