Und wieder ein schweres Buch aus dem Motorbuch Verlag, aber ein erfolgreicher Rennwagen, der zudem noch in einer beachtenswerten Stückzahl gebaut wurde, benötigt eben ein wenig mehr Platz. Das dabei mit Jürgen Barth ein direkter Wegbegleiter des Porsche 934 und 935 als Autor im Zusammenspiel mit Bernd Dobronz vertraut wurde lässt auf Vieles hoffen …
Im einführenden Prolog wird dann sogleich ohne große Umschweife mit der Materie losgelegt. Der Porsche 911 Carrera RSR Turbo 2.1 stellt sozusagen die Vorhut der kommenden Rennwagen auf Basis des neu vorgestellten 930 Turbo dar. Durch die Ölkrise wurde die geplante Einführung dieser Klassen in der Marken-Weltmeisterschaft auf 1976 verschoben und das Porsche-Team rund um Projektleiter Norbert Singer sammelte mit dem Carrera RSR 2.1 bis dahin zahlreiche wertvolle Erfahrungen.
Das Buch baut sich anschließend hierarisch auf und jedes Jahr wird einzeln betrachtet. Den Anfang macht schließlich das schon erwähnte Jahr 1976. Das erste Mal wurde die neue Marken-Weltmeisterschaft ausgetragen und Porsche hatte zwei Rennwagen für die Gruppen 4 und 5 entwickelt. Auf der einen Seiten den 934 für die Gruppe 4, dieser sollte in erster Linie durch Kunden in den Rennen erfolgreich sein. Auf der anderen Seite der 935 für die Gruppe 5, mit diesem wollte Porsche sich dem Wettbewerb in der neuen Marken-WM stellen und den Weltmeistertitel holen.
Im jeweiligen Abschnitt Entwicklung wird in den Jahren 1976, 1977 und 1978 die Erforschung neuer Technologien beschrieben. Dabei sind diese Kapitel äußerst umfangreich und detailliert beschrieben und zahlreiche Aufzeichnungen aus den Testfahrten werden dem Leser präsentiert. Eine umfangreiche Bebilderung mit zahlreichen Fotos aus den einzelnen Testphasen ermöglichen eine besonders tiefen Eindruck in die zahlreichen Stufen der Entwicklung bis hin zum legendären 935/78, bekannt als „Moby Dick“. Die Entwicklung nach 1978 werden schließlich zusammengefasst, da sich Porsche werksseitig nicht mehr engagierte und den Einsatz ausschließlich von den Kunden durchgeführt wurde.
Zu jeder Entwicklung gehört sinnvollerweise die nachfolgende Rennsaison. Unter den entsprechenden Kapiteln Einsatz und Evolution werden dann alle Rennen die mit Beteiligung der 934 und 935 ausgetragen wurden mit einem kurzen Rennbericht wiedergegeben. Sehr penibel werden hierbei die gestarteten Wagen mit Chassis-Nummer genannt und die Verfolgung der einzelnen Rennen bringt wirklich Freude. Das Buch kann kaum aus der Hand gelegt werden ohne das man das jeweilige Jahresendergebnis weiß. Tolle, prägnante und mitreißende Berichte. Diese Kapitel finden sich jeweils nachgelagert zum Jahr der Entwicklung.
Sicherlich würden nun einige Bücher an dieser Stelle schon aufhören und es wären, wenn denn in diesem Stil wiedergegeben, auch hervorragende Bücher. Die Autoren fanden aber kein Ende und liefern noch die Homologationsblättern und die Betriebsanleitungen für beide Typen durch Orginalscans ab.
Des Weiteren folgt ein sehr umfangreicher Teil in dem jedes einzelne Chassis präsentiert wird. Dazu verwendet das Buch umfangreiches Bildmaterial, kurze Texte zu Historie, eine Tabelle mit Angaben zum verwendeten Motor und Getriebe sowie die Farbe und den Besitzern und abschließend eine Rennhistorie des entsprechenden Rennwagens. Gerade die Abbildungen in den zahlreichen Lackierungen machen das Buch für 934/935-Interessierte unverzichtbar.
Auch die von Rennstallbetreibern auf Werks-Rohkarosse aufgebauten Autos werden nicht vergessen und die Typen wie Kremer K3 werden im selben Rahmen gewürdigt. Abschließend werden auch die Eigenkonstruktionen der „Tuner“ aufgeführt und die Umsetzungen von Joest, Andial oder Fabcar werden auch dargestellt. Toll!
Fazit: Ein tolles Buch! Ohne Wenn und Aber. Der Preis erscheint zunächst hoch, aber für das Gebotene ist dieser absolut gerechtfertigt. Die vielen Abbildungen sind fast ausnahmslos historischen Abbildungen und nehmen so die Leser mit auf eine Reise zurück in die Vergangenheit. Eine wirklich komplette Dokumentation zum Thema Rennwagen Porsche 934 und Porsche 935. Wer aber auf der Suche nach Straßenumsetzungen des Themas 935 ist, wird aber mit diesem Titel nicht gut bedient sein. Hätten die Autoren den Themenbereich auch noch mit einfließen lassen wäre das Buch vermutlich noch mehr explodiert …
Bibliografie: Porsche 934 / 935 – Die komplette Dokumentation: Entwicklung . Einsatz . Historie, Autoren: Jürgen Barth, Bernd Dobronz, 560 Seiten, 285 s/w- und 628 Farbbilder, 230 x 265 mm, gebunden, 79,00 €, ISBN-Nr.: 978-3-613-03348-1
Bestellbar beim Verlag unter: http://motorbuch.de/
Fotos: Porsche, Motorbuch Verlag, Marco Rassfeld
3 Antworten auf „Buchbesprechung – Porsche 934/935 – Die komplette Dokumentation“
[…] Was dann folgt ist die Aufarbeitung in chronologischer Reihenfolge. Allerdings für jedes Werk bzw. Team einzeln. So ist es möglich die vielen Entwicklungen innerhalb der Teams einfacher zu verfolgen – einige Zusammenhänge werden aber leider nicht allzu deutlich. Den Beginn dürfen die Werke Porsche, Lancia und BMW machen. Dies waren die einzigen Hersteller, die eine Werksunterstützung offiziell bestätigten. Porsche war mit dem 935 klarer Primus der Gruppe 5 und als Hersteller von 1976 bis 1978 dabei. Für ein umfassende Chronik des 935 empfiehlt sich das Buch von Jürgen Barth und Bernd Dobronz. […]
[…] Rennsport bestand über einen langen Zeitraum. Das Buch gleicht vom Aufbau dem bereits besprochenen Porsche 934/935-Buch an dem Jürgen Barth ebenfalls beteiligt war. Für Porsche-Fans eine unzichtbare Lektüre […]
[…] Autoren sind im Übrigen schon bekannt durch ihren Titel über die Gruppe 4- und Gruppe 5-Rennwagen Porsche 934 und 935, welches zum Standardwerk geworden ist. Jürgen Barth ist ein echter Insider und kann so mit einer […]