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Buch – Art of Bugatti

Mit der Art of-Reihe hat der Motorbuch-Verlag schon einige Titel zu bestimmten Marken oder Themen veröffentlicht. Und sowohl bei Porsche als auch bei Mercedes-Benz waren die Bilder von René Staud ein wichtiger Bestandteil der Titel. Seit kurzen ist nun Art of Bugatti verfügbar und kümmert sich um die Geschichte der französisch-italienisch-deutschen Marken. Auch René Staud ist wieder am Bord und liefert einige Bilder zu die automobilen Highlights von Bugatti …

Moderne und Klassik unmittelbar nebeneinander zeigen sich auf dem Titel.

Das Format entspricht ebenso den großen Hochformat der bereits erhältlichen Büchern der deutschen Fabrikate. Hierdurch gibt das Buch den Bildern die Möglichkeit sich im vollen Format großflächig zu präsentieren. Neben den schon erwähnten René Staud ist als weiterer Autor Bernd Ostmann zu entdecken, der auf eine lange Geschichte in der deutschen Motor-Journalistik zurückblicken kann. Ansonsten zeigt sich der Titel betont schlicht und zeigt einen modernen Chiron neben dem Typ 35, einem der erfolgreichsten Rennwagen der Geschichte. Ein interessanter Vergleich, bei dem vor allem die Proportionen beeindrucken und die Entwicklung über viele Jahrzehnte offenlegt. Auf der Rückseite findet sich dann noch eine Seitenaufnahme vom einem der begehrtesten Modelle Bugatti’s, dem T57 SC Atlantic. Dieser sorgte mit seiner besonderen Formgebung und ungewöhnlicher Umsetzung schon zu Lebzeiten für Erstaunen und einige Designmerkmale gehören auch heute noch zu den aktuellen Modelle und werden gerne zitiert. Dazu zeigt sich ein recht umfangreicher Klappentext, der offenbart, dass das Buch neben dem deutschen Text auch englischen Text liefert und somit auch international interessant sein sollte. Als Besonderheit wurde auf dem Schutzumschlag noch eine partieller Glanz-Lackierung gewählt. Diese umfasst die Fahrzeuge und den Buchtitel, leider eine auf den ersten Blick kaum zu erkennende Wahl. Die Klappen des Schutzumschlages liefern noch eine kurze Vita über die beiden Autoren. Unter dem Schutzumschlag liefert das Buch im übrigen die gleiche Gestaltung beim Bezug, die bisherigen Titel verzichteten auf den Schutzumschlag.

René Staud schuf auch von viele Bugatti beeindruckende Aufnahmen, welche opulent im Buch präsentiert werden.

Nach dem Aufschlagen zeigt sich ein Vorsatz in der Farbe Blau, diese nutzen auch viele Bugatti aus den Anfangsjahre. Denn in Blau waren die Rennwagen aus Frankreich gehalten und sorgte schließlich auch für Bugatti für einige beeindruckende Rennerfolge, vor allem zwischen den beiden Weltkriegen. Hiermit erlangte die Marke schon früh eine hohe Aufmerksamkeit und Anerkennung. Nach dem Impressum, welches von der Abbildung eines aktuellen Bugatti-Schlüssel flankiert wird, folgt das Vorwort. Dies stammt von Dr. Helmut Diess, der als Vorsitzender der Vorstandes der Volkswagen AG auch einen Einfluss auf die Geschicke der französischen Marke hat. Auf dem dazu passenden Foto kann man Diess neben Stefan Winkelmann erkennen, seines Zeichen Präsident von Bugatti. Dazu finden sich mit dem T35 und dem Chiron eben jene Mischung der Modelle aus Vergangenheit und Gegenwart wieder, welche schon den Titel schmückten. Mit dem T35 trat Diess bei der Mille Miglia an und berichtet im Vorwort von seiner großen Ehrfurcht der Werke von Bugatti und deren Adaption in die Gegenwart. Die Umsetzung der Zweisprachigkeit nutzt zwei Spalten, und wobei der englische Text zur Unterscheidung kursiv gesetzt wurde.
Wie schlicht und beeindruckend ein Bild eines Automobils wirken kann, kann der Leser dann beim folgenden Inhaltsverzeichnis entdecken. So sieht man hier einen schwarzen Chiron eigentlich nur angedeutet vor einem ebenfalls schwarzen Hintergrund. Dieses Bild füllt fast eine komplette Seite, während das Inhaltsverzeichnis für ein Art Of-Buch beeindrucken umfangreich zu sein scheint …

In den 1990er Jahren kehrt Bugatti aus Italien zurück und betrat gleich das Feld der Supersportwagen.

Es folgen zunächst zum Start des Buches einige Impressionen im Form von großen Bildern, welche eine Doppelseite ausfüllen. Ein weißen Rand bleibt aber erhalten und zieht sich auch durch das gesamte Buch. Die Bilder blicken auf wichtige Meilensteine von Bugatti. So lassen sich Firmengründer Ettore Bugatti mit seinem nachfolgenden Sohn Jean ebenso entdecken, wie der Seriensieger Typ 35, der rund 2.000 Siege einfahren konnte. Auch der epochale Typ 41 Royale darf nicht fehlen, ebenso wie der Atlantic aus der ersten Schaffensphase von Bugatti. Die Präsentation des EB 110 war ein weiterer Meilenstein und mit dem Centodieci interpretiert Bugatti den EB 110 auch in die Gegenwart. Die wichtigsten Infos zu den Bildern finden sich in großen Bildunterschriften wieder, welche aufgrund Ihrer Größe das Bild leider ein wenig beeinflussen.
Dann folgt ein Blick auf den Bugatti Clan, der neben Ettore und Jean auch noch Carlo und Rembrandt im Mini-Porträt aufzeigt. Dazu gibt es noch einige Aufnahmen aus dem Familienalbum und einen ersten textlichen Blick auf die erste Epoche der Bugatti-Historie, welche schon Anfang der 1900er Jahre began. Hier entstanden nach und nach viele interessante Fahrzeuge, wobei sich nicht ausschließlich Automobile unter den Konstruktionen von Bugatti befanden. Ettore’s Sohn Jean stieg schon in jungen Jahren in die Firma ein und überredete seinen Vater im Jahr 1929 zum Bau eines Motors mit zwei oben liegenden Nockenwellen. Nur zehn Jahre später, inzwischen war Jean in die Entwicklung der GT- und Tourer-Modelle mit eingebunden, verlor er auf tragische Weise sein Leben bei der Testfahrt mit einen 57C-Tank. Von diesem Schicksalsschlag sollte Ettore sich nicht mehr erholen …

Der Veyron war in diversen Ausbaustufen erhältlich, von denen der Super Sport die leistungsstärkste darstellte.

In Epoche 1 wandelte sich Bugatti schließlich vom Kutschenbau zum Luxusautomobil. Das erste Bild stellt dann allerdings keinen Bugatti dar, sondern zeigt den Peugeot Bébé der von Ettore Bugatti konstruiert wurde und ein echter Verkaufsschlager werden sollte. Ein weiterer Text geht konkret auf die Epoche von 1909 bis 1963 ein, in denen der Grundstein für eine international anerkannte Marke gelegt wurde. Auch die keinesfall selbsterklärende Nummerierung der Typen wird hier erläutert. Im Anschluss finden sich auf je einer Doppelseite ein Modell aus der Epoche wieder und dazu gibt es weitere, textliche Infos. Des weiteren gibt es auch noch Fahrberichte zu entdecken, unter anderem von dem einmaligen Bugatti T57 C Vanvooren, dem T64 und auch dem T252, der nicht mehr die Serienreife erreichen sollte. Eine umfangreich, fotografische Präsentation wird dem T57 SC Atlantic gewidmet, der sich im Anschluss auch noch im Fahrbericht zeigt, welcher allerdings einen Neuaufbau zur Grunde legt. Denn von den vier je hergestellten Modellen sind zwei zerstört oder verschollen und die anderen beiden befinden sich in festen Händen. So wurde das hier gefahrene Fahrzeug mit Original-Motor, -Getriebe, -Lenkung und -Achsen nachgebaut, Auch der schon mehrfach hier erwähnte T35 wird in einer eigenem Bilderstrecke präsentiert und ebenfalls mit einem Fahrbericht erfährt auch hier der Leser die Eindrücke aus dem Cockpit.
Unter dem Titel Victory Lane folgt dann schließlich noch ein Blick auf die zahlreichen Rennerfolge während der ersten Epoche. Hier finden sich auch weitere erfolgreiche Rennwagen neben der Ikone T35 und auch viele Fahrer werden vorgestellt. Der Motorsport war zur damaligen Zeit ein wichtiger Faktor um Anerkennung der Marke zu erhalten. Die Anzahl der Marken war immer noch beachtlich und Rennerfolge standen für eine hohe Zuverlässigkeit der Konstruktionen.

Mit vielen exklusiven Modellen, die teilweise Einzelstücke waren, hielt man die Begehrlichkeit hoch.

Die Epoche II hatte die Marke Bugatti dem Italiener Romano Artioli zu verdanken.Der bekennende Fan der französischen Marke gründete im Jahr 1987 die Bugatti Automobili S.p.A. und errichtete hierfür eigens ein neues Montagewerk in Campogalliano im Norden Italiens. Mit dem EB 110 ehrte er den 110. Geburtstag von Ettore Bugatti und schuf einen Supersportwagen, der voll im Trend der Zeit lag. Dieser wurde folgerichtig im Jahr 1991 präsentiert und auch die Location war mit Bedacht ausgewählt worden – die Mondial de l’Automobile in Paris. Der EB 110 konnte in etwa 100 Exemplaren hergestellt werden, dann geriet das Unternehmen in finanzielle Schieflage und musste die Tore wieder schließen. Mit dem EB 112 hatte man zwar schon eine fast serienreifem Limousine fertig, aber in Produktion ging diese nie.
Die bis heute andauernde Epoche III begann 1998 mit dem Kauf der Design- und Markenrechte Bugattis durch Volkswagen. Mit Ferdinand Piëch war ein großer Mann der Automobil-Industrie daran interessiert zum größten Automobil-Konzern weltweit aufzusteigen. In der noch folgenden zweiten Hälfte des Buches finden sich viele Information zu den Modellen und der Entwicklung der Marke Bugatti unter dem Volkswagen-Banner wieder. Piëch strebte nicht weniger als den Bau des schnellsten Automobils der Welt an. Mit einigen Studien entwickelte sich Schritt für Schritt das Design und auch die technischen Parameter des EB Veyron 16.4, der schließlich ab 2003 im Atelier im französischen Molsheim mit viel Handarbeit gefertigt wurde. Viele Varianten des Veyron lassen sich auf unterschiedlichste Art und Weise im Buch entdecken und neben großartigen Bilder sorgen die Fahrbericht für die notwendigen Emotionen. Auch der Nachfolger Chiron fehlt natürlich nicht im Buch und wird ebenso vorgestellt wie die Varianten Divo, La Voiture Noire und Centodieci.

Fazit: Bugatti – alleine der Namen lässt die Automaniacs hellhörig werden, denn seit jeher steht der Name für Technologie der Spitzenklasse. Wie für ein Art Of-Buch üblich finden sich zwar viele, beeindruckende Bilder im Buch wieder, welche oftmals auch im großen Format abgebildet werden. Hier gibt es viele Details und ungewöhnliche Abbildungen zu erkennen. Doch die Vielzahl der textlichen Informationen ist dabei ungewöhnlich hoch und stellt auch im Fahrbericht viele Modelle aus erster Hand vor. Die Erfahrung der Redakteure liefern dem Leser einen gelungen Eindruck der Fahrzeuge im eigentlich vorgesehenen Sinne. Zu Verdanken ist dies sicher auch der Mitwirkung von Bernd Ostmann, der auf eine lange, autojournalistische Karriere zurückblicken kann.
Zum Preis von knapp unter 80 Euro erhält der Käufer dann auch mehr als ein reines Bilderbuch und erhält viele Informationen über die beeindruckendsten Modelle von Bugatti. Dabei ist die aktuelle Epoche unter der Regie von Volkswagen allerdings deutlich im Fokus, was die Freunde der klassischen Bugatti sicher ein wenig enttäuschen wird.

Bibliografie:
Titel: Art of Bugatti
Autoren: René Staud, Bernd Ostmann
Umfang: 280 Seiten, 300 Bilder
Format: 240 x 305 mm
Bindung: gebunden mit Schutzumschlag
Auflage: 08/2020
Preis: 79,00 €
ISBN: 978-3-613-04264-3
Bestellbar beim Verlag unter: www.motorbuch.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Bugatti, Motorbuch Verlag, Marco Rassfeld

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