Buch – Grand Prix Story 50

Die Höhepunkte aus 50 Jahren – so lange gibt es schon das Jahrbuch zur Formel 1 von der österreichischen Sport-Journalisten-Legende Heinz Prüller. Dieses ist für viele Fans somit auch fester Bestandteil des jährlichen Rückblicks auf die Königsklasse der Motorsport geworden. Der Residenz Verlag veröffentlichte die 50. Grand Prix Story passend zum 80. Geburtstag von Heinz Prüller und blickt dabei auch zurück …

Das Buch reiht sich damit an das aktuelle Ende einer 50 jährigen Buchreihe, welche auch international sehr anerkannt ist. Für viele ist es Teil des Rituals sich nach dem letzten Rennen mit Hilfe der Grans Prix Story an die Geschichten rund um die Rennen zu erinnern. Pas­sen­der­wei­se war das Buch immer kurz vor Weihnacht erhältlich, was dazu führte, dass dieses oftmals in Geschenkpapier verpackt auf seinen neuen Leser wartete. Ein scheinbar einfaches Geschenk, welches eine lange Tradition hat und den Beschenkten aber immer wieder neue Einblicke auf die Stories aus dem vergangenen Jahr der Formel 1 lieferte.
Das Jubiläums-Buch kommt im generellen Format der Buchreihe daher und gleicht in dieser Ausführung eher einem Roman. In diesem Fall eine bewährte aber auch gute Wahl, denn die umfangreichen Texte standen schon immer im Vordergrund. Besonders zeigt sich das Buch dann aber auf unterschiedlichste Art und Weise, denn alleine der Schutzumschlag zeigt diesmal nicht einen Rennszene aus dem vergangenen Jahr. Stattdessen findet man Heinz Prüller in vier Aufnahmen auf dem Titel wieder. Hier zeigt er sich mit den Größen der Formel 1-Geschichte wie Jochen Rindt, Niki Lauda und Michael Schumacher. Er kannte viele Fahrer persönlich und hatte immer ein gutes Verhältnis zu denen, was darin begründet ist, das er sich schon früh mit ihnen auseinander setzte. So beobachtete er auch immer genau die Nachwuchsrennserien und konnte die Stars von morgen erkennen.

„They do not grow Prüllers theses days“

Bernie Ecclestone

Mit diesem Zitat zeigt sich auf der Rückseite von Buch die hohe Anerkennung, welche sogar der langjährige Chef der Formel 1 Bernie Ecclestone für Heinz Prüller hatte. Zudem finden sich hier noch verschiedenen Szenen aus 50 Jahren Formel 1 in einer kleinen Collage wieder und der weitere Klappentext bringt einen Hinweis auf den Inhalt des Buches. So widmet sich diese Ausgabe der Würdigung von Heinz Prüller und seinem Lebenswerk und erzählt die verrücktesten Geschichten aus den vergangenen 50 Jahren erneut. Und die Schutzumschlag hat noch mehr zu bieten, denn auf den Klappen zeigen sich schon erste Fotos, welche Prüller im Umfeld der Formel 1 zeigen. Schon hier erhält man auch den Hinweis, wieso es zur Entstehung der Grand Prix Story gekommen ist. Mit Jochen Rindt verband Heinz Prüller eine enge Freundschaft und so war es auch dessen tragischer Tod in Monza 1970, der Prüller zur Idee des außergewöhnlichen Jahrbuchs brachte. So nutzte er die kommende Saison 1971 um auch ungewöhnliche Geschichte zu dokumentieren und diese schließlich am Ende des Jahres in der ersten Grans Prix Story zu veröffentlichen.
Nach dem Aufschlagen gibt es dazu noch einen besonderen Vorsatz, auf dem sich alle Cover der bisherigen 50 Titel der Grand Prix Story wiederfinden. Ein toller Streifzug durch die Geschichte der Formel 1 und ein Beweis der langjährigen Verlässlichkeit der Grand Prix Story. Fraglos sind diejenigen, welche alle Bücher in ihrem Regal haben Besitzer einer besonderen Buchreihe und habe alle Geschichten und Statistiken der Formel 1 schnell griffbereit.

Nachdem man zu Beginn noch ein Foto von Jochen Rindt beim Spielen mit einer Autorennbahn entdecken kann, folgt das Inhaltsverzeichnis. Dabei sind in diesem Fall die Geschichten aus 50 Jahren Grand Prix Story der tragende Teil des Buches, aber auf die Statistik zum Rennjahr 2020 wird natürlich nicht verzichtet.
Das erste Vorwort blickt dann auf Die magischen 130 zurück, welche sich durch die 50 Jahre Grand Prix Story und 80 Jahre Heinz Prüller zusammenrechnen lassen. Das Jahr 2020 war ohne Frage für alle eine besondere Herausforderung und die weltweite Corona-Pandemie beeinflusste auch die mögliche Realisierung der Grand Prix Story im ursprünglichen Sinne. Statt aber eine abgespeckte Version pünktlich zu Weihnachten verkaufsfähig zu haben, entschloss sich der Verlag dazu das bisherige Werk zu huldigen. Dazu wählte man sehr gewissenhaft besondere Beiträge aus den vergangenen Ausgaben aus um diese dann erneut in einer Art Best of zu veröffentlichen. Erstmals kommen diese Beiträge natürlich in einem Buch zusammen und sicher kann man immer drüber streiten, welches nun die wahren Highlights waren. Dazu gibt es auch einen Blick auf Heinz Prüller selbst und ein Teil widmet sich dem Leben und Wirken Prüllers, bei dem sich auch verschiedenen Weggefährten an ihn erinnern.

Der Einstieg in die Grand Prix Story war in den vergangenen Ausgaben immer die persönliche Widmung eines Fahrers aus dem Formel 1. Diese standen gerne hierzu zur Verfügung und sehr oft lieferten sie besondere, handgeschriebene Erinnerungen an die vergangene Saison. In der 50. Ausgabe hat das erste Vorwort Heinz Prüller persönlich, dann folgt als Rückblick das Vorwort von Jackie Stewart aus dem Jahr 1971. Dieses war das erste Vorwort im Jahr 1971, welche natürlich auch immer in deutschen Text übersetzt wurden. Auch ein aktuellen Brief von Jackie Stewart zum vorliegenden Jubiläumsband gibt es noch zu entdecken. Das Vorwort im ursprünglichen Sinne stammt dann von niemand geringerem als Bernie Ecclestone. Aber auch Jean Todt (Präsident des Welt-Automobilverbands FIA) und Alexander Wrabetz (Generaldirektor des Österreichischen Rundfunks) erinnern sich an die lange Zeit in denen Heinz Prüller aktiv war.
Dann teilt sich das Buch in die einzelnen Dekade ein und startet mit den Jahren 1971 bis 1979. Zu Beginn gibt es dazu einige Seiten mit Bildern rund um die Formel 1 und als erstes lässt sich hier ein Foto von Jochen Rindt und seiner Frau Nina entdecken. Ein passender Start, denn schließlich bildete der charismatische Rindt durch seinen Rennfahrer-Tod die Grundlage zur Grand Prix Story. Die Bilder lassen eine tollen Blick auf die jeweilige Dekade zu und zeigen weitere Fahrer und Personen, welche die Formel 1 geprägt haben. Auch die damaligen Umstände werden deutlich, zum Beispiel durch das Foto von gleich fünf Fotografen, welche am unmittelbaren Streckenrand einer Kurve auf das beste Motiv warten. Extrem gefährlich und unvorstellbar, aber zur damaligen Zeit vollkommen normal.

Dann folgen in chronologischer Reihenfolge die ausgewählten Geschichten aus der Historie der Formel 1 von 1971 bis 2019 welche die damaligen Verhältnisse ungeschminkt wiedergeben. So wurden die Texte von Heinz Prüller nicht geändert, was eine authentische Darstellung sicherstellt. Somit erhält der Leser einen tiefen Einblick in die Formel 1-Szene, welche in der Art und Weise der Erzählung einmalig sein dürfte. So legte Prüller weniger den Fokus auf einen klassischen Rennreport, sondern vielmehr auf die Stories rund um die Rennen und die Fahrer. Dazu kommen viele persönliche Erinnerungen zu Tage, welche dem Leser durchaus das Gefühl geben, dabei gewesen zu sein. Der Tod war in den ersten Jahren noch ein ständiger Wegbegleiter der Fahrer, was die Frauen der Fahrer dazu veranlasste in jeder Stadt nach schwarzer Kleidung zu schauen. Somit war man immer vorbereitet für das nächste Begräbnis – klingt fraglos makaber, aber spiegelt zugleich die damals realen Ängste wieder. Die Bildseiten im Buch sind, anders als die Textseiten auf einen glänzenden Papier gedruckt und ermöglichen so eine sehr gute Bildwiedergabe, welche dem Anschein eines klassischen Fotos nahekommen. Dazu gibt dies auch auch durch den anderen Weißegrad des Papiers die schnelle Möglichkeit die Dekaden im Buch wiederzufinden. Erste Farbfotos finden sich in den 1980er wieder, während ab den 1990er ausschließlich Farbaufnahmen zu finden sind. Dies ist natürlich auch der Entwicklung geschuldet.
Nach diesem beeindruckenden Rückblick widmet sich das Buch noch Heinz Prüller selbst und dabei erinnert er sich an sein Leben, wiederum finden sich auch hier tolle Fotos wieder. Dazu gibt es noch ein Interview aus dem Winter 2020 und auch die Erinnerungen von Kollege_innen und Sportler_innen an einen Ausnahme-Journalisten finden sich noch wieder.
Zum Abschluss gibt es noch die Statistik zum Rennjahr 2020 zu entdecken, bei denen alle Rennen und die Entwicklung der Meisterschaft nachvollzogen werden.

Fazit: Die Grand Prix Story von Heinz Prüller ist eine der angesehensten Buchreihen der Formel 1. Mit außergewöhnlichen Stories aus der Welt der Formel 1 blickt das Buch zurück auf ein halbes Jahrhundert erstklassigen Motorsports und seiner Ereignisse. Die ausgewählten Texte bilden einen tollen Rundumblick und liefern einmaligen Anekdoten aus der Geschichte. Dazu werden auch einige Bilder gezeigt, welche die jeweilige Dekade widerspiegeln und einen gute Eindruck auf die Verhältnisse geben können. Des Weiteren würdigt das Buch noch das Leben und Wirken von Heinz Prüller und vergisst auch die Statistiken zur Meisterschaft des Jahres 2020 nicht.
Zum Preis von 34 Euro erhält man eine Erinnerung an 50 Jahre Formel 1 und kann in unterschiedlichsten Berichten schwelgen. Der geringe Aufpreis von 5 Euro gegenüber der bisherigen Jahrgänge ist mit über 200 Seiten mehr absolut gerechtfertigt. Die Käufer der Buchreihe sind eh Stammkunden, aber auch Neulinge können so auf den Geschmack kommen auf die Erzählungen rund um die Formel 1 von Heinz Prüller.

Text: Marco Rassfeld
Fotos: © Kurier/Bissuti Kristian, Residenz Verlag, Marco Rassfeld