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Buch – Jaguar D-Type – XKD 504 – eine Autobiografie

In der Tradition der Rennwagen von Jaguar stellt der D-Type ein wichtigen Baustein dar. Schließlich war das Modell in 50er Jahren für drei aufeinanderfolgende Gesamtsiege bei den 24 Stunden von Le Mans verantwortlich. Somit stärkte Jaguar sein internationales Ansehen durch die beachtlichen Erfolge im Motorsport. Im Heel Verlag ist ein Buch über einen besonderen D-Type erschienen, dem XKD 504.

Das Buch kommt mit eine edlen Ausstattung daher und wird mit Schmuckschuber geliefert, dazu ist der Titel auf 1.000 Stück limitiert und nummeriert. Alles Zeichen für eine hochwertige Aufmachung, die aber leider hier nicht bewertet werden kann, da der Verlag auf Grund dieser aufwendigen Umsetzung und den hohen Preis von 129 Euro zur Rezension leider kein Echt-Exemplar bereitstellen konnte. So ist ein PDF nun Basis der Rezension und damit konzentriert sich diese auf das eigentlich wichtigste vom Buch – den Inhalt. Das Autorenduo Philip Porter und Chas Parker sind etablierte Autoren, die sich schon durch zahlreiche Bücher über Jaguar und Motorsport einen Namen gemacht haben. Ursprünglich erschien das Buch auch im englischen Verlag Porter Press International, der von Philip Porter im Jahr 2005 gegründet wurde. Dort erschien es im Rahmen der Great Cars-Serie, die inzwischen 12 Titel umfasst und immer ein bestimmtes Chassis eines Rennwagens umfangreich vorstellt. Der Heel Verlag aus Königswinter adaptierte mit dem D-Type-Titel nun das erste Buch für den deutschsprachigen Raum. Das Buch startet zunächst mit den Danksagungen der Autoren und einer kurzen Einleitung, die sowohl auf den D-Type im Allgemeinen, als auch auf den XKD 504 im Besonderen eingehen.

Kapitel 1 blickt dann auf die Anfänge des D-Type und stellt dazu auch die Vorgänger und die Entwicklung vor. So war nach dem verheerenden zweiten Weltkrieg für Jaguar der erstaunlich spontan verwirklichte XK 120 die erste Neukonstruktion mit einem brandneuen Motor. Das XK stand für den verwendeten Motor und die 120 galt als die erreichbare Höchstgeschwindigkeit des Wagens in Meilen pro Stunde. Die knapp über 193 km/h waren zur damaligen Zeit eine echte Ansage und Jaguar spielte so in der höchsten Klasse der Sportwagen mit. So war auch der Einsatz im Motorsport nur eine Frage der Zeit und erste Erfolge stellten sich schnell ein. Die Modellreihe entwickelte sich immer weiter und Jaguar schuf zudem mit dem C-Type einen reinrassiges Rennwagen, der unter anderem für den ersten Jaguar-Sieg in Le Mans im Jahr 1951 verantwortlich war. Er war auch der Vorläufer zum D-Type und die Entstehung des D-Type ist mit einem Zwischenmodell ohne echten Namen verbunden. Das sogenannte Light Alloy Car war das Bindeglied zwischen den beiden Rennwagen und wird im Buch auch vorgestellt. Die offiziellen technischen Angaben zum D-Type gibt das Buch dann ebenfalls noch wieder, auch wenn in dem Dokument noch die Rede von einem XK120C ist. Auch die Prototypen für den D-Type sind ebenfalls zu entdecken und seine Entwicklung kann umfassender kaum nachvollzogen werden. Der erste Renneinsatz war dann beim berühmten Rennen in Le Mans im Jahr 1954. Auch die weiteren Rennen der Saison 1954 mit dem D-Type finden sich wieder und schließich werden auch die Verbesserung für die Folgesaison dargelegt, wobei Chassis XKD 504 der erste D-Type mit einer längeren Front werden sollte.
Unter dem Titel Werks-Renner XKD 504 (1955/1956) werden dann im zweiten Kapitel die Einsätze des Fahrzeuges in den ersten zwei Jahren unter der Regie von Jaguar wiedergegeben. Hierbei sind nicht nur Einsätze im Motorsport zu finden, sondern vielmehr diente XKD 504 oftmals nur als Ersatzfahrzeug oder wurde bei der stetigen Weiterentwicklung eingesetzt. So wurde er nun bei drei Rennen in zwei Jahren mit an die Rennstrecke befördert, davon kam er einmal gar nicht zum Einsatz und die anderen beiden Teilnahmen in Silverstone und auf dem Nürburgring endeten mit einem Ausfall. Spannender sind da schon die zahlreichen Entwicklungsfahrten, bei denen unter anderem auch unterschiedliche Einspritzungen getestet wurden. In diesem Kapitel finden sich zudem noch zwei Portraits der Rennfahrer Jack Fairman und Paul Frère wieder, die am Steuer des D-Type ihr Können zeigen wollten. Bevor XKD 504 an den schottischen Rennstall Ecurie Ecosse verkauft wurde, führte Jaguar noch umfangreiche Arbeiten am Fahrzeug durch.

Die folgenden zwei Jahre war XKD 504 dann im intensiven Renneinsatz, für das schon erwähnte Team Ecurie Ecosse (1957/1958). Wie selbstverständlich bildet dies auch die Grundlage zum nächsten Kapitel. Zunächst wird nach einer kurzen Einführung das besondere Team aus Schottland vorgestellt, welches in der Rennszene der 50er Jahre mit viel Einsatzwillen belebte und auch einige erstaunliche Erfolge gegen diverse Werksteams einfahren konnte. Hierbei waren vor allem die Gründer David Murray und Walter „Wilkie“ Wilkinson maßgeblich an der guten Vorbereitung der Wagen beteiligt und der D-Type war nur einer von vielen Rennwagen, die das Team im Laufe der Jahre einsetzte. Beim Großen Preis von Spa-Francochamps wurde XKD 504 mit Jock Lawrence am Steuer zum ersten Mal von der Ecurie Ecosse eingesetzt und konnte direkt einen sechsten Platz einfahren. 1957 kam es dann noch zu Einsätzen am Nürburgring, wo Ivor Bueb als zweiter Fahrer gemeldet war, in St. Etienne, in Monza mit Ninian Sanderson am Steuer und nochmals in Spa-Francochamps mit Wolfgang Seidel. Zu allen Fahrern liefert das Buch auch ein Kurzportrait und geht auch auf den überraschenden Doppelsieg in Le Mans ein, der Ecurie Echse ebenfalls mit einem D-Type gelang. Hier war zwar XKD 504 nicht am Start, aber der Sieg war natürlich ein Highlight. Für XKD 504 war vor allem das Rennen in Monza etwas besonderes, denn hier stand der Wagen am Start zum Race of two worlds und trat gegen die Indycars aus den USA an. Heute eigentlich ebenso unvorstellbar wie im Jahr 1957. 1958 trat Ecurie Echse mit dem XKD 504 bei vier Rennen an und neben den Reporten hierzu lassen sich auch noch Berichte zu den Fahrern Masten Gregory und Innes Ireland entdecken.
Dann wurde XKD an den Amateurfahrer Mike Salmon verkauft, der in drei Jahren mit stetig wachsendem Erfolg im D-Type unterwegs war. Bei insgesamt 34 Rennen wurde der Jaguar vom Salmon eingesetzt und dabei war er vor allem auf den britischen Inseln auch bei kleineren Veranstaltungen am Start. Dem Jaguar folgte für die Saison 1962 dann ein Aston Martin DB4 GT Zagato mit dem sich Salmon bessere Chancen in den neuen GT-Klassen ausrechnete.

Ende 1961 übernahm dann Peter Sutcliffe den D-Type und ließ ihn für die folgende Saison bei Jaguar mit einer neuer Hinterradnabe ausstatten, um ihn anschließend in das klassische British Racing Green umlackieren zu lassen. Alle Fahrzeuge der Ecurie Ecosse waren stets dunkelblau lackiert, welches dem neuen Besitzer aber nicht gefiel. In fünfzehn Rennen bis zum Märt 1963 konnte er zwar den ein oder anderen Achtungserfolg einfahren, aber zu einem Sieg reichte es im nun schon alten Rennwagen nicht mehr. Ebenso wie sein Vorbesitzer setzte er den D-Type auf den britischen Inseln ein und sein letztes Rennen fuhr er mit XKD 504 in Snetterton, wo der Wagen bei einem schweren Unfall erheblich beschädigt wurde. Sutcliffe wurde dabei glücklicherweise nicht schwerwiegend verletzt und schaffte den D-Type zu Jaguar, wo dieser repariert werden sollte. Der Schaden war allerdings zu groß und Jaguar war es nicht möglich den Wagen zu reparieren, bot aber an die entsprechenden Teile zu liefern. Dabei war sogar von einem neuen Rahmen die Rede. Gleich drei Betriebe wurden dann von Sutcliffe beauftragt den Wagen wieder instand zu setzen und so kam XKD 504 tatsächlich einen neuen Rahmen. Dabei wurde ihm der Rahmen von XKD 505 verbaut, mit diesem Wagen gelang Jaguar der Sieg beim 24 Stunden Rennen in Le Mans im Jahr 1955. Die Darstellung der Instandsetzung ist im Buch unglaublich detailliert beschrieben und bringt sogar die Original-Rechnungen zum Vorschein. Der fertige Wagen wurde nach seiner Fertigstellung im Jaguar-Werk ausgestellt und vermutlich nicht mehr in einem Rennen eingesetzt, ehe Sutcliffe den D-Type zum Kauf anbot.
Der nächste Besitzer wurde dann Neil Corner, der den Wagen vom 1966 bis 1981 im Besitz hatte. Ein erstaunlich lange Zeit, in der XKD 504 in der ersten historischen Rennserie eingesetzt werden sollte. Gleich die ersten beiden Rennen im Castle Combe konnte Corner für sich entscheiden und auch in weiteren Einsätzen bis 1971 konnte Corner einige Rennen für sich entscheiden. Im April 1971 stand der D-Type zum letzten Mal am Start zu einem Rennen und diente dann nur noch im Straßenverkehr.

Das mittlerweile schon siebte Kapitel blickt dann noch auf die späten Jahre der Jaguar D-Type XKD 504. 1981 bis 1995 war der Wagen im Besitz von Peter Vestey, der den Rahmen von XKD 505 wieder ausbauen ließ und durch einen neuen Rahmen, der von der etablierten Firma Lynx Engineering gefertigt werden sollte, ersetzen ließ. Diese Arbeiten sind im Buch sowohl in Bild- als auch in Textform erneut hervorragend dokumentiert und zeugen erneut von der Tiefe, mit der der XKD 504 im unmittelbaren Mittelpunkt des Buches steht. Mit Harry Leventis, abermals Peter Vestey, Cavallino Holdings, Louis Sellyei Jun., Bruce McCaw, Irvine Laidlaw und Christian Gläsel wird die Vita von XKD 504 bis ins heute kompetent nachverfolgt und der Leser erhält somit eine lückenlose Dokumentation über diesen besonderen D-Type. Mit John Pearson stellt das Buch dazu noch eine Person vor, die mit XKD 504 über lange Zeit verbunden war und des Weiteren kann man noch einige Besonderheiten entdecken, die einmalig für einen D-Type sind.
Das letzte Kapitel ist dann eine Fotogalerie, in der sich XKD 504 in vielen Kulissen entdecken lässt und auch viele Details zum Vorschein kommen. Der Anhang bietet dann zum endgültigen Abschluss noch einen Überblick über alle Rennergebnisse des XKD 504 und zeigt einen kompakten Überblick über die große Rennhistorie des D-Type.

Fazit: Das Buch zum Jaguar D-Type XKD 504 ist in vielen Punkten etwas besonders. So kann man zunächst die Entwicklung bis zum Nachfolger des C-Type nachvollziehen und anschließend die Dokumentation eines einzelnen D-Type intensiv erleben. Der XKD 504 hat die meisten Renneinsätze und ein bewegtes Autoleben hinter sich und macht das Buch dadurch besonders interessant. Obwohl er nicht einer der drei D-Type war, der in Le Mans gewinnen konnte, so ist die Story mit einigen besonderen Überraschungen ausgestattet und kann den Leser das gesamte Buch über fesseln. Dabei liefert die umfassende Bebilderung einen Blick auf viele vergangene Momente und liefert auch einige interne Dokumente oder gar interessanten Schriftverkehr zum Rennwagen. Dazu fällt öfters auch der Blick auf die Rennfahrer und weitere wichtige Ereignisse rund um den XKD 504, die nützliche weitere Informationen liefern.
Eine Beurteilung der technischen Umsetzung muss bei dieser Rezension leider entfallen, da lediglich ein digitales Buch zur Verfügung gestellt werden konnte. Die Umsetzung wirkt auf den entsprechenden Bildern aber durchaus interessant und ebenso hochwertig. Mit einem Preis von 129 Euro ist das Buch kein Sonderangebot und sicher ein Fall für den besonders Interessierten. Der Inhalt ist über jeden Zweifel erhaben und kann restlos überzeugen. Wer sich zutraut den Titel auch in Englisch zu lesen, der sollte einen Blick auf den Original-Titel von Porter Press werfen, der deutlich günstiger erhältlich ist.

Bibliografie:
Titel: Jaguar D-Type – XKD 504 – eine Autobiografie
Autor: Philip Porter, Chas Parker
Umfang: 320 Seiten, zahlreiche Farbaufnahmen
Format: 248 x 292 mm
Bindung: gebunden im Schuber
Auflage: 10/2017
Preis: 129,– €
ISBN-Nr.: 978-3-95843-564-3
Bestellbar beim Verlag unter: www.heel-verlag.de

Text: Marco Rassfeld
Fotos: Tim Scott ©2013 Courtesy of RM Auctions, Heel Verlag, Marco Rassfeld

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